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"Die Grippe-Pandemie kommt sicher"

23. Februar 2007

Virologie-Experte Albert Osterhaus zeichnete das düstere Szenario einer globalen Seuche


Als er 1978 kurz vor der Promotion im Fach Virologie stand, wollten seine Kollegen keine fünf Cent auf seine künftigen Berufschancen verwetten. "Die Zeit der Virus-Epidemien ist endgültig vorbei", so die einhellige Meinung der Biologen und Mediziner damals. Heute ist der weltweit führende Virologe Albert Osterhaus ein gefragter und viel beschäftigter Mann.

Es waren Osterhaus und sein Team, die 2003 innerhalb von nur zehn Tagen den SARS-Erreger Coronavirus identifizierten. Die Ermittlung des HIV hat im Vergleich dazu noch zwei Jahre in Anspruch genommen. Seit Jahren ist der gebürtige Niederländer unermüdlich auf der Spur von besonders gefährlichen und schwer fassbaren Viren – wie dem Vogelgrippeauslöser H5N1. Jetzt hielt Osterhaus einen Vortrag in der Heidelberger Print Media Academy über "Epidemien und Pandemien in einer globalisierten Welt" auf gemeinsame Initiative des Europäischen Labors für Molekularbiologie, des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Uni Heidelberg.

"Eins kann ich mit Sicherheit sagen: Die nächste Influenza-Pandemie kommt bestimmt", stellte Osterhaus gleich eingangs fest. Unser Zeitalter biete die optimalen Voraussetzungen für eine lauffeuerartige Verbreitung einer solchen Seuche. Zunehmende Mobilität des Menschen durch den globalen Flugverkehr, der weltweite Handel sowie Kontakte mit exotischen Tieren begünstigten die Verbreitung von Viren. Als im 14. Jahrhundert die Pest über Europa hereinbrach und ein Drittel der Bevölkerung auslöschte, dauerte es noch drei Jahre, bis die Seuche von Sizilien nach Norwegen vorgedrungen war. Die Ausbreitung der Vogelgrippe-Infektionen von der Türkei über Europa Anfang 2006 war eine Frage von wenigen Wochen.

Es sei daher kein Zufall, dass beispielsweise die Aids-Epidemie ausgerechnet jetzt ausgebrochen sei, meint Osterhaus. Seit 1985 seien schätzungsweise 20 Millionen Menschen an Aids gestorben.

"Und die Krankheit wird einen noch viel höheren Tribut fordern", prophezeit Osterhaus.Nicht einmal in 25 Jahren werde es eine Impfung gegen Aids geben, ist der Experte überzeugt.

Durch permanente Veränderung entstehen immer wieder neue Typen von Viren, gegen die der Mensch noch keine Immunität entwickelt hat. Beispiel Vogelgrippevirus: Menschen, die an dem Erreger gestorben sind, haben sich bislang direkt bei den Vögeln angesteckt. Sobald sich jedoch das Virus so weit verändert, dass es mühelos von Mensch zu Mensch überspringt, wird eine Pandemie nicht mehr zu stoppen sein. Es sei denn, Wirtschaft und Politik schlössen sich zusammen und ließen einen neuen Impfstoff gegen die Vogelgrippe entwickeln. Geschätzte 100 Millionen Euro würde dies kosten, so Albert Osterhaus.

YK
© Rhein-Neckar-Zeitung



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