Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Der Hase als Quantenobjekt

Von Oliver Fink

Eine umfassende Bestandsaufnahme von Kunstprojekten, die seit 1945 vor allem im Zuge von Baumaßnahmen an der Ruperto Carola entstanden sind, ist mit „Kunst auf dem Campus“ im Herbst 2011 erschienen. Das Spektrum der beschriebenen Werke reicht von modernen Lichtinstallationen über Bilder bis zu Plastiken sowohl in der Heidelberger Altstadt als auch auf dem Campus Bergheim und im Neuenheimer Feld. Noch im Kapitel „Projekte in Vorbereitung“ zu finden, mittlerweile aber aufgestellt und eingeweiht ist die Skulptur von Sabrina Hohmann. „Dürer trifft Einstein auf Reisen“ lautet ihr Titel (Foto: Universitätsbauamt).

Entstanden ist das aus zwei Teilen bestehende Skulpturenprojekt für den Neubau des Physikalischen Instituts, das Klaus-Tschira-Gebäude Im Neuenheimer Feld 226. Im Mittelpunkt stehen zwei Tier-Plastiken: Entlang der Magistrale des Gebäudes ist eine sitzende Hasenfigur platziert; auf der angrenzenden Grünfläche steht eine große, gebogene und transparente Scheibe, durch die ein zweiter Hase – einen Haken schlagend – hindurchspringt.

„Seine Dynamik, sein Impuls geht vom Physikalischen Institut aus. Dieser zweite Hase verkörpert das, was wir noch nicht wissen, was wir suchen, was sich uns wieder entzieht, wofür wir Imagination, Vision benötigen“, erläutert Sabrina Hohmann mit Blick auf das Streben der Forscher nach wissenschaftlicher Erkenntnis. Der Titel der Skulptur sei zugleich eine Anspielung auf Albrecht Dürers Aquarell „Feldhase“, das zu den bekanntesten Naturstudien des Künstlers zählt.

Bei der Einweihung des Kunstwerks setzte sich auch Prof. Dr. Dirk Dubbers vom Physikalischen Institut in einem kleinen Vortrag mit den Plastiken auseinander. Dabei ging es ihm zunächst um die Betrachtung des Hasen als Objekt, genauer gesagt als „Quantenobjekt“, anhand dessen er verschiedene quantenmechanische Phänomene beleuchtete, darunter den „Tunneleffekt“, also die Möglichkeit eines Quantenobjekts, sich durch eine „geschlossene Wand hindurch zu tunneln“. Das Fazit des Heidelberger Physikers: „Hoffen wir, dass die Wissenschaft sich so prachtvoll entwickelt wie unsere Hasen: neugierig, tatkräftig und nach Höherem strebend.“

Der Bildband „Kunst auf dem Campus: Kunst am Bau der Universität Heidelberg nach 1945“ ist im Heidelberger AKA-Verlag erschienen. Die Texte stammen von dem Kunsthistoriker Dr. Christmut Präger, die Projektleitung und Gestaltung lagen in den Händen von Thomas Hoch. Ermöglicht wurde die Publikation durch das Engagement von Prof. Dr. Dietrich Götze, Ehrensenator der Ruperto Carola, und seiner Athenaeum Stiftung. Der Bildband dokumentiert 87 Werke von 84 Künstlern, die seit Kriegsende an der Universität realisiert wurden, und ist für 68 Euro im Buchhandel erhältlich.