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Kurz, spannend und englisch

15. Januar 2007

"Kreatives Schreiben": Shortstories von Heidelberger Studierenden


Kann man Dichten unterrichten? Vor einigen Jahren wurde im Rahmen der Heidelberger Poetik-Dozentur heftig darüber gestritten, doch man kam zu keinem Ergebnis. Es fehlte bis dahin an der Universität Heidelberg auch an Erfahrungen.

Aber jetzt kommt eine Art Antwort darauf, gegeben von Studierenden des Anglistischen Seminars. Denn unter Leitung von Peter Bews wurde dort ein Kurs "Kreatives Schreiben" abgehalten.

Man kam dabei insgesamt zum Ergebnis, zwar könne man Dichten mitnichten unterrichten, wohl aber könne man beim Schreiben den eigenen Stil weiterentwickeln und perfektionieren. So Peter Bews, der sich sonst auf Assistenz und Catering beschränkte. Was beweist: Wenn Studierende die Sache selbst in die Hand nehmen, schadet das gar nicht. Also saß man nicht nur über seiner selbst verfassten Shortstory, sondern man legte sich diese gegenseitig vor, diskutierte mit Leidenschaft und kritisierte konstruktiv. Es kam Gutes dabei heraus.

Nun ist das Seminar sogar zum Buch geworden und die wahrscheinlich bislang einzige Sammlung englisch geschriebener literarischer Texte, deren Verfasser und Verfasserinnen muttersprachlich Deutsche sind. Es wurde skurril mit dem kosmonautisch anmutenden Titel "Gagarin's Underpants" bekleidet: Darunter verbergen sich 17 höchst individuelle Neuinterpretationen einer Gattung mit großer Tradition.

Das Ergebnis ist schlicht toll und ein Panorama heutiger junger Kreativität. Es finden sich fast alle Genres, ob Science Fiction, ob Kriegs-Drama, ob Ehe-Krimi. Auch sprachlich zeigt sich Vielfalt, ob postmodern, ob lakonisch, ob dunkel und komplex, ob ironisch. Es scheint alles da zu sein, was Literatur bieten kann. Verblüffend dabei vor allem die erzählerische Kraft und Energie, die oft in den bisweilen kaum mehr als zehn Seiten langen Texten steckt.

Soll man kleine Höhepunkte herausheben? Vielleicht die wahrlich giftige "Sally" von Christine Ritz oder die lateinamerikanische angehauchte erotische Komplikation "The Inheritance of Mario Salcedo" von Carolina S. Scipioni? Spannend sind generell die Hintergründe und Umfelder der jeweiligen Autoren, die sich bisweilen in den Texten offenbaren.

Leider fehlen biografische Angaben. Die hätten die Studis schon verdient gehabt.

Franz Schneider
© Rhein-Neckar-Zeitung


Info: Matthias Mösch, Oliver Plaschka (Hg.): Gagarin's Underpants. Books on Demand Norderstedt 2006, 275 S., 15,60 Euro



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