Siegel der Universität Heidelberg
Bild / picture

Universität rückt den Wasservögeln auf den Leib

10. Januar 2007

Wissenschaftler kontrollieren Tiere auf Vogelgrippe-Virus – Land startet zwei Millionen Euro teures Forschungsprogramm


Sie sehen gesund und munter aus, watscheln behäbig vor sich hin, doch ob die Enten, Schwäne und Schwanengänse am Neckarvorland wirklich gesund sind, weiß niemand. Dabei ist es gerade einmal zehn Monate her, dass das benachbarte Mannheim zum Sperrbezirk erklärt wurden, weil im Hafenbecken eine tote Wildente trieb, die mit dem Vogelgrippe-Erreger infiziert war.

Das Land Baden-Württemberg will es jetzt genau wissen und startet ein auf zwei Jahre angelegtes Forschungsprogramm "Wildvögel und Vogelgrippe" in 13 Städten und Gemeinden; zwei Millionen Euro gibt die Landesregierung dafür aus. Federführend für Heidelberg ist Professor Michael Wink, Direktor des Instituts für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie der Universität. "Das Thema Vogelgrippe ist momentan zwar nicht aktuell, kann es aber jederzeit wieder werden", so Professor Wink gegenüber der RNZ.

Besonders anfällig für Vogelgrippe sind Tiere, die bereits geschwächt sind, beispielsweise durch einen langen, harten Winter wie 2006. Da Heidelberg und Mannheim sowie das Rhein-Neckar-Dreieck zu den am dichtesten besiedelten Gebieten Baden-Württembergs gehören, sei es wichtig, zu erforschen, wie sich die Vogelgrippe-Viren verbreiten. Bisher seien aber nur tote Tiere untersucht worden; jetzt rücken Wildvögel, die unmittelbar mit Menschen in Kontakt kommen, in den Fokus der Untersuchungen.

"Das sind besonders Wasservögel, aber auch Tauben und Kleinvögel in Gärten und an Futterstellen", so der Wissenschaftler. Allein am Neckarufer tummeln sich bis zu 50 Wasservögel und verschmutzen Ufer und Gras mit ihren Hinterlassenschaften. In zwei bis drei Wochen will Wink mit seinem Team zunächst anfangen, Schwanengänse am Neckarvorland einzufangen; dann bekommen die Tiere einen Erkennungsring. Die Mitarbeiter des Projekts werden regelmäßig Proben von Blut, Speichel und Kot der Vögel nehmen und auf H5N1 untersuchen. "Nach bisherigen Erkenntnissen kann sich ein Mensch bei einem Wasservogel nur infizieren, wenn er ihm sehr nahe kommt", so Professor Wink. Besonders infiziert sei bei Vögeln der Bronchialtrakt, "der Kot ist nicht hochinfektiös".

Die entnommenen Proben werden am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Heidelberg getestet; durch immunologische Blutuntersuchungen soll geprüft werden, ob die Vögel bereits früher in Kontakt mit H5N1 gekommen sind und Antikörper entwickelt haben. Sollte eine Probe positiv ausfallen, wird weiter untersucht, um welchen Virustyp es sich handelt, und ob der erkrankte Vogel noch an anderen Krankheiten leidet, beispielsweise an Salmonellen oder Blutparasiten. Das geschieht nicht mehr in Heidelberg, sondern in einem speziellen Referenzlabor auf Hiddensee.

"Wir werden auch die DNA untersuchen und so feststellen, woher die Vögel kommen", erläuterte Professor Wink. In zwei Jahren werden die Wissenschaftler so herausgefunden haben, wie sich die Population der Heidelberger Vögel zusammensetzt, ob viele Zugvögel darunter sind, und woher sie kommen.

"Wir warten nur noch auf die Genehmigung des Regierungspräsidiums in Karlsruhe, dann geht es los", so Professor Wink. Die Öffentlichkeit soll über das Projekt und seine Ergebnisse fortlaufend informiert werden, "wir wollen Ängste abbauen und schon aktiv werden, bevor eine Gefahr besteht", so Wink.

Ingeborg Salomon
© Rhein-Neckarzeitung

 



Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
www.uni-heidelberg.de/presse

Irene Thewalt
Tel. 06221 542311, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de

Seitenbearbeiter: Email
zum Seitenanfang