Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

In dritter Generation im Dienst der Uni Heidelberg

Von Ute von Figura

Seit 1932 ist der Name Siebig fest mit der Universität Heidelberg verbunden: Franz, Hans-Georg und nun auch Stephan – diese drei Siebigs gestalten seit über acht Jahrzehnten das Geschehen am Physikalischen Institut der Ruperto Carola mit. „Das muss wohl in den Genen liegen“, meint der mittlere der drei, Hans-Georg Siebig, mit einem Augenzwinkern (hier mit Sohn Stephan, Foto: Hentschel). Er selbst arbeitet bereits 48 Jahre an der Universität, seit 1979 als leitender Vorlesungsassistent in der Physik.

Herumsitzen und Zuschauen – das ist seine Sache nicht. Hans-Georg Siebig beschreibt sich selbst als äußerst ungeduldig und umtriebig. „Mir war es immer wichtig, etwas zu bewegen, Verantwortung zu übernehmen und mitzugestalten.“ Da überrascht es nicht, dass Siebigs Engagement für die Universität weit über seine eigentlichen Tätigkeiten hinausgeht.

Als Vorlesungsassistent ist er für die Planung, den Aufbau und die Umsetzung aller Experimente verantwortlich, die in Heidelbergs Physik-Vorlesungen gezeigt werden. So ganz nebenbei unterstützt Hans-Georg Siebig aber auch noch Uni-Verwaltung und Bauamt in technischen Fragen, etwa bei der Umgestaltung von Unterrichtsräumen für Hörgeschädigte. Er organisiert Vorlesungen für Schulklassen und filmt hochkarätige Rektoratsveranstaltungen. Außerdem produziert er die im Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF) ausgestrahlte Sendung „anderthalb“, die naturwissenschaftliche Phänomene innerhalb von 90 Sekunden für den Laien verständlich macht.

In einer Reihe steht Hans-Georg Siebig mit diesem außergewöhnlichen Engagement und seiner Begeisterung für die Universität mit seinem Vater Franz. Dieser war mit Unterbrechung ebenfalls über drei Jahrzehnte an der Ruperto Carola tätig und zuletzt für den Einkauf aller Elektronikkomponenten in der Physikalischen Fakultät verantwortlich. Immer wieder nahm Vater Franz den kleinen Hans-Georg zu Ausflügen in das Physikalische Institut am Philosophenweg mit. „Das waren für mich ganz besondere Ereignisse“, erinnert sich der heute 63-Jährige an diese Besuche. „Die zahllosen Bauteile, die für die Elektronik gebraucht wurden, und die vielen Messgeräte haben mich bereits damals fasziniert.“

Kein Wunder also, dass Hans-Georg Siebig in die Fußstapfen seines Vaters trat. 1962 begann er eine Lehre als Rundfunk- und Fernsehtechniker im damaligen Institut für Angewandte Physik. 1966 wechselte er in die Elektronik-Werkstatt des Physikalischen Instituts, in der er spezielle Technik für große Forschungsprojekte entwickelte, wie sie etwa am CERN im Einsatz ist. Für Siebig jedes Mal eine Zitterpartie: „Erst nachdem sich die Entwicklungen im Ernstfall bewährt hatten, konnte ich wieder gut schlafen.“

In einem vollen Hörsaal vor dem Auditorium zu stehen, macht Hans-Georg Siebig dagegen nicht nervös. „Schließlich leite ich seit 36 Jahren einen Posaunenchor, da bin ich die Bühne gewohnt.“ Das Hörsaalgebäude 308 im Neuenheimer Feld, sein heutiger Arbeitsplatz, ist für Siebig fast schon ein Zuhause. „Das hier ist mein Betrieb, meine Firma. Ich empfinde unsere Fakultät als richtige Familie.“ Auch zu den Studierenden hat der 63-Jährige ein ganz besonderes Verhältnis: „Die können immer zu mir kommen, wenn sie Probleme haben. Schließlich sind wir für sie da und nicht sie für uns.“

Ganz offensichtlich wissen die Studenten diese Einstellung zu schätzen. Denn an ein Ereignis erinnert sich Hans-Georg Siebig besonders gut: Zu seinem 50. Geburtstag stand das gesamte Auditorium auf und sang ein Lied für ihn. Auch für Kuchen und Sekt war gesorgt. „Das hat mir fast den Boden unter den Füßen weggezogen“, freut er sich rückblickend immer noch.

Noch mehr freut sich Siebig allerdings über die Entscheidung seines Sohnes Stephan, eine Ausbildung in der Elektronik-Werkstatt am Physikalischen Institut zu machen – in der selben Werkstatt, in der schon Vater und Großvater gearbeitet haben. Damit ist die Familie Siebig seit September vergangenen Jahres schon in dritter Generation an der Universität aktiv. „Wenn mein Vater wüsste, dass Stephan in seine Fußstapfen tritt, wäre er sehr stolz“, ist sich Hans-Georg Siebig sicher. Er selbst dagegen wird in wenigen Jahren sein zweites Zuhause in der Physik verlassen müssen.

Auf die Frage, wie er über den nahenden Ruhestand denkt, schüttelt er nur lächelnd den Kopf: „Darüber reden wir heute lieber noch nicht.“