Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Den Fidschis steht das Wasser bis zum Hals

Im Zuge eines interdisziplinären Seminars am Heidelberg Center for the Environment (HCE) der Ruperto Carola haben 17 Studentinnen und Studenten (Foto: privat) gemeinsam mit Experten aus der Klimaphysik wie Dr. Sanam Vardag, Geschäftsführerin des HCE, Prof. Dr. Anja Senz aus der Sinologie und Dr. Jürgen Giegrich vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg an der 23. Weltklimakonferenz (COP 23) in Bonn teilgenommen, um selbst gewählte Forschungsfragen zu untersuchen. Der Besuch der internationalen Großveranstaltung Ende vergangenen Jahres war nach eigenem Bekunden für die Studierenden das „Highlight“ des Wintersemesters. Hier ihr Bericht:

„Während in der sogenannten Bula-Zone Delegierte aus 195 Staaten über die Erarbeitung eines Regelwerks zur Einhaltung des Paris Agreements rangen, konnten wir erleben, wie in der Bonn-Zone Regierungsvertreter, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftler etwa darüber debattierten, auf welchen Wegen das Zwei-Grad-Ziel erreicht werden könnte. Aus unterschiedlichen Perspektiven wurden dort an Thementagen und in Diskussionsforen, Vorträgen und Workshops zahlreiche Problemfragen und Lösungsansätze erörtert. So haben wir uns damit beschäftigt, welche Rolle der angekündigte Austritt der USA aus dem Paris Agreement auf die weltweiten Klimaschutz-Ambitionen haben wird.

Einige Politiker wie Jerry Brown, Gouverneur von Kalifornien, und Friedensnobelpreisträger Al Gore machten in Bonn als Teil der ‚We are still in‘-Kampagne deutlich, dass sich ein Großteil Amerikas weiterhin für den Klimaschutz engagieren wird. Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas wird bekanntlich nicht nur in Deutschland heiß diskutiert, sondern weltweit. Bei einer öffentlichen Diskussion waren sich Michael Bloomberg, der ehemalige Bürgermeister von New York, Executive Director Jennifer Morgan von Greenpeace und Staatssekretär Jochen Flasbarth vom Bundesumweltministerium einig, dass schon die nahe Zukunft den erneuerbaren Energien gehört – lediglich über die Umsetzung und deren Geschwindigkeit herrscht noch Uneinigkeit.

Aufgrund des großen Einflusses Chinas auf die globalen Emissionen haben gleich mehrere von uns die Rolle des bevölkerungsreichsten Landes der Erde während der Verhandlungen untersucht. Hierbei wird nicht nur über Emissionen gesprochen sondern auch über eine Vielzahl von Umweltverschmutzungen und Ressourcen-Verknappungen wie die Verunreinigung von Trinkwasser, die Versauerung der Meere oder der Wandel der Landnutzung. Gerade im südpazifischen Inselstaat Fidschi zerstören verstärkt Hochwasserereignisse und Naturkatastrophen die Lebensgrundlagen der Bevölkerung. Stellvertretend für alle ‚Pacific Climate Warriors‘ drängten und drängen sie auf die Zusammenarbeit von Verursachern und Betroffenen und fordern ein schnelleres Handeln.

Die jährliche Klimakonferenz ist ein einzigartiges politisches Weltereignis, das versucht, auf globaler Ebene Auswege aus der Klimakatastrophe zu finden. Unserer Meinung nach kann dies nur erreicht werden, wenn sich Akteure aus verschiedenen Disziplinen zusammenschließen und kooperieren und ihr Wissen bereitstellen. Die größte Herausforderung besteht dabei nicht immer in der Vermittlung zwischen einzelnen Nationen oder Regionen, oft geht es auch um die Überwindung der Kluft zwischen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft.

Als Ziel für die COP 24 im polnischen Katowice steht die Fertigstellung des Regelwerks zum Paris Agreement auf der Agenda – ein guter Anlass, in der Zwischenzeit das Thema nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und auch bei uns an der Universität mehr in den Fokus zu rücken. Wir denken, dass interdisziplinäre Seminare, Vorträge oder Diskussionsforen sowie konkrete Klimaschutzmaßnahmen den Uni-Alltag mehr bestimmen sollten.“