Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Studenten halten Schüler vom Rauchen ab

Wissenswerte Fakten, Live-Bilder einer Lungenuntersuchung und persönliche Gespräche mit Patienten, die an den Folgen ihrer Rauchervergangenheit leiden – die Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg informiert seit 15 Jahren regelmäßig Schulklassen über die Folgen des Zigarettenkonsums. Dass Medizinstudierende nach der Aufklärungsveranstaltung in die Schulen gehen, um die Inhalte mit den Jugendlichen nachzubereiten und zu vertiefen, ist neu an dem Konzept (Foto: Aufklärung gegen Tabak).

Dazu arbeitet die Thoraxklinik – eine Tochtergesellschaft des Universitätsklinikums, die eng mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum kooperiert – mit der Heidelberger Lokalgruppe der bundesweit aktiven studentischen Arbeitsgemeinschaft „Aufklärung gegen Tabak“ (AGT) zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit ist ein neues Wahlfach an der Medizinischen Fakultät Heidelberg entstanden: Seit diesem Sommersemester können sich Studentinnen und Studenten der Medizin für einen Kurs zur Prävention des Rauchens entscheiden und das erworbene Wissen dann bei einem Klassenbesuch an Schülerinnen und Schüler weitergeben.

In Deutschland sterben jedes Jahr mehr als 140 000 Menschen an den Folgen des Rauchens, der häufigsten vermeidbaren Todesursache weltweit. Besonders gefährdet sind Menschen, die bereits in jungen Jahren mit dem Tabakkonsum beginnen. „Wegen des hohen Suchtpotenzials beim Zigarettenrauchen setzen wir mit der ‚ohnekippe-Schülerakademie‘ gezielt bei Schülerinnen und Schülern an, die noch nicht rauchen, also noch nicht nikotinsüchtig sind“, erläutert Prof. Dr. Felix Herth, Chefarzt der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin an der Thoraxklinik und wissenschaftlicher Leiter der Präventionskampagne.

Die Kooperation mit der Heidelberger Lokalgruppe von AGT soll helfen, die Jugendlichen noch nachhaltiger vor dem Rauchen zu bewahren: Medizinstudierende kommen in die Klassen und vertiefen die Inhalte aus der ‚ohnekippe-Schülerakademie‘ an der Thoraxklinik. Optimal vorbereitet werden die jungen Dozenten durch das jetzt erstmalig angebotene Wahlfach zur Raucherentwöhnung: In zwei Blockseminaren werden theoretisches Wissen und praktische Fertigkeiten durch Übungen mit Schauspielpatienten vermittelt. Ein Schulbesuch rundet das Programm des Wahlfachs ab. Auf diese Weise sollen die Studierenden für die „Risiken des Rauchens“ sensibilisiert und für die Präventionsarbeit motiviert werden. Übergeordnetes Ziel ist es, möglichst viele angehende Mediziner so auszubilden, dass sie rauchende wie nichtrauchende Jugendliche und Erwachsene professionell zum Thema Rauchen aufklären und beraten können.

Im Sommer 2000 lud die Thoraxklinik erstmals Schüler zu einer Informationsveranstaltung über die Gefahren des Rauchens ein. Mittlerweile nehmen jährlich nahezu alle weiterführenden Schulen Heidelbergs, Mannheims und des Rhein-Neckar-Kreises teil – pro Jahr sind das rund 10 000 Jugendliche. „Inzwischen wurden mehr als 230 000 Schülerinnen und Schüler über die Folgen des Rauchens informiert“, so Michael Ehmann, pädagogischer Leiter der Kampagne an der Thoraxklinik.

Die Präventionsveranstaltung ist an vielen Schulen mittlerweile fester Bestandteil des Curriculums. Das Konzept setzt auf eine abwechslungsreiche Mischung aus Informationen und emotionaler Ansprache. Eingangs schildert ein Vortrag anhand von Fakten und Beispielen die Risiken des Tabakrauchens. Im Anschluss verfolgen die Schüler auf großen Leinwänden eine Lungenspiegelung, eine sogenannte Bronchoskopie. Der untersuchende Arzt ist mit dem Hörsaal über Bild und Ton verbunden, erklärt und beantwortet Fragen der Jugendlichen. Den Abschluss bildet eine Diskussion mit Krebspatienten, die über ihre Krankheit und ihre Vergangenheit als Raucher sprechen. Häufig schreiben die Schülerinnen und Schüler unter dem Eindruck dieses Gesprächs Briefe an die jeweiligen Patienten. Einige dieser Briefe wurden unter dem Titel „Was uns bewegt – Schüler schreiben Schwerstkranken“ bereits als Buch veröffentlicht.

„Aufklärung gegen Tabak“ wiederum startete Anfang 2012 auf Initiative des Gießener Medizinstudenten Titus Brinker. Heute klären über 700 Medizinstudierende von 26 deutschen, drei österreichischen und einer Schweizer Universität pro Jahr 16 000 Schüler der 6. bis 8. Klassen über das Rauchen auf. Ein ausgewählter wissenschaftlicher Beirat evaluiert die Initiative und sorgt für den Einbezug der Erkenntnisse aus der Aufklärungsarbeit in Forschung und Lehre. In Heidelberg besteht die Lokalgruppe seit dem vergangenen Jahr.

„ohnekippe“ auf den Seiten der Thoraxklinik
Initiative „Aufklärung gegen Tabak“