Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis SoSe 2000

Vorlesung: Einführung in die Altorientalistik. Ein Überblick

Donnerstag, 9.15-10.45 h NUni, ehem. Senatssaal

Prof. Maul

Die Vorlesung bietet einen Überblick über die Geschichte, Kulturgeschichte und Religion der ältesten Hochkultur der Menschheitsgeschichte, die im Zweistromland im ausgehenden 4. vorchristlichen Jahrtausend entstand und mehr als 3 Jahrtausende die Länder Vorderasiens prägte.

Teilnahmevoraussetzungen: Keine; für Hörer aller Fakultäten

Einführende Literatur: B. Hrouda, Der Alte Orient, München 1991; W. von Soden, Einführung in die Altorientalistik, Darmstadt 1985.

Beginn: 04.05.00


Vorlesung: Hethitische Religionen

Mittwoch, 16.15-17.45 h Schulgasse 2, Semitistik

PD Dr. Kühne

Unter den Provinzen der Religionsgeschichte des Altertums nimmt die hethitische von ihrer reichen textuellen Überlieferung her eine Sonderstellung ein, die durch das relativ hohe Alter der Zeugnisse (16. - 13. Jh. v. Chr.) unterstrichen wird. Sehr zahlreiche Kultrituale sind für uns in meist minutiöser Beschreibung mehr oder (vielfach) weniger vollständig greifbar. Sie vermitteln ein anschauliches Bild der Kultpraktiken verschiedener Ethnien, die im Hethiterreich vereinigt waren oder die auf die hethitische (Staats)religion Einfluss genommen hatten. Ebenso reichlich bezeugt sind Beschreibungen magischer Rituale, mit deren Hilfe man jenseits des offiziellen Kults Probleme des privaten und öffentlichen Lebens zu lösen suchte. Der Glaube an die Kausalität von Schuld oder (magischer) Verunreinigung und drohendem oder eingetretenem Verhängnis oder Unglück hat eine Fülle von Divinationspraktiken begünstigt, mit denen man sowohl Ursachenforschung und -feststellung betrieb als auch die jeweiligen (ggf. magischen) Wege zur Beseitigung des Unheils erkundete. Mythen, Gebete und Aussagen etwa des juristischen wie überhaupt des 'profanen' Schrifttums tragen zum Verständnis der hinter den kultischen und magischen Handlungen stehenden religiösen und Weltvorstellungen bei.

Teilnahmevoraussetzungen: Keine

Literatur (in kleiner Auswahl): H.G. Güterbock, Religion und Kultus der Hethiter, in: G. Walser (ed.), Neuere Hethiterforschung (Historia Einzelschriften, Heft 7), 54-73; Oliver R. Gurney, Some Aspects of Hittite Religion (The Schweich Lectures), Oxford 1976; Volkert Haas, Geschichte der hethitischen Religion, in: Handbuch der Orientalistik, I. Abt., Band 15, Leiden-New York-Köln 1994 (mit ausführlicher Bibliografie).

Beginn: 10.05.00


Seminar: Sumerische Lieder im Emesal-Dialekt

Freitag, 10.15-11-45 h, Sandgasse 7, Z 010

Prof. Maul

Obgleich das Sumerische bereits im frühen 2. Jt. v. Chr. als gesprochene Sprache ausstarb, blieb es die Kultsprache Mesopotamiens. Götterhymnen und Klagelieder, die mit dem Aussterben des Sumerischen erstmals schriftlich fixiert, aber wohl schon lange zuvor in Gebrauch waren, blieben bis zum Untergang der Keilschriftkultur in der Seleukidenzeit ein wesentlicher Bestandteil des regelmäßigen Gottesdienstes. Sie wurden von den sog. Klagepriestern (sum.: gala; akk.: kalû), begleitet vom Spiel von Harfen und Pauken, in einem sumerischen Dialekt gesungen, der feine Sprache (Emesal) genannt wurde und ursprünglich wohl ein Soziolekt der Frauen gewesen ist. Emesal-Lieder blieben in zahlreichen Textvertretern aus 2 Jahrtausenden erhalten.
In dem Seminar sollen anhand von ausgewählten Texten die Gattungen der Emesal-Lieder (kalûtu) vorgestellt und ihr Sitz im Leben untersucht werden.

Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung in Assyriologie, gute Grundkenntnisse des Sumerischen

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Literatur: M. K. Schretter, Emesal-Studien. Sprach- und literaturgeschichtliche Untersuchungen zur sogenannten Frauensprache des Sumerischen, 1990; zu Balag: M. E. Cohen, The Canonical Lamentations of Ancient Mesopotamia, Vol. I und II, Potomac Maryland 1988; J. A. Black, BiOr 44 (1987), 32-79; R. Borger BiOr 47 (1990), 5-39; Erschemma: Sumerian Hymnology: The Ershemma (HUCA Supplements No. 2); Erschahunga: S. M. Maul, Herzberuhigungsklagen, Wiesbaden 1988; Schuila: S. M. Maul, Fs. Borger, Cuneiform Monographs 10, Groningen 1998, S. 159-197 (mit weiterführender Literatur).

Beginn: 05.05.00


Seminar: Assyrische und hethitische Staatsrituale - ein Vergleich

Donnerstag, 11.15-12.45 h, Sandgasse 7, Z 010

Prof. Maul, Dr. Prechel

Als Assyrien im 14. Jh. v. Chr. expandierte und zu einer politischen Großmacht in Vorderasien aufstieg, ergaben sich zwangsläufig Kontakte zum anatolisch-syrischen Hethiterreich. Schon bald war das assyrisch-hethitische Verhältnis von politischen und militärischen Interessenkonflikten geprägt. Während die politische Beziehung beider Staaten als weitgehend erforscht gelten darf, ist den kulturellen Dimensionen der assyrisch-hethitischen Beziehung kaum Beachtung geschenkt worden. Assyrische Annalen, Chroniken, Edikte und Staatsverträge, die keine Entsprechung aus dem südlichen Mesopotamien (Babylonien) haben, scheinen in erheblichem Maße von hethitischen Vorbildern geprägt zu sein. In dem Seminar soll untersucht werden, inwieweit auch die Staatsrituale beider Reiche (z.B. Neujahrsfest; Ersatzkönigtumsritual) einander beeinflusst haben.

Teilnahmevoraussetzung: Zwischenprüfung in Assyriologie; Kenntnisse des Hethitischen sind erwünscht, aber nicht Bedingung

Literatur: Beckman, G., Mesopotamians and Mesopotamian Learning at Hattusa, in: Journal of Cuneiform Studies 35 (1983) 97-114; Deller, K., The Assyrian Eunuchs and Their Predecessors, in: K. Watanabe (Hrsg.), Priests and Officials in the Ancient Near East (1999) 303-311; Haas, V., Geschichte der hethitischen Religion, Leiden/New York/Köln 1994; Hagenbuchner, A., Die Korrespondenz der Hethiter, Heidelberg 1989; Hoffner, H., Syrian Cultural Influence in Hatti, in: BiMes 25 (1992) 89-106; Müller, K.F., Das assyrische Ritual , in: MVAeG 41/3 (1937) 1-91; Nissen, H./Renger, J. (Hrsg.) Mesopotamien und seine Nachbarn BBVO 1^ Berlin 19872; Oettinger, N., Die militärischen Eide der Hethiter, Wiesbaden 1976; Pongratz-Leisten, B. Neujahr(sfest) B, in: RlA 9 (1999) 294-298 (mit weiterführender Literatur)

Beginn: 04.05.00


Seminar: Das Werden der Welt aus der Sicht der modernen Physik und der altorientalischen Mythen

Donnerstag, 16.15-17.45 h, Philosophenweg 19, Seminarraum

Prof. Maul, Prof. Hüfner

Nach den Erkenntnissen der modernen Naturwissenschaft entstand unser Kosmos vor 15 Mrd. Jahren im big bang, unser Planetensystem vor 4 Mrd. Jahren und das Leben vor 2 Mrd. Jahren. Diese Zeitpunkte markieren jeweils die Anfänge von Entwicklungen. Diese werden aus dem Blickwinkel der modernen Physik zusammen mit den empirischen Evidenzen dargestellt.
Obgleich die altorientalischen Kulturen der Sumerer, Assyrer und Babylonier das naturwissenschaftliche Experiment im heutigen Sinne nicht kannten, haben sie sehr detaillierte Vorstellungen vom Werden der Welt entwickelt und in Form von keilschriftlichen Schöpfungsmythen (und anderen Texten) festgehalten. Das Werden einer Vorwelt aus der undifferenzierten Materie, das Entstehen des Raums mit Sonne und Planeten, die Gestaltung der Erde und das Werden des Lebens werden dort als Werk des Schöpfergottes geschildert. Die Phasen dieses Schöpfungsprozesses entsprechen erstaunlicherweise im wesentlichen den Entwicklungsphasen, die die moderne Physik für das Werden der Welt postuliert.
In Referaten von Physikern und Altorientalisten sollen die wissenschaftlichen Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaft den entsprechenden Vorstellungen der mesopotamischen Kulturen gegenübergestellt und in Gesprächen Gemeinsamkeiten und Abweichungen der jeweiligen Modelle herausgearbeitet werden. Es wird dabei auch die spannende Frage erörtert werden müssen, ob gültige Aussagen über die materielle Welt auch ohne die Methoden der modernen Naturwissenschaft zu erzielen sind und ob nicht auch Methoden und Erkenntnisse der Naturwissenschaft ebenso kultur- und zeitgebunden sind, wie die Vorstellungen einer schon vor mehr als 2 Jahrtausenden untergegangenen Zivilisation.
Voraussetzung für den Erfolg des Seminars ist, dass es den Teilnehmern gelingt, den Vertretern der jeweils anderen wissenschaftlichen Kultur (Geistes- oder Naturwissenschaft) die Grundideen ihrer jeweiligen Disziplin auf hohem wissenschaftlichen Niveau in einer Sprache zu vermitteln, die ein echtes Zwiegespäch ermöglicht.
Das Seminar soll nicht zuletzt neue Verbindungen zwischen Geistes- und Naturwissenschaften anregen.
Die Zahl der Teilnehmer ist beschränkt.

Vorbesprechung und Verteilung der Referate: Mittwoch, den 03.05., 10.30 Uhr, Sandgasse 7, Hörsaal 010

Einführende Literatur:
1. Physik: *S. Weinberg: Die ersten 3 Minuten, Piper, 16,90 DM; A. Unsöld, B. Baschek, Der neue Kosmos, Springer, 98,00 DM; R. Meixner: Geschichte der Erde, Beck, 14,80 DM.
2. Assyriologie: *W. G. Lambert, in: O. Kaiser u.a. (Hrsg.), Texte aus der Umwelt des Alten Testaments III/4, Gütersloh 1994, S. 565-602 (deutsche Übersetzung des wichtigsten mesopotamischen Schöpfungsmythos Enuma elisch; eine verlässlichere englische Übersetzung: B. Foster, Before the Muses. An Anthology of Akkadian Literature, Bethesda/Maryland 1993, S. 351-402). Ferner: J. Bottéro, Les textes cosmogoniques mineurs en langue akkadienne, in: ders., Mythes et rites de Babylone, Genève/Paris 1985; J.J.A van Dijk, Le motif cosmique dans la pensée sumérienne, AcOr 28 (1964/65), 1-59; A. Heidel, The Babylonian Genesis, The Story of Creation, 2. Auflage, Chicago 1951; M. Krebernik, Muttergöttin. A. I. In Mesopotamien, Reallexikon der Assyriologie Bd. 8 (1997), 502-516; W. G. Lambert, The Relationship of Sumerian and Babylonian Myths as Seen in Accounts of Creation, in: CRRA 38, Paris 1992, 129-135; G. Pettinato, Das altorientalische Menschenbild und die sumerischen und akkadischen Schöpfungsmythen, Heidelberg 1971; H. Sauren, Nammu and Enki, in: Fs. W. W. Hallo 1993, 198-208.

Beginn: 04.05.00


Seminar: Sumerische Texte aus der Akkad-Zeit (Beschwörungen, Briefe, Rechtsurkunden)

Dienstag, 11.15-12.45 h, Hauptstr. 126, Raum 103

Prof. Waetzoldt

Die Akkad-Zeit zeichnet sich durch das Nebeneinander Akkadisch und Sumerisch abgefasster Texte aus. In Südmesopotamien schrieben zwar die Einheimischen weiterhin meist Sumerisch, doch gibt es auch häufig akkadische Verwaltungstexte. Manchmal beginnt ein Text Sumerisch und endet Akkadisch, so ein Brief aus Nippur (FAOS 19, 126f. Nip 1, Z. 1-7 Sum., ab Z. 8 Akk.).
In diesem Seminar wird es darum gehen, dass die Studierenden sich in die verschiedenen Textgattungen einarbeiten und deren Besonderheiten und Unterschiede zu den jüngeren Entsprechungen kennenlernen. Daneben soll auch auf die sprachlichen Eigenheiten des Sumerischen in altakkadischer Zeit eingegangen werden.

Teilnahmevoraussetzung: Zwischenprüfung in Assyriologie

Literatur: B. Kienast, Die sumerischen und akkadischen Briefe = Freiburger Altorientalische Studien Bd. 19; G. Cunningham, 'Deliver me from Evil'. Mesopotamian Incantations 2500-1500 BC = Studia Pohl: Series maior Vol. 17, 49-64; I. Gelb, P. Steinkeller, R. Whiting, Earliest Land Tenure Systems in the Near East: Ancient Kudurrus = Oriental Institute Publications, Vol. 104, Nr. 38-45, 47-52; D.O. Edzard, Sumerische Rechtsurkunde des III. Jahrtausends, München 1968; Yang Zhi, Sargonic Inscriptions from Adab = Periodic Publications on Ancient Civilizations 1, 116-132; A. Westenholz, Old Sumerian and Old Akkadian Texts in Philadelphia Part 2 = CNI Publications 3, Nr. 44-78

Beginn: 02.05.00


Seminar: Gilgamesch's Tod

Mittwoch, 11.15-12.45 h, Hauptstr. 126, Raum 103

Prof. Waetzoldt

Nach der Lektüre von Urnammus Tod im Wintersemester 1999/2000 folgt im SS 2000 Gilgamesch's Tod. Diese sumerische Dichtung war bisher nur durch zwei fragmentarische Texte bekannt. Durch neue Textfunde in Mà-Turan (Tell Haddad) konnte sie vervollständigt werden, doch bleiben immer noch Lücken. Die Komposition dürfte ca. 305 Zeilen umfassen. Ihre Edition bereiten A. Cavigneaux und F. Al-Rawi vor. Eine erste Übersetzung publizierte A. George.
Die Komposition beginnt mit dem Bericht, dass Gilgamesch im Sterben liegt. Der Gott Enki sendet ihm einen Traum, in dem er sieht, wie in der Götterversammlung über sein weiteres Geschick beraten wird. Zwar muss Gilgamesch, obwohl Sohn einer Göttin, sterben und in die Unterwelt, doch soll er dort neben Ningizzida und Dumuzi sitzen, um Recht über die Toten zu sprechen.
Beim Erwachen ist Gilgamesch verwirrt und erzählt jemandem seinen Traum, um sich Rat zu holen über dessen Bedeutung. Er erhält zur Antwort, der Tod sei selbst für ihn als König unausweichlich, doch solle er sich darüber freuen, dass ihm in der Unterwelt ein so hoher Rang von den Göttern eingeräumt werde. Danach gibt Gilgamesch den Auftrag, sein Grab zu bauen. Auf Anweisung von Enki soll er den Fluss umleiten und sein Grab aus Stein im Flussbett anlegen. Seine Frauen und Bedienstete begeben sich ins Grab, um Gilgamesch ins Jenseits zu begleiten. Nach Opfern an Ereschkigal wird das Grab verschlossen und der Fluss darüber geleitet. Der Text endet mit Erläuterungen über den Sinn des Todes und von Statuen der Verstorbenen in den Tempeln.

Teilnahmevoraussetzung: Zwischenprüfung in Assyriologie

Literatur: A. Cavigneaux, Gilgamesch et la Mort, Textes de Tell Haddad VI = Library of Oriental Texts, Vol. 3, Groningen 2000? A. George, The Epic of Gilgamesh, New York 1999, 195-208 G. Pettinato, La saga di Gilgamesh, Milano 1992, 343-347
Allgemein über Tod und Jenseitsvorstellungen: s. die in Death in Mesopotamia (ed. B. Alster) = Mesopotamia 8 (Copenhagen 1980) zusammengestellten Artikel (bes. von Th. Jacobsen, J. Bottéro und W.G. Lambert)

Beginn: 10.05.00


Seminar: Historische Texte aus Hatti in akkadischer Sprache

Dienstag, 14.15-15.45 h, Schulgasse 2, Semitistik

Dr. Prechel

Staatsverträge, Annalen, Edikte und andere im weiteren Sinne als historische Texte zu bezeichnende Keilschriftdokumente aus der hethitischen Hauptstadt Hattusa sind (auch) in akkadischsprachigen Abschriften erhalten. Bisweilen handelt es sich dabei um Teile einer Bilingue, und es wird nicht immer deutlich, in welcher Sprache das Original abgefasst war. Diese und andere Problematiken sollen bei der Lektüre ebenso berücksichtigt werden, wie die Eigenheiten des sog. Bogazköy-Akkadischen.

Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung Assyriologie

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Literatur: H.G. Güterbock, Die historische Tradition und ihre literarische Gestaltung bei Babyloniern und Hethitern bis 1200, in: ZA 42, 1934, 1-91, ZA 44, 1936, 45-145; Klengel, H. (Hrsg.), Geschichte des hethitischen Reiches, Leiden/Boston/Köln 1999; G. Beckman, JCS 47 (1995) 23ff.; E. Weidner, Politische Dokumente aus Kleinasien, Leipzig 1923; R. Labat, L'Akkadien de Boghaz-köy, Bordeaux 1932; J. Durham, Studies in Bogazköy Akkadian, Havard 1976

Beginn: 09.05.00


Seminar: Die Archäologie des Diyala-Gebietes

Dienstag, 16.15-17.45 h, Sandgasse 7, Z 803

Dr. Bär

Das nordöstlich von Bagdad gelegene und nach einem Zubringerfluss des Tigris benannte Diyala-Gebiet gehört nicht nur zu den interessantesten, sondern zweifellos auch zu den bedeutendsten Fundregionen Vorderasiens. Die dort gewonnenen archäologischen, philologischen und historischen Ergebnisse haben die Altorientalische Altertumskunde in ganz entscheidendem Maße vorangebracht und bis heute nachhaltig geprägt.
Zu den für das gesamte Fach richtungsweisenden Erkenntnissen gehört unter anderem die Periodisierung der Frühbronzezeit (3. Jtsd. v. Chr.), der sog. Frühdynastischen Zeit, in die drei Abschnitte Early Dynastic I, II und IIIa/b (ED I-IIIa/b) auf Grundlage der ermittelten Stratigrafie; die bauhistorische Typologisierung mesopotamischer Tempel sowie die kunststilistische Entwicklung in der Rund- und Reliefkunst (z.B. Beterfiguren, Weihplatten), der Glyptik und des Kunsthandwerks (z.B. Metallurgie). Außerdem wurde für dieses Gebiet erstmals eine für Mesopotamien verbindliche Keramiktypologie erarbeitet und es kam, im Gegensatz zu vielen älteren und zeitgenössischen Ausgrabungen, auch zu einer gezielten Untersuchung der Wohnhäuser.
Ausgelöst durch zahlreiche sumerische Skulpturen, die bis 1929 aus illegalen Grabungen im Diyala-Gebiet in den Kunsthandel nach Bagdad gelangten, initiierten die American Schools of Oriental Research, das University Museum Philadelphia und das Oriental Institute der Universität Chicago dort im Rahmen ihrer gemeinsamen "Iraq Expedition" von 1930 bis 1938 systematische Ausgrabungen.
In diesem Zeitraum untersuchte das Grabungsteam unter Leitung von Pinhas Delougaz, Henri Frankfort, Thorkild Jacobsen und Seton Lloyd die großen Ruinenhügel von Chafadschi (Tutub), Tell Asmar (E·nunna) und Tell Agrab, die ausgedehnte Tempel- und Privathauskomplexe mit zahlreichen Gräbern und eine palastähnliche Anlage bargen. Sowohl das methodische und befundorientierte Vorgehen der Ausgräber vor Ort, als auch die professionelle und leicht handhabbare Form der Veröffentlichungen in den Oriental Institute Publications (OIP) werden - gemessen an der damaligen Zeit - in der archäologischen Feldforschung nach wie vor als innovativ erachtet.
Im Mittelpunkt des Seminars stehen die Sakral- und Profanarchitektur der genannten Fundorte mit ihren reichen materiellen Hinterlassenschaften. Besonderes Augenmerk soll hierbei auf das Verhältnis von Fund zur Fundstelle gerichtet werden, das sich aufgrund der praktizierten Grabungstechnik gerade im Diyala-Gebiet besonders gut beobachten lässt, wie beispielsweise die Deponierung von Haus- und Tempelinventaren, die Identifizierung von Weihgaben und Liturgiegeräten oder die Anlage und Ausstattung von Gräbern. Davon ausgehend ist es notwendig, weiterführende Fragestellungen in zwei Bereichen zu entwickeln: Zum einen sollen die Funde und Befunde des Diyala-Gebietes miteinander verglichen werden, um etwaige lokale Ausprägungen und Traditionen erkennen zu können (z.B. Differenzierung verschiedener Baustile/Werkstätten). Zum anderen müssen Architektur und Denkmäler dieser Region in Relation zum restlichen Mesopotamien gesetzt werden, um sich so ein Urteil über deren Bedeutung und Stellenwert im mesopotamischen Gesamtkontext zu bilden. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Unterschiede zwischen dem angelsächsischen und dem deutschen Chronologiesystem sowie den damit verbundenen Konsequenzen für die Kunst- und Kulturgeschichte des Alten Orients eingegangen.
Die Scheine, die in dieser Veranstaltung erworben werden, können - dank des freundlichen Entgegenkommens von Herrn Prof. Dr. Maul und Herrn HD Dr. Blocher wahlweise für das Fach Assyriologie oder Vorderasiatische Archäologie ausgestellt werden.
Die Anzahl und inhaltliche Gestaltung der vorgesehenen Referatthemen hängt zwar in erster Linie von der Teilnehmerzahl ab, doch ist es durchaus möglich, einzelne Themen individuell nach Interesse und Fachrichtung der Teilnehmerin/des Teilnehmers abzustimmen.
Interessentinnen/en für das Seminar können sich ab dem 07.03.2000 melden.

Teilnahmevoraussetzungen: Keine

Leistungsnachweise: mündliches Referat (max. 45 Min.)/Hand-out (max. eine DIN A 4-Seite)

Allgemeine/Einführende Literatur: E. Strommenger, M. Hirmer, Fünf Jahrtausende Mesopotamien. Die Kunst von den Anfängen um 5000 v.Chr. bis zu Alexander dem Großen (München 1962 ); B. Hrouda, Vorderasien I. Mesopotamien, Babylonien, Iran und Anatolien. Handbuch der Archäologie (München 1971); W. Orthmann (u.a.), Der Alte Orient. Propyläen Kunstgeschichte 14 (Berlin 1975); S. Lloyd, Die Archäologie Mesopotamiens (München 1981); A. Moortgat, Die Kunst des Alten Mesopotamien. Die klassische Kunst Vorderasiens. I. Sumer und Akkad (Köln 1982); E. Heinrich, Tempel und Heiligtümer im Alten Mesopotamien. Typologie, Morfologie und Geschichte. Denkmäler Antiker Architektur 14 (Berlin 1984); S. Lloyd, H.W. Müller, Ägypten und Vorderasien. Weltgeschichte der Architektur (1987); B. Hrouda (u.a), Der Alte Orient. Geschichte und Kultur des alten Vorderasien (Gütersloh 1991); H.J. Nissen, Geschichte Alt-Vorderasiens. Oldenbourg Grundriss der Geschichte (München 1999).
Spezielle Literatur: H. Frankfort, Sculpture of the third Millennium B.C. from Tell Asmar and Khafajah. OIP XLIV (Chicago, Ill. 1939); H. Frankfort, S. Lloyd, Th. Jacobsen, The Gimilsin Temple and the Palace of the Rulers at Tell Asmar. OIP XLIII (Chicago, Ill. 1940); P. Delougaz, The Temple Oval at Khafajah. OIP LIII (Chicago, Ill. 1940); H. Frankfort, Th. Jacobsen, Pre-Sargonid Temples in the Diyala Region. OIP LVIII (Chicago, Ill. 1942); P. Delougaz, Pottery from the Diyala Region. OIP LXIII (Chicago, Ill. 1952); H. Frankfort, Stratified Cylinder Seals from the Diyala Region. OIP LXXII (Chicago, Ill. 1955); P. Delougaz, H.D. Hill, S. Lloyd, Private Houses and Graves in the Diyala Region. OIP LXXXVIII (Chicago, Ill. 1967); P. Delougaz, Old Babylonian Public Buildings in the Diayala Region. I. Excavations at Ishchali. II. Khafajah Mounds B, C and D. OIP 98 (Chicago, Ill. 1990).

Beginn: Voraussichtlich 16.05.00


Seminar: Babylonische Gebete

Mittwoch, 9.15-10.45 h, Sandgasse 7, Z 803

Dr. Gesche

Aus Babylonien und Assyrien sind zahlreiche Gebete an die großen Götter des Pantheons erhalten. Es handelt sich größtenteils um literarisch gestaltete Texte in babylonischer Sprache, die in mehreren Abschriften vorliegen. Der Sitz im Leben solcher Gebete ist u.a. der offizielle Kult, was sich darin zeigt, dass häufig Gebetincipits in Ritualanweisungen genannt werden. Nur wenige freie Gebete sind überliefert.
In dem Seminar wird anhand von Textbeispielen ein Überblick über die unterschiedlichen Typen von Hymnen und Gebeten erarbeitet.

Teilnahmevoraussetzung: Akkadisch II

Leistungsnachweis: Kursbegleitende Übungen

Literatur: J.A. Craig, Assyrian and Babylonian Religious Texts, Vol. 1, AB 13, Leipzig 1895 und Vol. 2, AB 13, Leipzig 1897; E. Ebeling, Tod und Leben nach den Vorstellungen der Babylonier, Berlin/Leipzig 1931; E. Ebeling, Die akkadische Gebetsserie Handerhebung, Berlin 1953; L.W. King, Babylonian Magic and Sorcery - being The Prayers of the Lifting of the Hand, London 1896; W.G. Lambert, Three Literary Prayers of the Babylonians, AfO 19 (1959-60), 47-66; W.G. Lambert, Nabû Hymns on Cylinders, in: B. Hruschka, G. Komoroczy (Hrsg.), Festschrift Lubor Matousch II, Budapest 1978, 75-111; W. Mayer, Untersuchungen zur Formensprache der babylonischen Gebetsbeschwörungen, St.Pohl SM 5, Rom 1976; W. Mayer, Sechs Schu-ila-Gebete, OrNS 59 (1990), 449-490; W. Mayer, Ein Hymnus auf Ninurta als Helfer in der Not, OrNS 61 (1992), 17-57; J. Pinckert, Hymnen und Gebete an Nebo, LSS 3/IV, Leipzig 1920

Beginn: 10.05.00


Seminar: Der Harem im Alten Orient

Montag, 15.15-16.45 h Sandgasse 7, Z. 803

Dr. Frahm, Dr. Heeßel

Harem und Schleier sind Schlüsselbegriffe, die in der bisherigen assyriologischen Diskussion über den sozialen Status von Frauen der gesellschaftlichen Elite Mesopotamiens, besonders solchen aus dem Umfeld des Herrschers, eine wichtige Rolle spielen. In jüngster Zeit ist im Rahmen der Orientalismus- und der Gender-Debatte die Frage aufgeworfen worden, ob sich diese dem islamischen Kulturkreis entstammenden Termini wirklich auf die Verhältnisse im Alten Orient übertragen lassen. Anhand der Lektüre verschiedener Quellentexte (Briefe, Urkunden der Palastverwaltung, Gesetze, sog. Haremserlasse u. a.) soll in dem Seminar untersucht werden, wie sich die rechtliche Stellung, der ökonomische Spielraum und die lebensweltlichen Entfaltungsmöglichkeiten der Frauen altorientalischer Machthaber adäquater beschreiben lassen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die Frage nach dem Verhältnis von Haupt- und Nebenfrauen des Herrschers und der besonderen Rolle der Königinmutter gerichtet werden. Auch die politische Dimension der herrscherlichen Polygamie (Stichwort: dynastische Heirat) wird zu diskutieren sein.

Teilnahmevoraussetzungen: Akkadischkenntnisse

Leistungsnachweise: Kursbegeleitende Übungen, evtl. Kurzreferate

Literatur: J. Assante, The kar.kid / harimtu, Prostitute or Single Woman? A Reconsideration of the Evidence, Ugarit-Forschungen 30 (1998), 5-96; C. Kühne, Ammistamru und die Tochter der Großen Dame, Ugarit-Forschungen 5 (1973), 175-184; M. Van De Mieroop, Cuneiform Texts and the Writing of History, London 1999, 147-150; W. Röllig, Heirat, politische, Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie, Bd. 4 (1972-75), 282-287; E. Weidner, Hof- und Harems-Erlasse assyrischer Könige aus dem 2. Jahrtausend v. Chr., Archiv für Orientforschung 17 (1954-56), 257-293; R. Westbrook, Old Babylonian Marriage Law, Archiv für Orientforschung, Beih. 23, Wien 1988; N. Ziegler, Le Harem de Zimrî-lîm, Mémoires de N.A.B.U. 5, Paris 1999.

Beginn: 08.05.00


Übung: Akkadisch (Assyrisch-Babylonisch) II

Freitag, 8.15-9.45 h, Sandgasse 7, Z 010

Prof. Maul

Aufbauend auf den Einführungskurs Akkadisch I sollen die Teilnehmer nun an vollständige akkadische Texte herangeführt werden. Im Mittelpunkt stehen zunächst altbabylonische Briefe und der berühmte sog. Codex Hammurapi. Weiterhin werden anhand von ausgewählten Texten Kenntnisse der babylonischen Literatursprache des 1. Jt. v. Chr. vermittelt.

Teilnahmevoraussetzungen: Akkadisch (Assyrisch-Babylonisch) I

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Literatur: R. Borger, Assyrisch-Babylonische Lesestücke, 2. Auflage, Rom 1979; W. von Soden, Grundriß der akkadischen Grammatik, 3. Auflage, Rom 1995

Beginn: 05.05.00


Übung: Sumerisch I

Dienstag, 9.15-10.45 h, Sandgasse 7, Z 010

Prof. Waetzoldt

Einführung in die sumerische Sprache: Das Sumerische gehört zu den agglutinierenden Sprachen wie das Hurritische und Urartäische oder heute das Türkische, Ungarische und Baskische. Sumerisch wurde im 3. Jahrtausend v. Chr. im südlichen Mesopotamien gesprochen und starb bereits kurz nach 2000 v. Chr. als gesprochene Sprache aus, blieb aber bis zum Ende der Keilschriftkulturen die Sprache des Kultes und der Religion.

Teilnahmevoraussetzungen: Keine

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen

Literatur: M.-L. Thomsen, The Sumerian Language (Mesopotamia. Copenhagen Studies in Assyriology Vol. 10) 1984 und eigene Unterrichtsmaterialien

Beginn: 09.05.00


Übung: Leichtere juristische Texte (Fortsetzung von Sumerisch II)

Mittwoch, 9.15-10.45 h, Hauptstr. 126, Raum 103

Prof. Waetzoldt

Die juristischen Texte geben einerseits Auskunft über die rechtlichen Praktiken und Vorstellungen in der neusumerischen Zeit. Andererseits sind sie entsprechend den juristischen Erfordernissen sehr präzise formuliert und enthalten viele Nebensatzkonstruktionen, aber auch wörtliche Rede. Deswegen sind sie für Studierende mit Grundkenntnissen im Sumerischen besonders geeignet zur Vertiefung der Kenntnisse des Verbalsystems, der Bildungsweisen von Nebensätzen und der Syntax.

Teilnahmevoraussetzung: Teilnahme an Sumerisch II

Leistungsnachweis: Abschlussklausur als Teil der Zwischenprüfung im Fach Assyriologie

Literatur: M.-L. Thomsen, The Sumerian Language (Mesopotamia. Copenhagen Studies in Assyriology Vol. 10) 1984
A. Falkenstein, Neusumerische Gerichtsurkunden, Bd. I-III, München 1956 E. Sollberger, in: Alter Orient und Altes Testament Bd. 25 (= Festschrift S.N. Kramer) 435-450, M. Cig - H. Kizilyay - A. Falkenstein, Zeitschrift für Assyriologie 53, 51-92, M. Malul, Acta Sumerologica (Japan) 11, 145-154, T. Gomi - S. Sato, Selected Neo-Sumerian Administrative Texts from the British Museum Nr. 125, 192f., 210f., 220, 320f., 333f., 360, 372-374; P. Steinkeller, Sale Documents of the Ur III-Period = Freiburger Altorientalische Studien Bd. 17.

Beginn: 10.05.00


Übung: Hethitische Gesetze

Mittwoch, 14.15-15.45 h, Schulgasse 2, Semitistik

PD Dr. Kühne

Die hethitischen Gesetze bilden eine der großen Rechtssammlungen des Alten Orients. Gleichsam die wechselvolle Geschichte des hethitischen Reiches begleitend, über den Zeitraum zwischen dem 16. und 13. Jh. v. Chr. tradiert und vielfach novelliert, vermitteln die 200 Paragrafen wichtige Einblicke in das Rechts- und Alltagsleben in Anatolien des mittleren 2. Jahrtausends v. Chr. In der Übung sollen sowohl die Fragen der Interpretation als auch die Sprachschichten der Textüberlieferung sowie die Paläografie der Textvertreter behandelt werden.

Teilnahmevoraussetzung:Kentnisse des Hethitischen

Literatur: Frédéric Hrozny, Code hittite provenant de l'Asie mineure, Paris 1922; Ernst Neufeld, The Hittite Laws, London 1951; Johannes Friedrich, Die hethitischen Gesetze, Leiden 1959; H. G. Güterbock, JCS 15, 1961, 62-78; 16 G, 17-23; Fiorella Imparati, Le leggi ittiti, (Incunabula Graeca VII) Rom 1964; V. Korojec, Keilschriftrecht, in: Handbuch der Orientalistik, I. Abt., Erg.-Bd. III, Leiden 1964, 177-186; id.,Gesetze. B.Hatti, in: Reallexikon der Assyriologie III, 1969, 288-297; E. von Schuler, Die hethitischen Gesetze, in: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments I: Rechtsbücher (ed. O. Kaiser), Gütersloh 1982; Harry A. Hoffner, The Laws of the Hittites, A. Critical Edition, Leiden 1997.

Beginn: 10.05.00


Tutorium zu Akkadisch II

Mittwoch, 18.15-19.45 h, Schulgasse 2, Semitistik

J. Llop

In dem Tutorium werden die Kenntnisse von Vokabular und Grammatik des Akkadischen sowie die Grundkenntnisse der Keilschrift durch Übungen und die Lektüre leichter Texte vertieft. Die Teilnahme ist für alle Hörer der Übung Akkadisch II verpflichtend.

Beginn: Voraussichtlich 05.00


Tutorium zu Sumerisch I

wird noch bekannt gegeben

N.N.

Das Tutorium beinhaltet Übungen zur Grammatik, zum Vokabular und zum Erlernen der Keilschrift sowie die Lektüre leichter Texte.

Beginn: Voraussichtlich 05.00

Verantwortlich: E-Mail
Letzte Änderung: 02.03.2008
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