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Wichtige Herrschaftszentrale der Vergangenheit

20. Januar 2007

Deutsche Geschichte V: der Heidelberger Historiker Bernd Schneidmüller über "Die Kaiser des Mittelalters. Von Karl dem Großen bis Maximilian I."


Einen Kaiser gibt es heute nur noch im demokratischen Japan. Dort nennt er sich Tenno, und er ist mehr ein himmlischer Souverän denn ein irdischer. In Europa jedoch sind die Kaiser ausgestorben und leben allenfalls noch im Kaiserwetter oder als Kaiserschnitt weiter – sieht man einmal von Kaiser Franz ab, der über den König Fußball herrscht oder herrschen möchte.


Die Herrscher des Mittelalters stießen häufig an die Grenzen ihrer Macht


Ganz ähnlich verhält es sich mit den Kaisern des Mittelalters. Denn auch sie stießen mehr oder minder häufig an die Grenzen ihrer Macht – vor allem im Konflikt mit der Kirche: "In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entwickelten die Päpste ein neues Selbstbewusstsein von Amt und Autorität in Kirche und Welt.

Die Konflikte mit den Königen und Kaisern bildeten eine Wendezeit der europäischen Geschichte", schreibt Bernd Schneidmüller hierzu in seinem Buch "Die Kaiser des Mittelalters", das einen knappen, aber präzisen Abriss über die Historie der Mächtigen zwischen Karl dem Großen und Maximilian I. gibt.

Adler auf dem Grablegebild Kaiser Heinrichs VII.; es stammt aus einer Bilderhandschrift für Erzbischof Balduin von Trier (14. Jahrhundert).  
Adler auf dem Grablegebild Kaiser Heinrichs VII.; es stammt aus einer Bilderhandschrift für Erzbischof Balduin von Trier (14. Jahrhundert).
Foto: Titelbild

Bernd Schneidmüller – Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Heidelberger Ruperto Carola – arbeitet sich hierbei an den einzelnen entscheidenden Stationen entlang und beleuchtet die Entwicklungen des Römischen Kaisertums, ausgehend von den Ideen Karls des Großen bis zum Jahr 1519, das insofern eine tief greifende Zäsur darstellt, als doch die Rom- und Italienpolitik der mittelalterlichen Kaiser unter Maximilians Enkel und Nachfolger Karl V. von "den globalen Perspektiven des spanischen Weltreichs" abgelöst wurde. "In ihm ging die Sonne nicht mehr unter. Die Habsburger regierten zwar weiter aus dem römischen Kaisertum heraus. Doch sie überlebten es gut", meint Bernd Schneidmüller dazu.

Insofern führt der Untertitel des Buchs ein wenig in die Irre, widmet sich der Heidelberger Autor doch nicht nur den Kaisern des Mittelalters von Karl dem Großen bis Maximilian, sondern auch – wenngleich in begrenzterem Rahmen – den grundlegenden antiken Wurzeln der Kaiseridee sowie den Jahren zwischen 1519 und dem Erlöschen des Heiligen Römischen Reiches 1806. Interessant zu lesen ist hier vor allem auch das aufschlussreiche Verhältnis zwischen der Institution des Kaisertums und den Menschen, die sie gestaltet haben.

Grundsätzlich richtet sich das präzise und verständlich geschriebene Buch an alle, die sich einen raschen Überblick über eine der wichtigsten Herrschaftszentralen des Mittelalters verschaffen und dabei erfahren möchten, wie sich diese Macht im Laufe der Jahrhunderte – auch im Kampf mit anderen Mächten wie den Päpsten – verändert hat.

Beispielsweise für Studierende des Fachs Geschichte, für die das Buch von besonderem Interesse sein dürfte, und all jene, die sich tiefer in das Thema einlesen wollen, ist zudem die wichtigste weiterführende Literatur aufgelistet. Außerdem verfügt der in der Reihe "C.H. BeckWissen" erschienene Titel über eine Liste der Kaiser des Mittelalters zwischen 800 und 1519 sowie über ein Register der Personen- und Ortsnamen, wie es sich für eine profunde Einführung gehört.

Heiko P. Wacker
© Rhein-Neckar-Zeitung

Info: Bernd Schneidmüller: "Die Kaiser des Mittelalters. Von Karl dem Großen bis Maximilian I.". C.H. Beck Verlag, München 2006. 128 S., 2 Karten, broschiert; ISBN 3-406-53598-4, 7,90 Euro.



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