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Beim Thema Gesundheit denkt Prof. Fischer unkonventionell

2. Februar 2007

Der Direktor des neuen Instituts für "Public Health", das zur Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg gehört: "Unternehmen müssen in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren"


Der Friseur als Gesundheitsberater. Undenkbar? "Ganz im Gegenteil", meint Prof. Dr. Joachim Fischer. Der 49-jährige Direktor des neuen Instituts für Public Health will einen Beitrag zum Umdenken im Bereich der Gesundheitsvorsorge leisten und dabei neue und unkonventionelle Wege gehen. Seine Übersetzung von Public Health ist gleichzeitig Programm: "Volksgesundheit".

"Viele Angebote zur Vorsorge werden von den Menschen doch gar nicht angenommen", bemängelt Dr. Fischer. "Wir müssen dahin gehen, wo wir an die Leute herankommen. Also, warum nicht beim Friseur? Statt Hochglanzbroschüren zu drucken, könnten wir Friseure schulen, mit ihren Kunden darüber zu sprechen, etwas für ihre Gesundheit zu tun."

Man müsse Gesundheitsprävention nicht mit Verboten, sondern mit "Lust und Laune" verbinden, sagt der Professor und man merkt ihm an, dass dies für ihn eine Herzensangelegenheit ist. Und so hat sein Institut in Zukunft einiges vor. Beispielsweise die Verbesserung des betrieblichen Gesundheitsmanagements, um Krankheitspensionierungen der Mitarbeiter zu reduzieren. Oder die Erforschung etwaiger Zusammenhänge zwischen beruflichem Stress und schnellerem Altern.

Das Institut für Public Health ist Teil des "Zentrums für Medizin und Gesellschaft" der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg. Dort hat man erkannt, dass Deutschland in Bezug auf den Gesundheitssektor vor gewaltigen Herausforderungen steht. So sorgt der demografische Wandel für eine Zunahme zahlreicher Erkrankungen von Diabetes über Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zu chronischen Schmerzleiden. Die Angst um den Arbeitsplatz und die zunehmend höhere Arbeitsbelastung schlagen sich in psychischen Erkrankungen, Sucht und Depressionen nieder.

Die derzeitigen medizinischen Versorgungsstrukturen seien dieser Entwicklung nicht gewachsen. Deshalb müsse man die bisherigen Ansätze durch Strukturen, die auf Frühintervention, Prävention und Gesundheitsförderung ausgerichtet sind, ergänzen. "Unser Ziel muss es sein, dass ein 65-jähriger Arbeitnehmer in zehn Jahren wesentlich fitter und belastbarer ist, als heutzutage", blickt Professor Fischer voraus.

"Deshalb wird unser Institut Betriebe künftig bei gesundheitsfördernden Projekten unterstützen", ergänzt der Direktor und verrät, dass Vorarbeiten zu einer Kooperation mit einem großen Industrieunternehmen in der Metropolregion schon weit vorangeschritten sind. "Langfristig sind wirtschaftlicher Erfolg und die Gesundheit der Mitarbeiter eng verbunden. Wir werden deshalb mehrere tausend Mitarbeiter über einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren begleiten. Das führt zu fundierten Erkenntnissen", ist Fischer vom wissenschaftlichen Erfolg überzeugt.

Deutschland hinke der Entwicklung in punkto Public Health derzeit noch hinterher, bedauert der Professor. "Holland, die Schweiz und die nordischen Länder sind konzeptionell schon viel weiter. Italien etwa hat uns, was den Schutz vor Tabakrauch angeht, längst überholt." Aber in der Industrie werde es schon bald ein heftiges Erwachen geben, ist sich Fischer sicher. "Dann wird die Bereitschaft auch hierzulande größer sein, in die Gesundheit der Mitarbeiter zu investieren."

Am heutigen Freitag nimmt das Institut offiziell seine Arbeit auf, die Vorbereitungen haben im Juni 2006 begonnen, als Dr. Fischer "dem Ruf" der Universität Heidelberg gefolgt ist. Zuvor war er lange Jahre in der Schweiz tätig, der Abschied ist ihm nicht leicht gefallen, versichert er. Nach fünf Tagen "innerer Klausur" in einem Kloster sei dann die Entscheidung für Mannheim-Heidelberg gefallen, lächelt der Professor und betont, dass er gern in die Metropolregion gekommen ist. "Ein neues Institut aufzubauen ist schließlich eine reizvolle Aufgabe."

Stefan Hagen
© Rhein-Neckar-Zeitung


Info: Institut für Public Health, 68167 Mannheim, Ludolf-Krehl-Straße 7-11, Telefon 0621/3839910.



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