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Der Löwe kündigt den Frühling an

8. Februar 2007

Der Sternhimmel im Februar – Wintersechseck gegen 20.00 Uhr im Süden zu beobachten


Das Sternbild des Monats (Fuhrmann)  
Das Sternbild des Monats (Fuhrmann) aus dem Bode Atlas (Astaria Verlag)
 

Alle Sternbilder des Wintersechsecks – Fuhrmann, Stier, Orion, Großer Hund, Kleiner Hund und Zwillinge – sind nun gegen 20.00 Uhr im Süden zu sehen. Hoch in Zenit wandern gerade die Zwillinge. Im Westen kann man noch die Herbststernbilder Andromeda, Pegasus, die Fische und den Walfisch tief über dem Horizont sehen. Im Südosten ist der Löwe auf der Himmelsbühne erschienen und kündigt den kommenden Frühling an. Das Sternbild Krebs – zwischen den Zwillingen und dem Löwen – ist wegen seiner schwachen Sterne nur schwer zu erkennen. Der Ringplanet Saturn strahlt hell zu Zeit im Sternbild Löwe. Das Sternbild des Monats: der Fuhrmann.

Vor langer Zeit lebte in Äthiopien der junge Phaeton mit seiner Mutter Klymene und König Merops, seinem Stiefvater. Sein wirklicher Vater war jedoch Helios, der Sonnengott und Lenker des Sonnenwagens. Eines Tages brüstete sich Phaeton vor einem Freund seiner göttlichen Herkunft, doch dieser wollte ihm nicht glauben. Selbst von Zweifeln geplagt, ging Phaeton zu Helios. Dieser versicherte ihm: "Du bist mein würdiger Sohn. Zum Beweis verlange von mir, was du willst, und ich werde deinen Wunsch erfüllen." Da bat ihn Phaeton, den Sonnenwagen lenken zu dürfen. Bestürzt versuchte der Sonnengott, ihn von dem gefährlichen Vorhaben abzubringen, doch Phaeton hörte nicht auf den väterlichen Rat. An sein Versprechen gebunden, führte Helios seinen Sohn zum Sonnenwagen. Er setzte ihm die Strahlenkrone auf und ermahnte ihn eindringlich: "Meide den Südpol und im Norden das Sternbild der Bärin! Halte den Wagen genau in der Mitte zwischen Himmel und Erde, damit beide gleichmäßig erwärmt werden!" Frohgemut bestieg Phaeton das himmlische Gespann, nahm die leichten Zügel in die Hände und fuhr los. Der himmlische Raum breitete sich um ihn herum aus, doch als er auf die Länder tief unter sich blickte, schwindelte ihm. Betäubt und geblendet vom Licht des Wagens entglitten ihm die Zügel. Die Rosse rasten nun, wo immer ihr Ungestüm sie hintrieb. Bald stürmten sie steil in die Höhe, bald hinab in die Tiefe. Mächtige Flammen ergriffen die Erde, das Land wurde rissig und dürr, Flüsse trockneten aus, und ganze Städte verbrannten. In ihrer großen Not rief die Erdgöttin Gaia Zeus zu Hilfe. Empört über die ungeheuerliche Zerstörung schleuderte dieser einen Blitz auf den Lenker des Sonnenwagens. Wie ein verglühender Stern stürzte Phaeton vom Himmel herab in den großen Fluss Eridanus. Zum Trost für den unglücklichen Helios leuchten nun Phaeton als Sternbild Fuhrmann und der Fluss Eridanus am Nachthimmel. Sonne, Mond und Planeten Vollmond ist am 2. Februar, Neumond am 17. Merkur lässt sich im ersten Monatsdrittel gut beobachten. Venus ist wieder als strahlender Abendstern zu bewundern. Mars ist nicht sichtbar. Jupiter kann am Morgenhimmel am Sternbild Schlangenträger beobachtet werden. Der Ringplanet Saturn zeigt sich in Februar sehr hell im Sternbild Löwe. Uranus, Neptun und der Zwergplanet Ceres sind alle zu nahe an der Sonne und können deshalb nicht beobachtet werden. Gegen Ende des Monates kann der Zwergplanet Pluto im Sternbild Schütze aufgespürt werden.

Der eine oder andere Hobbyastronom in Europa mag Anfang/Mitte Januar das Glück gehabt haben, einen neuen Schweifstern namens McNaught sehen zu können. Dieser Mitte letzten Jahres von Australien aus entdeckte Komet erreichte am 12. Januar den sonnennächsten Punkt seiner lang gestreckten Bahn. Leider strebte er zu dieser Zeit bereits südlicheren Gefilden entgegen, so dass er von der Nordhemisphäre nur noch schlecht sichtbar war. Für Bewohner der Südhalbkugel bot sich in den zurückliegenden Wochen allerdings ein spektakuläres Himmelsschauspiel. Soweit man weiß, ist der diesjährige Besuch von Komet McNaught sein allererster. Dafür spricht, dass er im föhnigen Sonnenwind sehr viel Staub verliert. Dementsprechend konnte man einen ausgedehnten, sich bis zu 60 Grad über den Himmel erstreckenden Staubschweif sehen. Der eigentliche Kern des Kometen wurde zwischenzeitlich heller als die Venus, so dass einige ihn sogar am Tag gesichtet haben (im Internet findet man zahlreiche Augenzeugenberichte und Aufnahmen).

Damit ist McNaught der hellste Komet der zurückliegenden 30 Jahre. Ein solch unerwartetes Ereignis zeigt, dass wir in einem Sonnensystem voller Dynamik leben. In den Außengebieten des Sonnensystems befinden sich noch die Überbleibsel des Entstehungsprozesses unseres Sonnensystems. Diese Himmelskörper werden von Planethologen als Trans Neptun Objekte (kurz TNOs) bezeichnet. Hochrechnungen, die auf Beobachtungen basieren, deuten an, dass es mindestens eine Million Milliarden (10 hoch 15) TNOs gibt! Nur wenige dieser Objekte machen sich je auf den Weg Richtung inneres Sonnensystem, und nur wenige kommen je an. Diesen segensreichen Umstand haben wir dem Gasplaneten Jupiter zu verdanken, der mit seiner gewaltigen Anziehungskraft das innere Sonnensystem vor einem Dauerbombardement schützt.

Nichtsdestotrotz machen sich die Astronomen Sorgen um die Sicherheit der Erde. Je genauer man hinschaut, desto mehr Objekte entdeckt man, die die Erdbahn kreuzen. Wie uns nicht zuletzt Hollywood bunt vor Augen geführt hat, könnte der Einschlag eines mehrere Kilometer großen Asteroiden verheerende Folgen für die Menschheit haben. Deshalb sind Beobachtungskampagnen gestartet worden, mit dem Ziel, solche ungebetenen Gäste frühzeitig zu erkennen, um gegebenenfalls Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Während sich Hobbyfotografen derzeit mit 10 Megapixeln begnügen, sind die Profis mittlerweile bei Kameras mit 1000 Megapixeln angelangt. Auch wenn es keine hundertprozentige Sicherheit gibt, so haben wir heutzutage doch die Mittel, um ein mit dem Aussterben der Dinosaurier vergleichbares Ereignis abzuwenden.

Dr. Cecilia Scorza de Appl, Dr. Andreas Korn
Landessternwarte
Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg
© Rhein-Neckar-Zeitung


Info: Dank der Unterstützung von SAP bietet die Astronomieschule an der Landessternwarte Workshops zu verschiedenen Themen der Astronomie für Kindergärten, Grundschulen und Gymnasien kostenlos an.


Weitere Infos:
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cscorza@lsw.uni_heidelberg.de


Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter Tel. 06221 541706 (12.00-16.00 Uhr)



Rückfragen bitte an:
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Pressesprecher der Universität Heidelberg
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