Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WiSe 2005/2006

Vorlesungen

Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients
von den Anfängen bis zur Gegenwart [V]

Werner Arnold, Susanne Enderwitz, Stefan M. Maul, Michael Ursinus
Vorlesung, 2 SWS
Do, 8:30 - 10:00, SenS
ab 20.10.2005
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzungen: Keine; für Hörer aller Fakultäten.
Inhalt:
Die Vorlesung bietet einen Überblick über Geschichte und Kulturgeschichte des Vorderen Orients (Syrien, Palästina, Arabische Halbinsel, Anatolien, Mesopotamien und Iran) von der sog. "Neolithischen Revolution" bis in die Gegenwart.
Empfohlene Literatur:
Themenschwerpunkt Altorientalistik:
B. Hrouda (Hrsg.), Der Alte Orient. Geschichte und Kultur des alten Vorderasien, Gütersloh 1991; H. Klengel (Hrsg.), Kulturgeschichte des Alten Vorderasiens, Berlin 1989; W. von Soden, Einführung in die Altorientalistik, Darmstadt 1985; J. Sasson (Hrsg.), Civilizations of the Ancient Near East [4 Bände], New York 1995.
Einführung in die Geschichte des Alten Orients [V]
Hartmut Waetzoldt, Claus Ambos, Stefan Jakob, Jaume Llop,
Hanspeter Schaudig, Rita Strauß, Wiebke Meinhold
Vorlesung, 2 SWS, Pflichtveranstaltung für alle Studierenden im Grundstudium
Di, 16:15 - 17:45, SenS
Inhalt:
Dies ist der erste Teil einer Ringvorlesung zum Alten Orient, deren zweiter Teil im Sommersemester als "Einführung in die Kulturgeschichte des Alten Orients" folgen wird. Die beiden Vorlesungen bilden als fester Bestandteil des Curriculums eine Pflichtveranstaltung für alle Studenten der Altorientalistik und vermitteln das Basiswissen, welches der Zwischenprüfung zugrunde liegt.
Empfohlene Literatur:
Literaturlisten zu den jeweiligen Themen werden von den Referenten bereitgestellt.

Seminare und Übungen

Neuassyrische Privaturkunden [S]

Stefan M. Maul
Seminar, 2 SWS
Fr, 10:15 - 11:45, SandG 010
ab 21.10.2005
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzungen: Kenntnisse des Akkadischen und der Keilschrift.
Leistungsnachweise: Referate und kursbegleitende Übungen.
Inhalt:
Als im ausgehenden 7. Jh. v. Chr. Meder und Babylonier das neuassyrische Reich zu Fall brachten, wurden nicht nur Tempel und Paläste zerstört. Feuersbrünste vernichteten auch die Wohnviertel zahlreicher Städte. Unter dem Schutt der zusammengestürzten Mauern von Privathäusern wurden nicht selten kleine Tontafelsammlungen entdeckt. Es handelte sich dabei um Familienarchive, in denen Urkunden aufbewahrt wurden, die den Nachweis über Besitzverhältnisse, Rechte und Pflichten liefern. Kaufurkunden (Grundstückskauf; Immobilienkauf; Sklavenkauf), Schuldscheine und Krediturkunden, Heirats- und Scheidungsurkunden, Eheverträge, Adoptionsurkunden und gerichtlich beurkundete Erbteilungen, Verträge und Gerichtsurteile geben Einblick in das Rechtsleben des Alltags in neuassyrischer Zeit. Im Rahmen des Seminars soll ein Überblick über die unterschiedlichen Typen neuassyrischer Privaturkunden und die Rechtskultur der neuassyrischen Zeit vermittelt werden. Es werden sowohl publizierte, als auch unveröffentlichte Texte gelesen.
Empfohlene Literatur:
J. N. Postgate, Fifty Neo-Assyrian Legal Documents, Warminster 1976; K. Radner, Die neuassyrischen Privatrechtsurkunden als Quelle für Mensch und Umwelt, SAAS 6, 1997.
Einführung in die Keilschriftepigraphie [Ü]
Stefan M. Maul
Übung, 3 SWS
Do, 10:30 - 13:00, Tontafelsammlung
ab 27.10.2005
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzungen: Akkadisch I und II.
Leistungsnachweise: Referate, kursbegleitende Übungen und schriftliche Hausarbeiten.
Inhalt:
Nur sehr wenige Erfindungen haben die menschliche Kultur so nachhaltig beeinflußt wie die Erfindung der Schrift. - Die Idee der Schrift, auf der unsere gesamte Kultur fußt, entstand im letzten Drittel des 4. vorchristlichen Jahrtausends im südlichen Zweistromland. In der dort zu hoher Blüte gelangten städtischen Kultur hatte sich ein komplexes, zentral gelenktes Wirtschaftssystem herausgebildet, das ohne ein systematisches Erfassen der wichtigsten Verwaltungsvorgänge nicht mehr zu überblicken und damit an die Grenzen seines Wachstums gestoßen war. Die Einführung eines Notationssystems, eben der frühesten Form der Schrift, ermöglichte Lohnbuchhaltung und exakte Buchführung über Einnahmen und Ausgaben und ließ erstmals wirtschaftliches Planen auch im großen Stile zu. Aus Bildzeichen entstand ein kompliziertes Schriftsystem von Wort- und Silbenzeichen, die - aus keilförmigen Elementen zusammengesetzt - mit einem Griffel in noch plastischen, zu Tafeln geformten Ton gedrückt wurden. Im Rahmen der Übung sollen die Bedingungen, die in Mesopotamien zur Erfindung der Schrift geführt haben, sowie die möglichen Vorformen der Schrift vorgestellt und diskutiert werden. Darüber hinaus wird untersucht, wie sich im Laufe der Zeit aus einer Bilderschrift mit einem potentiell unbegrenzten Zeichenbestand ein Schriftsystem entwickelte, das mit einem Minimalbestand von etwa 80 Zeichen alle nur denkbaren Sachverhalte und die Lautung jeder beliebigen Sprache abbilden konnte. Es wird dem spannenden Phänomen nachgegangen, daß es in der mesopotamischen Keilschrift keine Orthographie gab, sondern nebeneinander simple, komplexe, kryptische und sogar chiffrierende Schreibkonventionen existierten. Gegenstand der Übung ist ferner die Frage, welche Rolle die Schrift und ihre Verbreitung bei Kulturtransfer und Globalisierung im Alten Orient spielte, sowie die Geschichte der Entzifferung der Keilschrift. Die Themenbereiche Schriftentstehung und Schriftentwicklung sollen durch Referate erschlossen werden. Darüber hinaus wird das Autographieren von Keilschrifttexten sowie der praktische Umgang mit Schreibgriffeln und Ton (das Schreiben von Tontafeln) geübt. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist das Bergen und Restaurieren von Tontafeln.
Empfohlene Literatur:
B. André-Leicknam, Naissance de l'écriture. Cunéiformes et hiéroglyphes, Ausstellungskatalog der Galeries nationales du Grand Palais. 7 mai-9 août 1982, Paris 1982. - J. Bauer, R. K. Englund, M. Krebernik, Mesopotamien. Späturuk-Zeit und Frühdynastische Zeit. Annäherungen 1 herausgegeben von Pascal Attinger und Markus Wäfler, OBO 160/1, Freiburg, Schweiz, 1998. - Peter D. Daniels, The Decipherment of Ancient Near Eastern Scripts, in: Sasson, J. (Hrsg.), CANE I (1995), 81-92. - ders. und W. Bright (Hrsg.), The World's Writing Systems, New York, Oxford (OUP) 1996. - G. R. Driver, Semitic Writing, 3. Aufl., ed. S. A. Hopkins, London (Oxford Univ. Press) 1976. - D. O. Edzard, Reallexikon der Assyriologie Band 5 (1976-1980), Stichwort: Keilschrift. - ders., Le développement de l'écriture cunéiforme: le fonctionnement de l'écriture sumérienne, in: En Syrie. Aux Origines de l'Écriture. Avant-propos de Charles Bertin, 1997, 33-39. - H. J. Nissen, P. Damerow, R. K. Englund, Frühe Schrift und Techniken der Wirtschaftsverwaltung im alten Vorderen Orient. Informationsspeicherung und -verarbeitung vor 5000 Jahren, Berlin 1990. - D. Schmandt-Besserat, Record Keeping Before Writing, in: J. Sasson (Hrsg.), CANE IV (1995), 2097-2106. - E. Schrader, Die Basis der Entzifferung der assyrisch-babylonischen Keilinschriften, ZDMG 23 (1869), 337-374. - C. B. F. Walker, Reading the Past: Cuneiform, London 1987.
Einführung ins Akkadische (Akkadisch I) [Ü]
Stefan M. Maul
Übung, 2 SWS
Fr, 8:15 - 9:45, SandG 010
Inhalt:
Die Übung führt in die Grammatik der akkadischen Sprache und die Grundelemente der Keilschrift ein. Im Zentrum der Ausführungen steht die altbabylonische Sprachstufe. Das Akkadische, das zur Familie der semitischen Sprachen gehört, ist die am weitesten verbreitete und am besten verstandene Sprache der altorientalischen Welt. Das Erlernen des Akkadischen ist daher obligatorischer Bestandteil des Altorientalistik-Studiums.
Empfohlene Literatur:
W. von Soden, Grundriss der akkadischen Grammatik, AnOr 33, 3. Aufl. Roma 1995. - C.B.F. Walker, Cuneiform, London 1987.
Tutorium zu Akkadisch I [Ü]
J. Llop
Übung, 2 SWS,
Mo, 9:00 - 10:30, Assyr. Keller
Glyptik der Akkade- und der Ur III-Zeit in Mesopotamien und Syrien [S]
Peter A. Miglus, Hartmut Waetzoldt
Seminar, 2 SWS, Schein, archäologisch-philologisches Seminar
Di, 11:15 - 12:45, RI 210
Ort: s.A.
ab 25.10.2005


Die Dichtung: "Ratschläge des Schuruppak an seinen Sohn Ziusudra" [S]

Hartmut Waetzoldt
Seminar, 2 SWS
Mo, 15:30 - 17:00, Assyr. R 103
Beginn: Montag, 24. Oktober 2005
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzung: Zwischenprüfung in Assyriologie.
Inhalt:
Die Ratschläge des Schuruppak nehmen unter den Werken der sumerischen Literatur eine Sonderstellung ein. Dies gilt sowohl für den Inhalt als auch für die Überlieferungsgeschichte. Es handelt sich nicht um eine fortlaufende Erzählung, sondern Schuruppak äußert eine Weisheit nach der anderen, ohne daß man gelegentlich den logischen Zusammenhang erkennt. Manchmal handelt es sich um Sprichwörter, die auch in einer der großen Sprichwortsammlungen vorkommen.
Die Überlieferunsgeschichte spannt sich über einen Zeitraum von 1400 bis 1500 Jahren. Wir besitzen drei verschiedene sumerische Fassungen, die älteste aus Abu Salabikh (ca. 2600-2500 v.Chr.), eine jüngere altakkadische aus Adab (ca. 2300 v.Chr.) und eine altbabylonische (ca. 1850 v.Chr.). Die jüngste Fassung ist akkadisch geschrieben und stammt aus der Bibliothek Tiglatpilesars (ca. 1100 v.Chr.). Sie stellt, soweit erkennbar, eine Übersetzung der altbabylonischen Fassung dar.
Empfohlene Literatur:
B. Alster, The Instructions of Suruppak. (Mesopotamia. Copenhagen Studies in Assyriology,10). Copenhagen 1974.
Ders., "Additional Fragments of the Instructions of Shuruppak", Aula Orientalis 5 (1987), 199-206.
Ders., "Early Dynastic Proverbs and Other Contributions to the Study of Literary Texts from Abu Salabih", Archiv für Orientforschung 38 (1992), 1-51.
Ders., "Shuruppak's Instructions -- Additional Lines Identified in the Early Dynastic Version", Zeitschrift für Assyriologie 80 (1990), 15-19.
Ders., "Sumerian Canonical Compositions. C. Individual Focus. 1. Instructions.", in: W.W. Hallo (ed.), The Context of Scripture, I: Canonical Compositions from the Biblical World, 1997 , 569-570 (ll. 14-50, 153-164).
Ders., "Sumerian Canonical Compositions. C. Individual Focus. 1. Proverbs.", in W.W. Hallo (ed.), The Context of Scripture, I: Canonical Compositions from the Biblical World, 1997 , 563-568. P. 568 (ll. 266-268)
M. Civil, "Notes on the "Instructions of Shuruppak"", Journal of Near Eastern Studies 43 (1984), 281-298. Ll. 95-138. Ders., More Additional Fragments of the Instructions of Shuruppak. Aula Orientalis 5, 1987, 207-210.
D.F. Foxvog, Rezension zu Alster, Instructions of Shuruppak. In: Orientalia 45, 1976, 371-374
W.H.Ph. Römer/W. von Soden/O. Kaiser (ed.), Weisheitstexte, 1 (Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, III, 1), Gütersloh, 1990, 48-67.
C. Wilcke, "Philologische Bemerkungen zum Rat des Shuruppag", Zeitschrift für Assyriologie 68 (1978), 196-232.
Internet: www-etcsl.orient.ox.ac.uk/section5/c561.htm


Sumerische Gottesbriefe und Gebete [S]

Hartmut Waetzoldt
Seminar, 2 SWS
Mi, 11:15 - 12:45, Assyr. R 103
Beginn: 26. Oktober 2005
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzung: Zwischenprüfung in Assyriologie.
Inhalt:
Die sumerischen Gebete enthalten folgende Bestandteile: Anrede an die Gottheit, Beschreibung der augenblicklichen Situation für den Beter, bisweilen Klage über Krankheit oder Unglück. Am Ende steht die Bitte um Unterstützung und Hilfe. Die Gottesbriefe unterscheiden sich von den Gebeten prinzipiell nur durch die Hinzufügung der Briefeinleitungsformel.
Gebete kommen in verschiedenen literarischen Gattungen vor, z.B. in Bauhymnen oder Epen bei Notlagen des Helden. Auch Götterlieder enthalten z.T. Gebete oder Fürbitten für den König. Dumuzi fleht zum Sonnengott Utu, als die Galla-Dämonen ihn verfolgten, und er in die Unterwelt geschleppt werden sollte.
Als kurze Bitte sind häufiger Namen von Statuen formuliert, z.B. in einer Gudea-Statue �Meine Herrin teile (mir) Leben zu�. Bei Fluchformeln handelt es sich streng genommen ebenfalls um Gebete an eine oder mehrere Gottheiten, allerdings mit dem Ziel, einem Frevler zu schaden.
Empfohlene Literatur:
B. Böck, �Wenn du zu Nintinuga gesprochen hast, ....� Untersuchungen zu Aufbau, Inhalt, Sitz-im-Leben und Funktion sumerischer Gottesbriefe. In: Altorientalische Forschungen 23, 1996, 3-23.
A. Falkenstein, Artikel �Gebet I. Das Gebet in sumerischer Überlieferung�. In: Reallexikon der Assyriologie 3, 156-160.
W.W. Hallo, Or 54, 1985, 56-64
Gebete in Bauhymne Gudeas: Zyl. A II 10-19, 28 - III 28, IV 8 - V 10, VIII 15 - IX 4;
Zyl. B I 21 ? II 6, 16 ? III 1.
Internet: www-etcsl.orient.ox.ac.uk/section3


Sumerische Königsbriefe [S]

Hartmut Waetzoldt
Seminar, 2 SWS
Di, 9:15 - 10:45, SandG 010
Beginn: Dienstag 25. Oktober 2005
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzung: Zwischenprüfung in Assyriologie.
Inhalt:
Bei den sumerischen Königsbriefen handelt es sich um Briefe politischen Inhalts von oder an Könige der 3. Dynastie von Ur oder der Isin-Dynastie. In der altbabylonischen Zeit benutzte man sie als Unterrichtsmaterial und faßte sie in zwei Sammlungen zusammen. Die erste Sammlung enthält nur drei Briefe, zwei von König Sulgi und einen Brief an König Ibbisîn. In letzterem Brief berichtet der Stadtfürst von Kazallu, daß der Gegenspieler Ibbisins, der spätere König von Isin Isbierra in Nippur von Enlil ein günstiges Omen bekommen habe, das ihn zum Herrscher über Mesopotamien mache.
Die zweite Briefsammlung enthält eine bunte Mischung von 20 Briefen und anderen Texten, neben einem Brief an König Sulgi, je zwei Briefe Iddindagans und Lipitestars, dem 3. und 5. König der Isin-Dynastie. Es folgen Briefe von Menschen, die meinen, schlecht behandelt worden zu sein. In diesen Kontext paßt ein Gottesbrief von Inannaka an die Heilgöttin Nintinuga (Nr. 17).
Andere Texte gehören nicht zur Gattung Brief, wie z.B. die Weihung eines Hundes (Nr. 18), die Tummal-Inschrift über die Geschichte des Ninlil-Heiligtums in Tummal (Nr. 9).
Diese beiden Briefsammlungen aus der altbabylonischen Schule sind gut überliefert. Daneben gibt es selbstverständlich noch Originalbriefe einiger Könige aus der Ur III- oder Isin-Zeit. Diese sind in der Regel jedoch kurz und inhaltlich nicht besonders interessant.
Empfohlene Literatur:
F.A. Ali, Sumerian Letters: Two Collections from the Old Babylonian School (PhD Univ. Philadelphia 1964).
P. Michalowski, Letters from Early Mesopotamia. Atlanta, Georgia, 1993.
Internet: http://www-etcsl.orient.ox.ac.uk/section3


Sumerisch II [Ü]

Hartmut Waetzoldt
Übung, 2 SWS
Mi, 9:15 - 10:45, SandG 010
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzung: Teilnahme an Sumerisch I oder vergleichbare Vorkenntnisse.
Inhalt:
Fortsetzung der Übung "Sumerisch I" vom SS 2005. Vertiefung der Kenntnisse des Verbalsystems; Analyse der Konstruktionsweise von Nebensätzen; Syntax. Lektüre leichterer sumerischer Texte.
Empfohlene Literatur:
M.-L. Thomsen, The Sumerian Language (Mesopotamia. Copenhagen Studies in Assyriology Vol. 10) 1984 (2. verbesserte Auflage). - D.O. Edzard, Sumerian Grammar (Handbuch der Orientalistik Bd. 71, 2003). - P. Attinger, Eléments de Linguistique sumérienne. La construction de du11/e/di ? dire (Orbis Biblicus et Orientalis. Sonderband) Freiburg (Schweiz) 1993. - H. Waetzoldt: Eigene Unterrichtsmaterialien.


Tutorium zu Sumerisch II [Ü]

O. Kalkbrenner
Übung, 2 SWS, n.V.
Das babylonische "Weltschöpfungsepos" Enuma elisch [S]
Hanspeter Schaudig
Seminar, 2 SWS
Do, 13:00 - 14:30, Assyr. Keller
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Akkadisch II
Inhalt:
Das mythologische, epische Gedicht �Enuma Elisch� besingt den Kampf des jungen Heldengottes Marduk gegen das Ungeheuer Tiamat zur Rettung der von ihr bedrohten Götterwelt. Aus seinem Sieg folgt die Erhöhung Marduks zum König der Götter. Eingeschlossen findet sich die Beschreibung einer Neu-Schöpfung der Welt durch Marduk aus dem Leib der getöteten Tiamat. Aus dieser Schöpfungsgeschichte und aus verschiedenen strukturellen Ähnlichkeiten mit der biblischen Genesis leitet sich die Bezeichnung �babylonische Genesis� ab, die verschiedentlich für das Werk verwendet wird. Religionspolitisch steht das Gedicht in Zusammenhang mit der Erhöhung Marduks zum König der Götter Babyloniens, welche während der Zweiten Dynastie von Isin kurz vor der Wende zum ersten vorchristlichen Jahrtausend in die entscheidende Phase trat. Die Sprache des Gedichts ist ein kunstvolles Jungbabylonisch.
Zur ersten Stunde vorzubereiten:
Taf. 1, Z. 1-10 nach:
- der Zusammenstellung von W.G. Lambert, Enuma elish.
- King, STC II, Pl. 1 (BM 45528+46614).
- CT 13, Pl. 1a (K. 5419, c), 1b (BM 93015).
- Ebeling, KAR Nr. 162.
- OECT VI, Pl. 31.
Empfohlene Literatur:
L.W. King, The Seven Tablets of Creation. Vol. I-II (London 1902).
R. Labat, Le poème babylonien de la création (Paris 1935).
A. Heidel, The Babylonian Genesis. The Story of the Creation (Chicago 1951).
W.G. Lambert, Enuma elish. The Babylonian Epic of Creation. The Cuneiform Text (Oxford 1966).
W.G. Lambert, �Enuma Elisch�, in: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments III/4. Mythen und Epen II (Gütersloh 1993) 565-602.
C. Wilcke, �Die Anfänge der akkadischen Epen�, in: ZA 67, 1977, 153-216; 163ff.
W. Sommerfeld, Der Aufstieg Marduks. Die Stellung Marduks in der babylonischen Religion des zweiten Jahrtausends v.Chr. AOAT 213 (Neukirchen-Vluyn 1982).
Die babylonischen Landschenkungsurkunden ("Kudurrus") [S]
Hanspeter Schaudig
Seminar, 2 SWS
n.V.
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Akkadisch II
Inhalt:
Die sogenannten �Kudurrus� (akk.: �Grenze / Grenzurkunde�) sind meist steinerne, stelenförmige Monumente, die in Babylonien von der mittel- bis zur neubabylonischen Zeit in Tempeln aufgestellt wurden, um dort vor den Göttern und Menschen die zeitlich unbegrenzte Übertragung von Großgrundbesitz durch den König an bestimmte Personen (�Beamte�, �Gefolgsleute�, Familienangehörige, ...) und deren Nachkommen zu dokumentieren und zu sichern. Sie bilden die öffentlichen und monumentalen Gegenstücke zu den eigentlichen, ihnen zugrunde liegenden, rechtlich bindenen �Landschenkungsurkunden�, die auf Tontafeln niedergeschrieben und im Beisein von Zeugen vom König gesiegelt wurden. Die Sprache der Urkunden ist ein z.T. archaisierendes Mittelbabylonisch.
Zur ersten Stunde vorzubereiten:
Kudurru Marduk-apla-iddinas I.:
R. Borger, �Vier Grenzsteinurkunden Merodachbaladans I. von Babylonien�, in: AfO 23, 1970, 1-26; Nr. I: S. 1-11.
Empfohlene Literatur:
J.A. Brinkman und U. Seidl, Artikel �Kudurru� in: RlA 6, 1980-83, 267-277.
L.W. King, Babylonian Boundary-Stones and Memorial Tablets in the British Museum (London 1912).
W. Sommerfeld, �Der babylonische �Feudalismus� �, in: M. Dietrich und O. Loretz (Hrsg.), Vom Alten Orient zum Alten Testament. Festschrift für Wolfram Freiherrn von Soden zum 85. Geburtstag am 19. Juni 1993. AOAT 240 (Neukirchen-Vluyn 1995) 467-490.
L. Sassmannshausen, Beiträge zur Verwaltung und Gesellschaft Babyloniens in der Kassitenzeit. BaFo 21 (Mainz 2001).
Kathryn E. Slanski, The Babylonian Entitlement narûs (kudurrus). A Study in Their Form and Function. ASOR Books 9 (Boston 2003).


Inschriften der Achämeniden (Fortsetzung) [S]

Claus Ambos
Seminar, 2 SWS
Do, 10:15 - 11:45, Assyr. Keller
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Leistungsnachweise: Mitarbeit im Unterricht
Inhalt:
Das Seminar bildet die Fortsetzung des Kurses vom letzten Semester. Je nach Wunsch der Teilnehmer kann die Lektüre des altpersischen Textes der Dareios-Inschrift von Bisutun fortgesetzt oder aber mit der Lektüre der babylonischen Fassungen der achämenidischen Inschriften begonnen werden.
Empfohlene Literatur:
Malbran-Labat, F., La version akkadienne de l'inscription trilingue de Darius à Behistun. Documenta Asiana I. Roma 1994; Schaudig, H., Die Inschriften Nabonids und Kyros' des Großen samt den in ihrem Umfeld entstandenen Tendenzschriften. Textausgabe und Grammatik. AOAT 256. Münster 2001; Voigtlander, E. von, The Bisitun Inscription of Darius the Great. Babylonian Version. Corpus Inscriptionum Iranicarum. Part I: Inscriptions of Ancient Iran. Vol. II: The Babylonian Versions of the Achaemenian Inscriptions. Texts I. London 1978.


Hethitische und akkadische Geburtsbeschwörungen und -rituale [S]

Claus Ambos, Rita Strauß
Seminar, 2 SWS
Mi, 10:30 - 11:15, Assyr. Keller
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Kenntnisse des Hethitischen und/oder Akkadischen
Leistungsnachweise: Mitarbeit im Unterricht und Referate
Inhalt:
Aus den Keilschriftkulturen Anatoliens und Mesopotamiens sind zahlreiche Beschwörungen und Rituale für die Gewährleistung von sicherer Schwangerschaft und Geburt überliefert. Es handelt sich bei diesem Schrifttum um Potenzrituale (die bei entsprechendem Unvermögen eines der Partner eine Schwangerschaft überhaupt erst ermöglichten), Geburtshilfe-Rituale für die gebärende Frau, Rituale zum Schutz des Neugeborenen vor bösartigen Dämonen und Krankheiten sowie Beschwörungen, um schreiende Babys zu beruhigen. Wies das Neugeborene Mißbildungen auf, konnte dies als Omen verstanden werden, worauf etwa die mesopotamische Omenserie Shumma izbu hinweist.
Empfohlene Literatur:
Beckman, G., Hittite Birth Rituals, 2nd Revised Edition. StBoT 29. Wiesbaden 1983; CTH 476 (Geburtshilferitual des Pabanegri); Farber, W, Schlaf, Kindchen, schlaf! Mesopotamische Baby-Beschwörungen und Rituale. Mesopotamian Civilizations 2. Winona Lake 1989; Stol, M., Birth in Babylonia and the Bible. Its Mediterranean Setting. Cuneiform Monographs 14. Groningen 2000; Zinko, C., Hethitische Geburtsrituale im Vergleich mit altindischen Ritualen, in: O. Carruba u.a. (Hrsg.), Atti del II. Congresso Internazionale di Hittitilogia. Studia Mediteranea 9. Pavia: 389-400.
Staatsverträge hethitischer Könige in akkadischer Sprache [S]
Jeanette C. Fincke
Seminar, 2 SWS
Zeit/Ort n.V.; findet erst ab Januar 2006 statt.


Das Tukulti-Ninurta-Eops [S]

Nils Heeßel
Seminar, 2 SWS
Zeit/Ort n.V.
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Teilnahmevoraussetzungen: Akkadisch II
Leistungsnachweise: Regelmäßige Mitarbeit
Inhalt:
Die mittelassyrische Zeit - und insbesondere die Regierungszeit Tukulti-Ninurtas I. (1243-1207) - gehört zu den faszinierendsten Epochen des Alten Orients. Assyrien stieg zu einer überregionalen Macht auf und erkämpfte sich seinen Platz im Konzert der Großmächte, die untereinander in engem diplomatischen Kontakt standen. Unter Tukulti-Ninurta erlebte das mittelassyrische Reich seine größte Ausdehnung und ihm gelang es, Babylonien zu erobern, dessen kulturelle Ausstrahlungskraft Assyrien immens beeinflußte. Zu dieser Zeit bildete sich in Assyrien eine eigene, in assyrischer Sprache verfaßte literarische Tradition heraus, zu deren ersten Früchten das Tukulti-Ninurta-Epos gehört, in dem der assyrische Konflikt mit Babylonien beschrieben und der glänzende Sieg Tukulti-Ninurtas gefeiert wird. In dem Seminar soll neben der Beachtung der besonderen Sprache des Epos auch der historische Rahmen der Zeit Tukulti-Ninurtas Beachtung finden.
Empfohlene Literatur:
P. Machinist, The Epic of Tukulti-Ninurta I. A Study in Middle Assyrian Literature, Ph.D. Yale University 1978 (grundlegende Edition); B. Foster, Before the Muses I, Bethesda 1993, 209-229 (engl. Übersetzung); Einzelstudien: E. Cancik-Kirschbaum, "Rechtfertigung von politischem Handeln in Assyrien im 13./12. Jh. v.Chr.", in: Beate Pongratz-Leisten et al.(Hrsg.), Ana sadî Labnani lu allik. Festschrift für Wolfgang Röllig, AOAT 247, Kevelaer/Neukirchen-Vluyn 1997, 69-77; B. Cifola, "The Titles of Tukulti-Ninurta I after the Babylonian Campaign: A Re-Evaluation", in: G. Frame (Hrsg.), From the Upper Sea to the Lower Sea, Fs. A.K. Grayson, PIHANS 101, Leiden 2004, 7-15; H. Klengel, "Tukulti-Ninurta I., König von Assyrien", Das Alterum 7 (1961) 67-77; W.G. Lambert, "Three Unpublished Fragments of the Tukulti-Ninurta-Epic", AfO 18 (1957-58) 38-51; W. Mayer, "Der babylonische Feldzug Tukulti-Ninurtas I. von Assyrien", SEL 5 (1988) 143-161; E. Weidner, "Studien zur Zeitgeschichte Tukulti-Ninurtas I.", AfO 13 (1939/41) 109-124.


Die Krise in der späten Bronzezeit in Syrien [S]

Stefan Jakob
Seminar, 2 SWS
Di, 15:15 - 16:45, Assyr. Keller
Inhalt:
Die ersten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts v. Chr. markieren für den gesamten Vorderen Orient eine tiefe Zäsur. Zusammen mit zahlreichen Städten an der Mittelmeerküste und dem inneren Syrien geht auch das Großreich der Hethiter zugrunde. Ägypten und Assyrien stehen am Rande des Zusammenbruchs. Als Verursacher dieser umfassenden Katastrophe gelten vor allem die sogenannten �Seevölker�. Neuere Untersuchungen und Textfunde haben gezeigt, dass weitere Faktoren berücksichtigt werden müssen. Anhand von Texten verschiedener Genres und Herkunft, u. a. aus dem assyrischen �Westreich� (Hanigalbat) und den Städten Ugarit und Emar, soll nachgezeichnet werden, wie sich das alltägliche Leben am Vorabend des Untergangs gestaltete.
Empfohlene Literatur:
M. R. Adamthwaite, Late Hittite Emar (Leuwen 2001); D. Arnaud, Textes syriens de l�age du Bronze récent (Barcelona 1991); G. Beckman, Texts from the vicinity of Emar (Padova 1996); P. Bordreuil, Une bibliothèque au sud de la ville (Paris 1991); E. C. Cancik-Kirschbaum, Die mittelassyrischen Briefe aus Tall Sheh Hamad (Berlin 1996); S. Jakob, Mittelassyrische Verwaltung und Sozialstruktur (Leiden/Boston 2003).
Geschenke des assyrischen Königs (mAss. - nAss.) [S]
Jaume Llop
Seminar, 2 SWS
Zeit/Ort n.V.
Inhalt:
Gegen 1210 v. Chr. befand sich das assyrische Reich in einer Notsituation. Im Süden drohte die Rebellion der vor kurzem eroberten Babylonien. Im Westen bedrohten die Seevölker und die nomadischen Stäme das Reich. Im Assyrien selbst war die Elite argwöhnisch gegen dem alten ehrgeizigen König Tukulti-Ninurta I. Die neue administrative Hauptstadt �der Kai des Tukulti-Ninurta� (Kar-Tukulti-Ninurta) war noch nicht vollständig aufgebaut. Assyrien geriet wegen des Krieges des Königs und seiner umfagreichen Bauprojekte in einer Versorgungskrise. Es war in dieser schwierigen Lage, dass eine Gruppe von 70 Arbeiter, die die Stützpfeiler an der Stadtmauer aufgebaut hatten, sich an den König wandten, um ihn um Hilfe zu bitten. �Unsere Frauen sind hungrig!� sagten sie ihm. Tukulti-Ninurta zeigte seine Gnade seinen Untertanen gegenüber und schenkte ihnen 2800 Liter Gerste. Jeder bekam 40 Liter, allerdings hatten sie bereits zwei Monate gearbeitet (MARV 4, 71 +113, 17).
Im Seminar werden die mA und nA Texten gelesen und ausgewertet, die die königlichen (und auch privaten) Schenkungen belegen. Folgende Fragen werden dabei gestellt und beantwortet: Wer hat geschenkt? Was wurde geschenkt? Wem wurde geschenkt? Woher stammen die geschenkten Sachen? Aus welchem Anlass wurde geschenkt?
Empfohlene Literatur:
Mittelassyrisch: H. Freydank, Mittelassyrische Rechtsurkunden und Verwaltungstexte I-V, Berlin-Saarbrücken 1976-2004 (MARV 1-5); S. Jakob, Mittelassyrische Verwaltung und Sozialstruktur. Untersuchungen, Leiden 2003 (CM 29); W. Mayer, Untersuchungen zur Grammatik des Mittelassyrischen, Kevelaer�Neunkirchen-Vluyn 1971 (AOATS 2).
Neuassyrisch: K. Deller, �Neuassyrisch qanû, qinitu und tidintu� in D. Charpin und F. Johannès, Marchands, diplomates et empreneurs, Paris 1991, 345-355; J. Hämeen-Anttila, A Sketch of Neo-Assyrian Grammar, Helsinki 2000 (SAAS 13); L. Kataja und R. Whiting, Grants, Decrees and Gifts of the Neo-Assyrian Period, Helsinki 1995 (SAA 12).
Verantwortlich: E-Mail
Letzte Änderung: 02.03.2008
zum Seitenanfang/up