Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Mit dem „KiTZ“ gegen den Killer Nummer zwei

Neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten schaffen, um krebskranken Kindern gezielter helfen zu können – mit diesem Ziel haben das Universitätsklinikum Heidelberg und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) das „Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg“ (kurz: „KiTZ“) gegründet, eine Therapie- und Forschungseinrichtung für pädiatrische Onkologie und Hämatologie. Die Dietmar Hopp Stiftung wird das Vorhaben mit 20 Millionen Euro für den Neubau des Zentrums unterstützen, wie SAP-Gründer und Mäzen Dietmar Hopp auf einer Pressekonferenz Ende November bekannt gab.

Die Nachricht, dass ihre zweijährige Tochter Annika an einer Leukämie leidet, traf Familie Obieglo wie ein Schlag. Doch heute, vier Jahre später, kann die Familie aufatmen: Annika gilt als geheilt. Dank einer intensiven Therapie konnte die Leukämie vollständig zurückgedrängt werden und die kleine Patientin auf der Pressekonferenz in die Kamera lächeln. „Der Kampf gegen den Krebs ist eine wichtige Motivation in meiner Stiftungsarbeit. Die Vorstellung, meine Söhne könnten an Krebs erkranken, war für mich schon als junger Vater unerträglich. Wir waren und sind zwar nicht betroffen, aber ich möchte Familien helfen, deren Kinder eine Krebserkrankung durchmachen müssen“, betonte Dietmar Hopp: „Es bewegt mich, dass ich die Errichtung eines hochspezialisierten Zentrums mit auf den Weg bringen kann.“

Rund 40 Millionen Euro wird das Kindertumorzentrum insgesamt kosten. Neben der Dietmar Hopp Stiftung haben schon weitere Spender ihre Unterstützung zugesagt. „Wir danken allen, die es möglich machen, dass wir mit diesem finanziellen Fundament nun in die Bauplanung einsteigen können. Noch ist etwa ein Viertel der Kosten für den Neubau des Kindertumorzentrums nicht gedeckt. Doch wir sind zuversichtlich, dass wir weitere Unterstützer finden und 2017 bereits den ersten Spatenstich ausführen können“, kündigte Prof. Dr. Guido Adler an, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums.

Es bewegt mich, dass ich die Errichtung eines hochspezialisierten Zentrums mit auf den Weg bringen kann: Pressekonferenz mit (von links nach rechts) Prof. Dr. Andreas Kulozik, Prof. Dr. Olaf Witt, Dietmar Hopp, Annika Obieglo, Prof. Dr. Michael Baumann, Prof. Dr. Stefan Pfister und Prof. Dr. Guido Adler.
Foto: Universitätsklinikum Heidelberg

Im „KiTZ“ sollen Klinik und Forschung unter einem Dach zusammenarbeiten und krebskranken Kindern damit schneller und gezielter helfen. Prof. Dr. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender und Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums, erklärte: „Bereits heute kooperieren Ärzte und Wissenschaftler von Universitätsklinikum und DKFZ, um Menschen mit Krebserkrankungen besser helfen zu können. Im „KiTZ“ werden wir unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Kinderonkologie, die inzwischen weltweit große Beachtung finden, künftig schneller in maßgeschneiderte Diagnose- und Behandlungsverfahren übertragen können.“

Tragende Säule des „KiTZ“ ist eine umfassende medizinische Versorgung der jungen Patienten. „Im ‚KiTZ‘ erhalten Kinder und Jugendliche mit onkologischen und hämatologischen Erkrankungen eine individuelle ambulante, tagesklinische oder stationäre Versorgung – von der Diagnostik über die Therapie bis zur Nachsorge“, schilderte Prof. Dr. Andreas Kulozik, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinderheilkunde III, Onkologie, Hämatologie, Immunologie und Pneumologie. Und er fügte einen weiteren Aspekt des „KiTZ“ an: das Eingehen auf die Bedürfnisse der jungen Patienten nach Bewegung und Freizeitangeboten. „Das Leben darf während einer Krebstherapie nicht stillstehen – schon gar nicht, wenn ein Kind all seine Kraftreserven aktivieren muss, um die Erkrankung gemeinsam mit den Ärzten zu besiegen.“

Neben dem körperlichen Befinden steht somit das psychische Wohlsein der Patienten ebenfalls im Vordergrund. Dafür sollen räumliche Möglichkeiten für Bewegungsangebote und für Musiktherapie zur Ablenkung und Erholung im sowie außer Haus geschaffen werden. „Wir feilen momentan an dem Konzept, das den ganzheitlichen Ansprüchen von krebskranken Kindern gerecht wird“, sagte Kulozik. Er ist auch Mitglied im Direktorium des „KiTZ“, zu dem Prof. Dr. Stefan Pfister und Prof. Dr. Olaf Witt gehören. Witt leitet die Sektion „Pädiatrische Hirntumore“ sowie die Klinische Kooperationseinheit „Pädiatrische Onkologie“ am DKFZ. Pfister ist Leiter der Abteilung „Pädiatrische Neuroonkologie“ am Deutschen Krebsforschungszentrum und Oberarzt am Universitätsklinikum.

Triumvirat der Kinderkrebsmedizin: Die Direktoren des „KiTZ“ Prof. Dr. Stefan Pfister, Prof. Dr. Olaf Witt und Prof. Dr. Andreas Kulozik (von links nach rechts).
Foto: Universitätsklinikum Heidelberg

Das zweite Standbein des „KiTZ“ bildet die Forschung. „Um die Heilungschancen von krebskranken Kindern zu erhöhen, ist es wichtig, die molekularen Ursachen der Erkrankung bei jedem Einzelnen besser zu verstehen und daraus gezielt diagnostische und therapeutische Verfahren für den Patienten abzuleiten“, so Olaf Witt: „Im ‚KiTZ‘ können wir innovative klinische Studien noch besser vorantreiben, damit neue Therapiemöglichkeiten schneller bei unseren Patienten ankommen.“ Denn obschon inzwischen fast 80 Prozent der an Krebs erkrankten Kinder erfolgreich behandelt werden, stagnieren die Heilungsraten seit vielen Jahren. Krebs ist heute nach wie vor die zweithäufigste Todesursache bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in Deutschland. „In der Kinderonkologie fehlt es noch immer an medizinischen Konzepten, die speziell auf junge Patienten zugeschnitten sind“, erläuterte Stefan Pfister, „um das zu ändern, wollen wir die präklinische Forschung weiter ausbauen und mit etwa 20 Wissenschaftlergruppen nach neuen Schlüsseln für die Diagnose und Therapie dieser Erkrankungen suchen.“ Und er ergänzte: „Krebskranken Kindern, für die es bisher keine geeignete Therapie gab, helfen zu können – das ist das Ziel, das uns antreibt.“

Online-Pressemappe zum Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg

Die Dietmar Hopp Stiftung wurde 1995 gegründet, um die Umsetzung gemeinnütziger Projekte zu ermöglichen. Das Stiftungsvermögen besteht überwiegend aus SAP-Aktien, die Dietmar Hopp aus seinem privaten Besitz eingebracht hat. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung mit Geschäftsstelle in St. Leon-Rot, die zu den größten Privatstiftungen Europas zählt, rund 500 Millionen Euro ausgeschüttet. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt im Rhein-Neckar-Delta, mit dem sich der Stifter besonders verbunden fühlt. Auf Antrag unterstützt die Stiftung Projekte gemeinnütziger Organisationen in den Bereichen Jugendsport, Medizin, Soziales und Bildung in der Metropolregion. Darüber hinaus setzt sie ihre satzungsgemäßen Ziele durch eigene Förderideen um.