Ruperto Carola Ringvorlesung: Immaterielles Erbe – eine Zukunftsressource?
Immaterielles Erbe: eine Zukunftsressource?
Die UNESCO-Konvention zum Schutz des immateriellen Erbes der Menschheit wurde 2003 verabschiedet. Sie hat der Anerkennung des Konzepts des immateriellen Erbes global zu einem Durchbruch verholfen, in vielen Ländern mittlerweile aber auch nationale Listen immateriellen Erbes initiiert. Im Zentrum der Umsetzung standen bisher insbesondere regionale, auch indigene Kulturtraditionen etwa aus den Bereichen Musik, Schauspiel, Erzählen, Handwerk, Kochkunst oder auch religiös-spirituelle Praktiken. Lange Zeit wurde die Konvention insbesondere als ein Schutzinstrument für regionale Traditionen des globalen Südens gesehen, mittlerweile werden jedoch auch von mitteleuropäischen Staaten regelmäßig Nominierungen für die Schutzlisten der UNESCO-Konvention vorgelegt. Die Kulturwissenschaften sind in die Prozesse des „Making of“ des immateriellen Erbes involviert, diskutieren darüber hinaus aber auch die Erarbeitung und Umsetzung der UNESCO-Konvention kritisch: Macht es überhaupt Sinn, angesichts von Globalisierungs- und Modernisierungsprozessen sowie touristischer Inanspruchnahmen, entsprechende Traditionen als „Kulturerbe“ zu schützen? Werden damit überholte, kaum mehr verstandene Kulturformen und restaurative Gesellschaftsverständnisse konserviert? Oder kann umgekehrt die Aktivierung immateriellen Erbes eine Ressource für die Zukunftsgestaltung darstellen? Zum 20-jährigen Jubiläum der UNESCO-Konvention möchten wir diese Fragen im Rahmen der Ruperto Carola Ringvorlesung diskutieren: in übergreifender Weise und auch in Bezug auf konkrete ausgewählte Kulturtraditionen.
Öffentliche Vortragsreihe
AULA DER ALTEN UNIVERSITÄT, MITTWOCHS 18.15 UHR
Die Veranstaltungen werden aufgezeichnet.
Veranstaltungstermine
26. April 2023
Das UNESCO-Konzept zum Schutz immateriellen Erbes – eine kulturwissenschaftliche Reflexion
Prof. Dr. Thomas Schmitt
Heidelberg Centre for Cultural Heritage
Universität Heidelberg
3. Mai 2023
Internationale Vernetzung und Technologietransfer. Die Dombauhütten des Mittelalters und ihr Erbe für die Gegenwart.
Prof. Dr. Barbara Schock-Werner
Ehemalige Dombaumeisterin, Köln
10. Mai 2023
Living Heritage in the Museum – Rethinking Collections, Exhibitions and Community Engagement
Dr. Marilena Alivizatou
Institute of Archaeology
University College London
22. Mai 2023
Achtung: Dieser Vortrag findet an einem Montag und in der Aula der Neuen Universität statt.
Wie „lebendig“ muss Living Heritage sein? Zur Bewertung von Musik als immaterielles Kulturerbe
Prof. Dr. Tiago de Oliveira Pinto
Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena
Hochschule für Musik Weimar
5. Juni 2023
Achtung: Dieser Vortrag findet an einem Montag und in der Aula der Neuen Universität statt.
Kulturelles Gedächtnis und immaterielles Erbe – Inhaltliche Abgrenzungen, Überlappungen, Herausforderungen
Prof. Dr. Dr. h.c. Aleida Assmann
Universität Konstanz
7. Juni 2023
Intangible heritage politics and the (unattainable) goal of reducing inequalities
Prof. Kristin Kuutma, PhD
UNESCO Chair on Applied Studies of Intangible Cultural Heritage
University of Tartu (Estland)
12. Juni 2023
Achtung: Dieser Vortrag findet an einem Montag und in der Aula der Neuen Universität statt.
Altes Wissen für eine neue Zeit? Thesen zur Relevanz indigener Weisheitstraditionen
Dr. Geseko von Lüpke
Freier Journalist
21. Juni 2023
Bedrohte Sprachenvielfalt in der UNESCO-Dekade der indigenen Sprachen
PD Dr. Frank Seifart
Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft, Berlin
28. Juni 2023
Dokument oder transformative Ressource? Phonographische Aufnahmen im UNESCO-Register „Memory of the World“
Prof. Dr. Sebastian Klotz
Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft
Humboldt-Universität Berlin
5. Juli 2023
Beethovens 9. Sinfonie: Welterbe jenseits der Konvention
Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt
Musikwissenschaftliches Seminar
Universität Heidelberg
12. Juli 2023
Podiumsdiskussion und Gespräche: Immaterielles Erbe – eine Zukunftsressource?
Die Podiumsrunde und Gesprächspartner/innen greifen die zentralen Fragen und Themen der Ringvorlesung auf: Welche Bedeutung hat immaterielles Erbe für die Gegenwart und Zukunft? Welchen Sinn haben entsprechende Schutzkonzepte der UNESCO? Wie soll sich die Praxis des Erbe-Schutzes verändern? Die Kulturwissenschaften treten dabei in einen Dialog mit Partner/innen aus der Praxis.
Frederik „Torch“ Hahn, Hip-Hop-Pioneer & -Philosoph
Sabine Lutkat, Europäische Märchengesellschaft e. V.
Dr. Marlen Meißner, Deutsche UNESCO-Kommission, Bonn
Prof. Dr. Barbara Mittler, Institut für Sinologie, Universität Heidelberg
Prof. Dr. Markus Tauschek, Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Universität Freiburg
Bryan Vit, Heidelberger Hip-Hop-Archiv
Prof. Dr. Dirk Werle, Germanistisches Seminar, Universität Heidelberg
Moderation: Prof. Dr. Thomas Schmitt, Heidelberg