Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Europa und die Waldpiraten

Von Jasmin Zahn

Im November 2013 erschien ein Bericht zu ERASMUS: Von „sozialer Ausgrenzung“ und „Europa im Suff“ war darin die Rede. Dass ERASMUS aber viel mehr sein kann als Partytourismus, hat das Heidelberger Erasmus Student Network (ESN) an einem Sommerwochenende unter Beweis gestellt. Im Zuge von „SocialErasmus“ gestaltete ESN Heidelberg zusammen mit internationalen Studierenden einen bunten Europa-Nachmittag für die Kinder der Heidelberger Waldpiraten (Foto: privat). Die Waldpiraten sind ein Camp der Deutschen Kinderkrebsstiftung. Hier können sich Kinder über zwei Wochen erholen, dabei Kinder kennenlernen, die das gleiche Schicksal teilen, und so einen neuen sozialen Anschluss in einer schweren Zeit finden.

„SocialErasmus“ stellt sich dabei in den Dienst des ERASMUS-Programms, das die Möglichkeit eröffnet, Erfahrungen mit neuen Kulturen und Universitätssystemen zu sammeln, Freundschaften zu knüpfen und für das weitere Leben inspiriert zu werden. „SocialErasmus“ greift diesen Gedanken auf und erweitert ihn um einen sozialen Gesichtspunkt. Das Projekt wurde 2008 in Polen von Justyna Adamiec und Magdalena Pawelcyzk anlässlich des zehnten Jubiläums von ESN Poland etabliert.

Ziel ist es, internationale Studierende auf lokaler Ebene unter dem Motto „Reach higher! Go further! Be social!“ in soziale Projekte einzubinden, sei es über Wohltätigkeitsveranstaltungen, Aktionen zugunsten der Umwelt oder Kooperationen mit Bildungsinstitutionen. So bietet „Erasmus in schools“ die Gelegenheit, Schüler mit Europa und seiner kulturellen Vielfalt vertraut zu machen, um so Stereotypen entgegenzuwirken und andererseits landestypische Traditionen zu präsentieren. Dabei können die internationalen Studierenden vor Ort erste fremdsprachliche Erfahrungen vor einer Klasse sammeln und darüber hinaus ihr Heimatland vorstellen. Und es ermöglicht den Schülern erste Kontakte zu bisher vielleicht völlig unbekannten Ländern, die notwendigerweise nicht einmal weit entfernt sein müssen.

Erasmus Forest hingegen ist ein ökologisches Projekt, das vor einigen Jahren in Polen mit einer Wiederaufforstung begründet wurde. Das Projekt besteht aber nicht nur aus der aktiven Arbeit vor Ort sondern teilt sich in drei Phasen auf: Steht am Anfang die Pflanzung, besteht die zweiten Phase darin, gemäß „How is it done in your country – environmental protection daily“ Schülern ökologische Projekte der Heimatländer näher zu bringen – seien es nun die Mülltrennung, Windparks oder Wasseraufbereitungsmethoden. In einer letzten Phase sollen möglichst viele junge Menschen auf vielfältige Weise auf einen achtsamen Umgang mit der Natur hingewiesen und an ihre Verantwortung gegenüber künftigen Generationen erinnert werden.

Solche Veranstaltungen wollen nicht nur Anreize für ähnliche Projekte in den Heimatländern schaffen sondern auch andere Perspektiven im Kontext sozialer Probleme aufzeigen. Zudem binden sie internationale Studierende in ihren Gastländern ein, so dass sie die Gegend und die Menschen außerhalb der Universität kennenlernen.

„In der Kooperation mit den Waldpiraten sollte den Kindern Europa in all seiner Vielfalt gezeigt werden. Wir wollten damit die Kinder neugierig machen auf neue Länder und Abenteuer“, so die Verantwortlichen von ESN Heidelberg über ihr erstes „SocialErasmus“-Projekt. Vom Konzept des gemeinsamen Kochens europäischer Rezepte und einer Rallye, bei der von Süßigkeiten über Münzen alles in Zusammenhang mit Europa stand, waren Kinder wie Betreuer gleichermaßen begeistert. „Ich glaube, ich muss mehr von Europa sehen“, war nicht nur das Fazit einer der kleinen Teilnehmerinnen.

Doch nicht nur die Kooperation mit den Waldpiraten Heidelbergs soll weitergeführt werden – es sind bereits neue Projekte in Planung. So wird ESN Heidelberg anlässlich des 11. Bundesweiten Vorlesetags im November in Kooperation mit Heidelberger Kindergärten die Geschichten und Märchen der Heimatländer internationaler Studierender den Kleinen zwischen drei und sechs Jahren näherbringen. Hierfür werden noch begeisterte Vorleser gesucht. Registrieren kann man sich unter der E-Mail-Adresse: events@esn-heidelberg.de

„Unsere Projekte sind zumeist mit sehr viel Vorbereitung verbunden, bedingt durch die Liebe zum Detail“, betonen die Verantwortlichen. Sie freuen sich daher über Studierende aller Fachrichtungen, die sich für internationale Mobilität und ERASMUS – auch im Zusammenspiel mit sozialen Projekten – begeistern können. Interessierte nehmen Kontakt auf unter der E-Mail-Adresse: vorstand@esn-heidelberg.de

http://socialerasmus.esn.org