Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WiSe 2001/2002

Vorlesung: Schreiber-, Bibliotheks- und Gelehrtenwesen im Alten Orient
(Vorlesung für Hörer aller Fakultäten)

Donnerstags 9.15 - 10.45 Uhr, NUni, ehemaliger Senatssaal
Prof. Maul

In den Städten des südlichen Zweistromlandes wurde im ausgehenden 4. Jahrtausend v. Chr. erstmals in der Geschichte der Menschheit eine Schrift entwickelt. In der sumerischen Hochkultur hatte sich ein komplexes, zentral gelenktes Wirtschaftssystem herausgebildet, das ohne ein systematisches Erfassen der wichtigsten Verwaltungsvorgänge nicht mehr zu überblicken und damit an die Grenzen seines Wachstums gestoßen war. Die Einführung eines komplizierten Notationssystems, eben der frühesten Form der Schrift, ermöglichte Lohnbuchhaltung und exakte Buchführung über Einnahmen und Ausgaben und ließ erstmals wirtschaftliches Planen auch im großen Stile zu. Der Zeichenbestand des frühesten mesopotamischen Schriftsystems war so umfangreich und schwierig zu erlernen, dass sich mit der Erfindung der Schrift auch die Notwendigkeit ergab, die neue Kunst des Schreibens zu lehren. In Ausbildungsstätten wurden Schreibkonventionen verbindlich festgelegt und Lehrmaterial zusammengestellt. Umfangreiche Funde von keilschriftlichen Schreiberübungen und Schultexten aus drei Jahrtausenden ermöglichen uns heute tiefe Einblicke in die langjährige Ausbildung mesopotamischer Schreiber und in ihre Curricula, die uns zeigen, dass nicht nur Schreibkundige herangezogen wurden, sondern auch Fachleute für das Verwaltungswesen, Landvermesser, Juristen, Priester und Gelehrte.
Schon sehr früh wurden nicht nur Tontafelsammlungen im Rahmen des Schulbetriebes angelegt, sondern auch Tontafelbibliotheken aufgebaut. In Skriptorien wurden etwa für den Tempelbetrieb Götterhymnen, Lieder, Gebete, aber auch literarische (Epen, Mythen) und lexikalische Texte immer wieder abgeschrieben und archiviert. Darüber hinaus existierten in den mesopotamischen Zentren des 1. Jts. v. Chr. Fachbibliotheken von Beschwörern, Ärzten, Astrologen, Eingeweideschauern, Zeichendeutern, Sängern und Schreibern. Die jeweiligen Bibliotheksbestände gestatten einen tiefen Einblick in das Betätigungsfeld und die Arbeitsweise dieser Fachleute. Schon im 2. Jt. v. Chr. gab es königliche Palastbibliotheken. Der neuassyrische König Assurbanipal (7. Jh. v. Chr.) ließ von den bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit in seinem Palast zu Ninive das gesamte bekannte Schrifttum zusammentragen (Bestand von mehreren 1000 Tafeln) und hierfür sogar Tontafeln beschlagnahmen. Obwohl er hochgebildet war, trug ihn wohl weniger schöngeistiges Interesse als die Absicht, das akkumulierte Wissen zum Machterhalt zu nutzen. Die erhalten gebliebene Korrespondenz des Königs mit Astrologen, Eingeweideschauern, Ärzten, Priestern und Beratern vermittelt einen Eindruck des mesopotamischen Gelehrtenwesens.
In der Vorlesung soll nicht nur ein Überblick über Ausbildung und Wirken mesopotamischer Schreiber und Gelehrten vermittelt, sondern auch aufgezeigt werden, wie diese ihre "Referenzwerke" verschriftlichten und in Bibliotheken organisierten.

Teilnahmevoraussetzungen: Keine; für Hörer aller Fakultäten

Einführende Literatur (zur Vorbereitung): G. Beckman, Mesopotamians and Mesopotamian Learning at Hattusha, JCS 35 (1983), 97-114; J. A. Black, W. J. Tait, Archives and Libraries in the Ancient Near East, in: J. Sasson (Hrsg.), Civilizations of the Ancient Near East IV (1995), 2197-2209; P. D. Gesche, Schulunterricht in Babylonien im ersten Jahrtausend v. Chr., AOAT 275, Münster 2000; J. Ikeda, Scribes in Emar, in: K. Watanabe (Hrsg.), Priests and Officials in the Ancient Near East. Papers an the Second Colloquium on the Ancient Near East - The City and its Life, held at the Middle Eastern Culture Center in Japan, March 22-24, 1996, Heidelberg 1999, 163-185; S. J. Lieberman, Canonical and Official Cuneiform Texts: Toward an Understanding of Assurbanipal's Personal Tablet Collection, in: T. Abusch u.a. (Hrsg.) Lingering over Words, Fs. Moran 1990, S. 305-336; S. Parpola, "Assyrian Library Records", JNES 42 (1983), 1-29; S. Parpola, Letters from Assyrian and Babylonian Scholars, SAA X, Helsinki 1993; O. Pedersén, Archives and Libraries in the City of Assur. A Survey of the Material from the German Excavations, Part I, Uppsala 1985, Part II, Uppsala 1986 (Acta Universitatis Upsalensis, Studia Semitica Upsaliensia 6 und 8); O. Pedersén, Use of Writing among the Assyrians, in: H. Waetzoldt, H. Hauptmann (Hrsg.), Assyrien im Wandel der Zeiten. XXIXe Rencontre Assyriologique Internationale, Heidelberg, 6.-10. Juli 1992, Heidelberg 1997 (HSAO 6), 139-152; O. Pedersén, Archive und Bibliotheken in Babylon, in: J. Renger (Hrsg.), Babylon: Focus mesopotamischer Geschichte, Wiege früher Gelehrsamkeit, Mythos in der Moderne. 2. Internationales Colloquium der Deutschen Orient-Gesellschaft, 24.-26. März 1998 in Berlin, CDOG 2, Saarbrücken 1999, 307-321; O. Pedersén, Archives and Libraries in the Ancient Near East: 1500-300 B.C., Bethesda 1999; A. W. Sjöberg, The Old Babylonian Eduba, in: Sumeriological Studies in Honor of Thorkild Jacobsen 1976 (AS 20), 159-179; A. W. Sjöberg, Examenstext A, ZA 64 (1975), 137-176; A. W. Sjöberg, Der Vater und sein missratener Sohn, JCS 25 (1973), 105-169; A. W. Sjöberg, In Praise of the Scribal Art, JCS 24 (1972), 126-131; W. H. van Soldt, Babylonian Lexical, Religious and Literary Texts and Scribal Education at Ugarit and its Implications for the Alphabetic Literary Texts, in: Dietrich, Loretz (Hrsg.), Ugarit und seine altorientalische Umwelt, 1995, 171-212; K. Veenhof (Hrsg.), Cuneiform Archives and Libraries, Compte Rendu de la XXXe Rencontre Assyriologique, 1986; K. Volk, Methoden altmesopotamischer Erziehung nach Quellen der altbabylonischen Zeit, Saeculum 47 (1996), 178-216; K. Volk, Edubba'a und Edubba'a-Literatur: Rätsel und Lösungen, ZA 90 (2000), 1-30; H. Waetzoldt, Der Schreiber als Lehrer in Mesopotamien, in: Schreiber Magister, Lehrer. Zur Geschichte eines Berufsstandes. Herausgegeben von Johann Georg Prinz von Hohenzollern und Max Liedtke. Schriftenreihe zum Bayerischen Schulmuseum Ichenhausen. Band 8. Bad Heilbrunn/Obb., S. 33-50; H. Waetzoldt, Keilschrift und Schulen in Mesopotamien und Ebla, in: L. Kriss-Rettenbeck, M. Liedtke (Hrsg.), Erziehungs- und Unterrichtsmethoden im historischen Wandel. Schriftenreihe zum Bayrischen Schulmuseum Ichenhausen, Bd. 4, Bad Heilbrunn 1986, 36-50.

Beginn: 18.10.2001



Seminar: Sumerische Königsinschriften

Donnerstag, 11.15 - 12.45 Uhr, SandG 010
Prof. Maul

Das Bedürfnis der Fürsten und Könige Mesopotamiens, ihren Namen und ihre Ruhmestaten der Nachwelt zu übermitteln, ist sehr alt. Bereits wenige Jahrhunderte nach der im letzten Drittel des 4. vorchristlichen Jahrtausends erfolgten Erfindung der Schrift hatte sich das zunächst rein ideographische mesopotamische Schriftsystem zu einer kombinierten Wort- und Silbenschrift entwickelt, die es ermöglichte, gesprochene Sprache wiederzugeben. Von dieser Zeit an wurde es üblich, dass ein Stadtfürst, der einer Gottheit einen Tempel errichtete, im Fundament des Gebäudes eine auf eine Steintafel geschriebene Bauinschrift hinterließ, in der nicht nur der Name der Gottheit, der der Tempel zugedacht war, genannt war, sondern auch der Name des Bauherrn. Die ersten bekannten sumerischen Bauinschriften aus der Mitte des 3. Jt. v. Chr. bestehen in der Regel nur aus einem kurzen Satz vom Typ: "Dem Gott N.N. hat der Stadtfürst/König N.N. den Tempel N.N. gebaut", wobei sowohl der Gottesname als auch der Name des Fürsten mit Epitheta versehen werden konnten. Die dem König zugeordneten Epitheta eröffneten dabei nicht nur die Möglichkeit, die Genealogie des Fürsten mitzuteilen, sondern gestatteten auch, in begrenztem Umfang Auskunft über die Leistungen des jeweiligen Königs zu übermitteln. Die in den Gebäudefundamenten niedergelegten Inschriften sollten gewährleisten, dass ein späterer König, der Renovierungsarbeiten durchführen und zu diesem Zweck einen Gebäudeteil oder schadhafte Mauern bis zu den Fundamenten abreißen ließ, auf die Inschrift seines Vorgängers traf und so nicht nur Kenntnis von dem ursprünglichen Bauherrn erhielt, sondern auch erfuhr, dass dieser, seinen königlichen Aufgaben entsprechend, in vorbildlicher Weise seinen Pflichten gegenüber den Göttern nachgekommen war. Aus dem gleichen Grunde ließen mesopotamische Fürsten und Könige von der Mitte des 3. vorchristlichen Jahrtausends an die unter dem Fußbodenniveau eingelassenen Türangelsteine von Tempelportalen mit Bauinschriften versehen. Auch ein gewisser Prozentsatz der verbauten Ziegel trug kurze Bauinschriften, die auf die Ziegel gestempelt oder mit dem Griffel geschrieben wurden. Um sicherzustellen, dass der Nachwelt auch ganz gewiss die Kunde von den Leistungen des jeweiligen Bauherrn erhalten bliebe, wurden außerdem mit Bauinschriften versehene Tonkegel zwischen den Ziegeln im Mauerwerk eingelassen. Schon in den ältesten Bauinschriften finden sich kurze "Rechenschaftsberichte". In diesen Rechenschaftsberichten wurde nicht nur an die Errichtung des Gebäudes erinnert, in dem die jeweilige Inschrift deponiert wurde, sondern darüber hinaus sind dort häufig mehrere bereits vollendete Bauvorhaben sowie andere Leistungen des Königs genannt. Schon in sumerischen Königsinschriften des ausgehenden 3. Jt. v. Chr. entwickelten sich Formen der königlichen Bau- und Weihinschriften, die gestatteten, über Geschehnisse zu berichten, die nicht unmittelbar mit dem Zweck der Inschrift verbunden waren. Auch nachdem das Sumerische zu Beginn des 2. Jt. v. Chr. als gesprochene Sprache ausgestorben war, wurden neben akkadischen auch weiterhin umfangreiche sumerische Königsinschriften verfasst.
In dem Seminar soll eine repräsentative Auswahl sumerischer Königsinschriften aus dem dritten, zweiten und ersten Jt. v. Chr. gelesen und analysiert werden. Den Teilnehmern wird empfohlen, auch das Seminar über die Akkadischen Königsinschriften zu besuchen, um sich eine profunde Kenntnis mesopotamischer Königsinschriften insgesamt zu erarbeiten.

Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung; Kenntnis des Sumerischen.

Einführende Literatur: D. O. Edzard, Reallexikon der Assyriologie 6, Berlin/New York 1980-83, S. 62 s.v. "Königsinschriften. A. Sumerisch"; D. O. Edzard, Gudea and His Dynasty, The Royal Inscriptions of Mesopotamia, Early Periods Vol. 3/1, Toronto 1997; H. Steible, Die altsumerischen Bau- und Weihinschriften, Freiburger altorientalische Studien 5; H. Steible, Die neusumerischen Bau- und Weihinschriften, Freiburger altorientalische Studien 9; F. Thureau-Dangin, Die sumerischen und akkadischen Königsinschriften, Vorderasiatische Bibliothek I/1, Leipzig 1907.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Beginn: 25.10.2001



Seminar: Akkadische Königsinschriften

Freitag, 10.15 - 11.45 Uhr, SandG 010
Prof. Maul

Sargon von Akkade, der erste König der altakkadischen Dynastie (ca. 2350 v. Chr.), ließ, wie viele mesopotamische Fürsten vor ihm, Inschriften in seinem Namen verfassen. Anders als seine Vorgänger bediente er sich hierfür jedoch nicht wie bisher des Sumerischen, sondern seiner semitischen Muttersprache, die nun Akkadisch genannt wurde. Weit mehr als in den älteren sumerischen Königsinschriften nutzten die altakkadischen Könige die Möglichkeit, ihren Inschriften historische Exkurse hinzuzufügen. Im Laufe der Zeit, vor allem vom ausgehenden 2. Jt. v. Chr. an, nahmen in den Inschriften mesopotamischer Könige Tatenberichte einen immer größeren Stellenwert ein. Während die Tatenberichte babylonischer Könige vor allem ausführliche Schilderungen von bereits geleisteten Bauvorhaben und Berichte über die königliche Fürsorge für die Tempel enthalten, finden sich in den assyrischen Königsinschriften vorwiegend Berichte über politisch-militärische Taten. Im ausgehenden 2. Jt. v. Chr., als das assyrische Reich unter dem König Tiglatpilesar I. (1114-1076 v. Chr.) zu großer Macht erstarkte und mit hohem militärischem Aufwand weit über das nordmesopotamische Kernland hinaus tief in syrisches Gebiet expandierte, erreichten auch die Königsinschriften einen nie zuvor gekannten Umfang. Akkadische Königsinschriften wurden im Auftrage mesopotamischer Fürsten bis in die Seleukidenzeit verfasst.
In dem Seminar soll eine repräsentative Auswahl akkadischer (altakkadischer, babylonischer und assyrischer) Königsinschriften aus dem dritten, zweiten und ersten Jt. v. Chr. gelesen und analysiert werden. Den Teilnehmern wird empfohlen, auch das Seminar über die sumerischen Königsinschriften zu besuchen, um sich eine profunde Kenntnis mesopotamischer Königsinschriften insgesamt zu erarbeiten.

Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung; Kenntnis des Akkadischen.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur: J. Renger, Reallexikon der Assyriologie 6, Berlin/New York 1980-83, S. 65-77 s.v. "Königsinschriften. B. Akkadisch"; R. Borger, Beiträge zum Inschriftenwerk Assurbanipals. Die Prismenklassen A, B, C = K, D, E, F, G, H, J und T sowie andere Inschriften. Mit einem Beitrag von A. Fuchs, Wiesbaden 1996; R. Borger, Die Inschriften Asarhaddons, Königs von Assyrien, AfO Beiheft 9, Osnabrück 1967; E. Frahm, Einleitung in die Sanherib-Inschriften, AfO Bh. 26, Wien 1997; A. Fuchs, die Inschriften Sargons II. aus Khorsabad, Göttingen 1994; A.K. Grayson u.a., The Royal Inscriptions of Mesopotamia; S. Langdon, Die neubabylonischen Königsinschriften, Vorderasiatische Bibliothek IV, Leipzig 1912.

Beginn: 26.10.2001



Seminar: Die Sintflut im Alten Orient und im Alten Testament: Überlieferung und Theologie 


Blockseminar, 18.-20.2.2002, Ort und genaue Zeiten werden noch bekanntgegeben
Prof. Maul, Prof. Schmid

Nur wenige Jahre, nachdem die assyrisch-babylonische Keilschrift entziffert und die untergegangene semitische Sprache des Alten Mesopotamien soweit erforscht war, dass man akkadische Keilschrifttexte weitgehend verstand, erregten die Ergebnisse assyriologischer Forschungen in einer breiten Öffentlichkeit großes Aufsehen. Im Dezember 1872 stellte der britische Assyriologe G. Smith auf einer Sitzung der Londoner Society of Biblical Archaeology das Bruchstück einer Tontafel vor, das man in der assyrischen Hauptstadt Ninive im Schutt des Palastes des Assyrerkönigs Assurbanipal gefunden hatte. Das Tafelfragment, geschrieben im 7. vorchristlichen Jahrhundert, gehörte zu einer Dichtung, dem Gilgamesch-Epos, in der in formvollendeter poetischer Sprache die Geschichte von der Sintflut und dem "Überaus-Weisen" erzählt wurde. Dieser hieß in der neuentdeckten keilschriftlichen Fassung der Erzählung zwar nicht Noah, sondern Utanapischti, aber wie Noah war Utanapischti der alles vernichtenden Flut mit Hilfe einer nach genauen Vorgaben angefertigten Arche entkommen, in der, auf göttlichen Rat, auch die Tiere das urzeitliche Weltengericht überlebt hatten. Die bis in Einzelheiten gehenden Parallelen zwischen dem neuen "heidnischen" Sintflut-Mythos und der wohlbekannten Noah-Erzählung des ersten Buches der Thora (Gn 6-9), ließen keinen Zweifel daran, dass die Verflechtungen des biblischen mit dem uralten mesopotamischen Gedankengut weitaus enger waren, als man es je zuvor angenommen hatte. Später wurden weitere akkadische und sumerische Sintfluterzählungen bekannt.
In dem theologisch-assyriologischen Seminar sollen die einschlägigen Keilschrifttexte und der biblische Sintflutbericht gesichtet, besprochen und verglichen werden. Besonderes Augenmerk wird dabei den theologischen Profilen und den überlieferungs- und rezeptionsgeschichtlichen Vorgängen geschenkt werden.
In der Vorbesprechungssitzung am Donnerstag, dem 15.11.2001 um 18 Uhr c.t. im Wissenschaftlich-Theologischen Seminar (Kisselgasse 1) werden nach einer Einführung in das Thema Referatsthemen benannt und verteilt.

Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung; Kenntnis des Akkadischen und/oder des Hebräischen.

Leistungsnachweise: Referat (schriftlich und mündlich).

Einführende Literatur: N.C. Baumgart, Die Umkehr des Schöpfergottes. Zu Komposition und religionsgeschichtlichem Hintergrund von Gen 5-9, HBS 22, Freiburg u.a. 1999; S.W. Holloway, What Ship Goes There: The Flood Narratives in the Gilgamesh Epic and Genesis Considered in Light of Ancient Near Eastern Temple Ideology. ZAW 103 (1991), 328-355; R.G. Kratz, Die Komposition der erzählenden Bücher des Alten Testaments. Grundwissen der Bibelkritik, UTB 2157, Göttingen 2000; C. Westermann, Genesis 1-11, BK I/1, Neukirchen-Vluyn 1974.
A. R. George, The Epic of Gilgamesh: A New Translation, London 1999; O. Kaiser u.a. (Hrsg.), Mythen und Epen II, Texte aus der Umwelt des Alten Testamentes III/4, Gütersloh 1994; A. D. Kilmer, The Mesopotamian Concept of Overpopulation and Its Solution as Reflected in the Mythology, OrNS 41 (1972), 160-179; A. D. Kilmer, The Symbolism of the Flies in the Mesopotamian Flood Myth and Some Further Implications, in: F. Rochberg-Halton (Hrsg.), Language, Literature and History. Philological and Historical Studies, Presented to Erica Reiner, AOS 67, New Haven 1987, S. 175-180; W. G. Lambert, A. R. Millard, Atrahasis. The Babylonian Story of the Flood, Oxford 1969; B. B. Schmidt, Flood Narratives of Ancient Western Asia, in: J. Sasson (Hrsg.), CANE IV (1995), 2337-2351; U. Seidl, Das Flut-Ungeheuer abubu, ZA 88 (1998), S. 100-113; C. Wilcke, Weltuntergang als Anfang. Theologische, anthropologische, politisch-historische Interpretation der Sintflutgeschichte im babylonischen Atram-hasis-Epos, in: Adam Jones (Hrsg.), Weltende. Beiträge zur Kultur- und Religionswissenschaft, Wiesbaden 1999, 63-112.

Beginn: 18.2.2002



Seminar: Keilschriftliche Textkommentare

Mittwoch, 13.15-14.45 h, Sandgasse 7, 0011.
Dr. Frahm

Im zweiten Jahrtausend als Gattung noch nicht etabliert, sind aus assyrischen und babylonischen Keilschriftbibliotheken des ersten vorchristlichen Jahrtausends zahlreiche Kommentare überkommen, in denen sich die Bemühungen der Gelehrten des Alten Zweistromlandes widerspiegeln, zu einem vertieften Verständnis ihres im "Stream of Tradition" überlieferten literarischen, religiösen und "wissenschaftlichen" Schrifttums zu gelangen. Einerseits versuchen diese hermeneutischen Traktate, die eine vom Lexikon, der Übersetzung und der Glosse klar abgrenzbare Form altorientalischer Philologie bilden, durch die Angabe von Synonymen sowie durch andere linguistische -- und sachliche -- Erläuterungen den Literalsinn eines Textes zu erhellen, andererseits können sie aber auch das Ziel verfolgen, diesen Literalsinn zu transzendieren, indem sie mit den Mitteln spekulativer Exegese einen "mehrfachen Schriftsinn" herstellen. Den Textkommentaren lassen sich die aus demselben Zeitraum stammenden sog. Kultkommentare zur Seite stellen, denen es um die -- oftmals mythologisierende -- Ausdeutung ritueller Praktiken geht. Anhand der kursorischen Lektüre repräsentativer Kommentare und Gelehrtenbriefe soll in dem Seminar gezeigt werden, welche hermeneutischen Techniken die Gattung "Kommentar" kennzeichnen und wie dieselbe im Spannungsfeld zwischen praxisbezogener Textarbeit und kontemplativer Exegese verortet werden kann.

Teilnahmevoraussetzungen: Akkadisch- und Sumerischkenntnisse.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen, evtl. Kurzreferate.

Literatur: J. Assmann, B. Gladigow, Text und Kommentar, Archäologie der literarischen en Mésopotamie ancienne, in: M. De Jong Ellis (ed.): Essays on the Ancient Near East in Memory of Jacob Joel Finkelstein, Memoirs of the Connecticut Academy of Arts and Sciences 19, Hamden 1977, 5-28; A. Cavigneaux, Aux Sources du Midrash: l'herméneutique babylonienne, in: Aula Orientalis 5 (1987), 243-255; M. Civil, Medical Commentaries from Nippur, in: Journal of Near Eastern Studies 33 (1974), 329-338; A. R. George, Babylonian Kommunikation IV, München 1995; J. Bottéro, Les Noms de Marduk, l'écriture et la "logique" en Mésopotamie ancienne, in: M. De Jong Ellis (ed.), Essays on the Ancient Near East in Memory of Jacob Joel Finkelstein, Hamden 1977, 5-28; A. Cavigneaux, Aux Sources du Midrash: l'herméneutique babylonienne, in: Aula Orientalis 5 (1987), 243-255; M. Civil, Medical Commentaries from Nippur, in: Journal of Near Eastern Studies 33 (1974), 329-338; A. R. George, Babylonian Texts from the Folios of Sidney Smith, Part Two: Prognostic and Diagnostic Omens, Tablet I, in: Revue d'Assyriologie et d'Archéologie Orientale 85 (1991), 137-163; U. Koch-Westenholz, The Astrological Commentary Schumma Sîn ina tamartischu Tablet 1, Res Orientales 12 (1999), 149-165; J. Krecher, Artikel "Kommentare", in: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie 6 (1980-83), 188-191; R. Labat, Commentaires Assyro-Babyloniens sur les Présages, Bordeaux 1933; A. Livingstone, Mystical and Mythological Explanatory Works of Assyrian and Babylonian Scholars, Oxford 1986; S. M. Maul, Das Wort im Worte. Orthographie und Etymologie als hermeneutische Verfahren babylonischer Gelehrter, in: Most (1999), 1-18; G. W. Most (ed.), Commentaries -- Kommentare, Aporemata 4, Göttingen 1999; J. G. Westenholz, Thoughts on Esoteric Knowledge and Secret Lore, in: J. Prosecky (ed.), Intellectual Life of the Ancient Near East (CRRAI 43), Prag 1998, 451-462.

Beginn: 7.11.01

Seminar: Siegelkunst im Alten Orient

Dienstag, 16.15-17.45h, NUni HS 4
Dr. Bär

Keine andere Denkmälergattung verkörpert den Alten Orient derart signifikant wie die Glyptik, die gleichsam das "Leitfossil" für die gesamte altorientalische Kultur bildet. Denn sie liefert eine wesentliche Grundlage für die Chronologie und Kunstgeschichte der vorderasiatischen Archäologie. Von keiner anderen Fundgruppe werden wir über so viele verschiedene Bereiche und einzelne Aspekte der mesopotamischen Vorstellungswelt (Götter, Mythen, Epen), des kultischen, politischen und täglichen Lebens sowie der materiellen Kultur derart detailliert und abwechslungsreich informiert. Stempel- und Rollsiegel sowie deren Abdrücke bzw. Abrollungen sind in allen Perioden in so großer Zahl und weit über die Grenzen Vorderasiens hinaus verbreitet wie kein anderes Erzeugnis des Kunsthandwerks. Dank ihrer geringen Größe blieben Stempel- und Rollsiegel im Gegensatz zu größerformatigen Statuen und Reliefs, die in wesentlich geringerer Zahl und zudem nur lückenhaft überliefert sind, oftmals unbeschädigt. Funktional dienten Siegel, deren Innovation noch der Schrifterfindung vorausging, im wirtschaftlichen Bereich zur Kennzeichnung von Eigentum, im privaten Bereich als persönliche "Unterschrift" und als Amulett, so dass ihnen sowohl eine ökonomische als auch gesellschaftspolitische Bedeutung zukommt. Die genaue Kenntnis der Siegelkunst stellt daher zu Recht eine unabdingbare Grundlage für das Studium der orientalischen Altertumskunde dar.
Der thematische Ablauf des Seminars ist sowohl chronologisch als auch geographisch aufgebaut, d.h. die zeitliche Entwicklung der Siegelkunst soll abwechselnd mit lokalen Entwicklungen in den verschiedenen Regionen Vorderasiens behandelt werden.
Im Vordergrund des Seminars, das sich an Archäologen und Philologen gleichermaßen richtet und und sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene beider Fachrichtungen geeignet ist, steht das sichere Erkennen sowie genaue Beschreiben und Datieren der verschiedenen Siegelstile anhand kunsthistorischer Methoden. Daneben sind aber auch materialspezifische, technologische und kulturhistorische Fragestellungen von Interesse.
Die Scheine, die in dieser Veranstaltung erworben werden, können - dank des freundlichen Entgegenkommens von Herrn Prof. Dr. Maul und Herrn HD Dr. Blocher - wahlweise für das Fach Assyriologie oder Vorderasiatische Archäologie ausgestellt werden.

Teilnahmevoraussetzung: Keine

Leistungsnachweise: Mündliche Referate / "Hand-out"

Literatur: A.D.H. Bivar, Catalogue of the Western Asiatic Seals in the British Museum. Stamp Seals I-II (London 1969); R.M. Boehmer, Glyptik von der frühsumerischen bis zur spätbabylonischen Zeit in: W. Orthmann, Der Alte Orient. PKG 14 (Berlin 1975), 213ff., 336ff.; B. Buchanan, Catalogue of ancient Near Eastern Seals in the Ashmolean Museum (Oxford 1966); D. Collon, First Impressions. Cylinder Seals in the Ancient Near East (London 1987); Dies., Near Eastern Seals. Interpreting the Past (London 1990); L. Delaporte, Catalogue des cylindres, cachets assyro-babyloniens, perses et syro-cappadociens de la Bibliothèque Nationale (Paris 1910); Ders., Museé du Louvre. Catalogue des cylindres, cachets et pierres gravées de style oriental (Paris 1920-23); E. Douglas van Buren, The cylinder seals in the Pontifical Biblical Institute. AnOr 21 (Rom 1940); C. Doumet, Sceaux et cylindres orientaux: la collection Chiha. OBO s.a. 9 (Fribourg/Göttingen 1992); McG. Gibson, R.D. Biggs (Hg.), Seals and Sealing in the Ancient Near East. BM 6 (Malibu 1977); G.A. Eisen, Ancient oriental cylinder and other seals. OIP 47 (Chicago 1940); H. Frankfort, Cylinder Seals. A documentary essay on the art and religion of the Ancient Near East (London 1965); E. Williams Forte, Ancient Near Eastern Seals. A selection of stamp and cylinder seals from the collection of Mrs. Wiliam H. Moore, Metropolitan Museum of Art (New York 1976); O. Keel, Chr. Uehlinger (Hg.), Altorientalische Miniaturkunst. Die ältesten visuellen Massenkomunikationsmittel. Ein Blick in die Sammlungen des Biblischen Insitituts der Universität Freiburg / Schweiz (Mainz 1990); E. Klengel-Brandt (Hg.), Mit Sieben Siegeln versehen. Das Siegel in Wirtschaft und Kunst des Alten Orients (Mainz 1997); D.M. Matthews, Principles of composition in Near Eastern glyptic of the later second millennium B.C. OBO s.a. 8 (Fribourg/Göttingen 1990); A. Moortgat, Vorderasiatische Rollsiegel. Ein Beitrag zur Geschichte der Steinschneidekunst (Berlin 1940); U. Moortgat-Correns, s.v. Glyptik. RlA III (Berlin/New York 1957-1971), 440ff.; H.H. von der Osten, Ancient oriental seals in the collection of Mr. Edward T. Newell. OIP 22 (Chicago 1934); Ders., Ancient oriental seals in the collection of Mrs. Agnes Baldwin Brett. OIP 37 (Chicago 1936); Ders., Altorientalische Siegelsteine der Sammlung Hans Silvius von Aulock (Uppsala 1957); A. Parrot, Glyptique mésopotamienne (Paris 1954); E. Porada, Corpus of Ancient Near Eastern Seals in North American Collections. I. The Collection of the Pierpont Morgan Library (Washington 1948); O.E. Ravn, A Catalogue of oriental cylinder seals and impressions in the Danish National Museum (Kopenhagen 1960); L. Jakob-Rost, Die Stempelsiegel im Vorderasiatischen Museum Berlin (Mainz 1997); B. Teissier, Ancient Near Eastern cylinder seals from the Marcopoli collection (Berkely 1984); W.H. Ward, The seal cylinders of Western Asia (Washington 1910); O. Weber, Altorientalische Siegelbilder. AO 17/18 (Leipzig 1920); A. v. Wickede, Prähistorische Stempelsiegel in Vorderasien. MVAS 6 (München 1990); D.J. Wiseman, Götter und Menschen im Rollsiegels Westasiens (Prag 1958); Ders./D. Collon, Catalogue of the Western Asiatic Seals in the British Museum. Cylinder Seals I-III, V (London 1962-2001).

Beginn: 23.10.01



Übung: Akkadisch (Assyrisch-Babylonisch) I

Freitag, 8.15-9.45 h, Sandgasse 7, Z 010
Prof. Maul

Das Akkadische, das sich in die Hauptdialekte Assyrisch und Babylonisch aufteilt, ist die älteste bekannte semitische Sprache. Keilschriftliche Dokumente in akkadischer Sprache sind aus der Zeit vom 3. Jt. v. Chr. bis ins 1. Jh. n. Chr. belegt und geben Zeugnis von allen Lebensbereichen des mesopotamischen Menschen. In dem Einführungskurs werden Grundkenntnisse der Keilschrift und des Altbabylonischen, der "klassischen" Form des Akkadischen, vermittelt.
Für die Teilnehmer der Übung ist der Besuch des Tutoriums zu "Akkadisch I" verpflichtend.

Teilnahmevoraussetzungen: keine.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Literatur: R. Borger, Assyrisch-Babylonische Lesestücke, 2. Auflage, Rom 1979; W. von Soden, Grundriß der akkadischen Grammatik, 3. Auflage, Rom 1995. 


Beginn: 19.10.2001



Übung: Sumerisch II

Dienstag, 10.15-11.45h, SandG 010
Dr. Heeßel

Fortsetzung der Übung "Sumerisch I" vom SoSe 2001. Vertiefung der Kenntnisse des Verbalsystems, besonders der nicht-finiten Formen; Konstruktion von Nebensätzen; Syntax. Lektüre leichter sumerischer Texte.
Für die Teilnehmer der Übung ist der Besuch des Tutoriums zu "Sumerisch II" verpflichtend.

Teilnahmevoraussetzungen: Teilnahme an "Sumerisch I" oder vergleichbare Vorkenntnisse.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen und Abschlussklausur.

Literatur: M.L. Thomsen, The Sumerian Language (Mesopotamia. Copenhagen Studies in Assyriology Vol. 10) 1984.

Beginn: 23.10.01

Übung: Sumerische Städteklagen

Dienstag, 14.15-15.45h, SandG, 803
Dr. Frahm

Gegenstand der Übung ist die Lektüre ausgewählter Abschnitte aus den sumerischen "Städteklagen", einer literarischen Gattung, die dadurch bestimmt ist, dass die ihr zugehörigen Texte, die uns in altbabylonischen Abschriften aus Nippur und Ur vorliegen, alle den Untergang (und Wiederaufbau) bestimmter sumerischer Städte behandeln. Bislang sind Klagelieder über den Fall von Eridu, Nippur, Ur, Sumer und Ur sowie von Uruk bekannt. Eine sumerische Eigenbezeichnung des Korpus, dessen lebensweltlicher Bezugsrahmen noch weitgehend im Dunkeln liegt, ist nicht überliefert. Es ist der konkrete Bezug auf bestimmte Städte und historische Katastrophen, durch den sich die Texte von anderen Vertretern der sumerischen Klageliteratur, insbesondere den sog. Balags, unterscheiden. Das Schwergewicht der Übung soll auf der Beschäftigung mit der "Nippur-Klage" liegen, deren historischer und literarischer Kontext dank der neuen Bearbeitung durch Tinney als gut erschlossen gelten darf. Diskutiert werden soll dabei auch, ob ein unpublizierter Text in babylonischer Sprache, von dem sich Abschriften aus dem siebten Jahrhundert in Assur und Ninive gefunden haben, möglicherweise eine späte, assyrisierende Adaptation der "Nippur-Klage" darstellt.

Teilnahmevoraussetzungen: Kenntnis des Sumerischen

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen, evtl. Kurzreferate

Literatur: M. E. Cohen, The Canonical Lamentations of Ancient Mesopotamia, 2 Bd., Potomac MD 1988; D. O. Edzard, Artikel "Literatur", Reallexikon der Assyriologie 7, 42f.; M. W. Green, "The Eridu Lament", JCS 30 (1978), 127-167; dies., "The Uruk Lament", JAOS 104 (1984), 253-279; J. Krecher, Artikel "Klagelied", Reallexikon der Assyriologie 6, 1-6; P. Michalowski, The Lamentation over the Destruction of Sumer and Ur, Winona Lake, 1989; S. Tinney, The Nippur Lament, Philadelphia 1996.

Beginn: 6.11.01



Übung: Akkadische Weisheitstexte

Montag, 16.15-17.45 h, Sandgasse 7, Raum 803
Dr. Fincke

Die Aussage ina qati-ja limur "er möge von meinem Beispiel lernen" aus der Klage ludlul bel nemeqi "Ich will preisen den Herrn der Weisheit" verdeutlicht, in welcher Form Wissen und Weisheit (akkad. nemequ) während des 2. und 1. Jt. v. Chr. in akkadischer Sprache vermittelt wurden. Die verschiedenen lehrreichen Werke unterschiedlicher Thematik und formaler Ausgestaltung werden in der Assyriologie unter dem Begriff "Weisheitsliteratur" zusammengefasst. Zu den akkadischen Weisheitstexten zählen dabei umfangreiche Gedichte, die das Leiden des Menschen und seine Erlösung durch eine Gottheit thematisieren (z.B. die Klage ludlul bel nemeqi), belehrende Kompositionen, die aus Mahnungen und Anweisungen für korrektes Verhalten bestehen (z.B. der "Fürstenspiegel"), lehrhaft-unterhaltsame Fabeln und Sammlungen von Sprichwörtern und Rätseln. Unter den fraglichen Texten finden sich auch sozialkritische Erzählungen (z.B. Der arme Mann von Nippur) und der in seiner Art einzigartige "Pessimistische Dialog", dessen Weisheitssprüche eine satirische Note aufweisen.
Ziel des Seminars ist es, einen Überblick über die akkadische Weisheitsliteratur zu gewinnen. Das soll folgendem Spruch der "Sammlung von Weisheitssprüchen" gemäß erfolgen: ina ihzi-ka-ma amur ina tuppi "In deiner Weisheit studiere die Tafel".

Teilnahmevoraussetzungen: Akkadischkenntnisse.

Leistungsnachweis: kursbegleitende Übungen.

Literatur: W. Röllig, Stichwort "Literatur § 4: Überblick über die akkadische Literatur" im Reallexikon der Assyriologie Band 7, 1987, 48-66 (bes. §§ 4.7, 4.9); W.G. Lambert, Babylonian Wisdom Literature, 1960 bzw. 1996 (2. Auflage); S.D. Bolle, Wisdom in Akkadian Literature: Expression, Instruction, Dialogue, Ph.D. Los Angeles 1982; W. von Soden, "Weisheitstexte" in akkadischer Sprache, TUAT III.1, 1990, 110-188.

Beginn: 22.10.01



Übung: Hethitische "Sündenbockrituale"

Dienstag, 12.15-13.45, SandG 010
R. Strauß

In den Archiven Hattusas fanden sich einige z.T. auf Sammeltafeln verzeichnete Ritualtexte, deren Verfasser - nach Ausweis der Einleitungen und Kolophone der Tafeln - aus Arzawa, einer Region im Südwesten Kleinasiens, stammen. Die Intention der meisten dieser Rituale ist die Reinigung des von einer Seuche heimgesuchten hethitischen Heeres. Im Zentrum dieser "Pestrituale" steht der sog. Sündenbockritus: Die "Unreinheit" des Heeres wird durch unterschiedliche Übertragungsriten einem Ziegenbock, aber auch anderen Tieren oder Menschen aufgeladen, die man anschließend in die Steppe oder das Feindesland treibt. Der Ritus ist auch in dem hethitischen Ersatzkönigsritual und in oftmals ganz verkürzter Form in zahlreichen weiteren Reinigungsritualen belegt.
Wohlbekannt ist das "Sündenbock"-Motiv des Alten Testaments, es findet sich in der mesopotamischen Überlieferung, lässt sich in Texten aus Ebla und Ugarit fassen und lebt dann in den griechischen Pharmakos-Ritualen fort.
Neben der Lektüre der wichtigsten hethitischen Texte (CTH 394, 407, 410, 425) werden im Rahmen der Übung inner- und außerkleinasiatische Parallelen zu diskutieren sein.

Teilnahmevoraussetzungen: Hethitisch II

Literatur: H.M. Kümmel, Ersatzrituale für den hethitischen König (StBoT 3, Wiesbaden 1967); O.R. Gurney, Some Aspects of Hittite Religion (Oxford 1977), bes. 47-52; N. van Brock, Substitution rituelle, RHA 17 fasc. 65 (1959), 117-146; B. Janowski/G. Wilhelm, Der Bock, der die Sünden hinausträgt, in: B. Janowski et. al. (Hrsg.), Religionsgeschichtliche Beziehungen zwischen Kleinasien, Nordsyrien und dem Alten Testament (OBO 129, Freiburg/Göttingen 1993), 109-169; J. Bremmer, Scape-Goat Rituals in Ancient Greece, HSCP 87 (1983), 299-234.

Beginn: 23.10.01




 

Tutorium zu Akkadisch I

Mittwoch, 18.15 - 19. 45 Uhr, Hauptstr. 126 Bibliothek
J. LLop

Das Tutorium beinhaltet Übungen zur Grammatik, zum Vokabular und zum
Zeicheninventar des Akkadischen und führt in die Lektüre leichter Texte
ein.
Der Besuch des Tutoriums ist für die Teilnehmer an der Übung "Akkadisch I"
verpflichtend.

Beginn: 24.10.01


 

Tutorium zu Sumerisch II

Zeit: n. V., Hauptstr. 126 Bibliothek
 C. Ambos M. A.

Das Tutorium beinhaltet Übungen zur Grammatik, zum Vokabular und zum
Zeicheninventar des Sumerischen und führt in die Lektüre leichter Texte
ein. Der Besuch des Tutoriums ist für die Teilnehmer an der Übung
"Sumerisch II" verpflichtend.

Beginn: n. V.
 
Verantwortlich: E-Mail
Letzte Änderung: 02.03.2008
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