Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Beruf und Familie im Einklang

Mehr Transparenz, mehr Rücksichten, mehr Rechte: Beruf und Familie sollen an der Universität Heidelberg noch besser in Einklang gebracht werden. Um das Arbeitsumfeld entsprechend zu gestalten, hat sich die Ruperto Carola im Auditierungsverfahren „Familiengerechte Hochschule“ evaluieren lassen und zugleich das Zertifikat „Familiengerechte Hochschule“ erhalten. Was sich dahinter verbirgt und welche konkreten Maßnahmen damit verbunden sind, erklärt die Leiterin des Personaldezernats Senni Hundt (Foto: Hentschel) im Gespräch mit Tina Schäfer:

Frau Hundt, welcher Prozess ging dieser Zertifizierung voraus?

„Wir haben im vergangenen Jahr ein Audit vorgenommen, an dem Interessenvertreter aus allen Bereichen der Universität mitgewirkt haben. Dabei ging es um Fragen wie: Welche Projekte gibt es bereits zum Thema Familienorientierung an der Ruperto Carola? Wo liegen besondere Bedürfnisse? Was kann man sich in diesem Bereich darüber hinaus vorstellen? Aus diesen Themen haben wir Schwerpunkte entwickelt und schließlich Maßnahmen abgeleitet. Die sind dann in die Zielvereinbarungen eingeflossen.“

Insgesamt sind 71 Maßnahmen in neun Handlungsfeldern festgehalten worden, die in den nächsten drei Jahren umgesetzt werden sollen. Wo liegen die Schwerpunkte?

„Ein Schwerpunkt liegt in der Umsetzung und Förderung der Familienorientierung durch die Mitarbeiter auf Führungsebene. Nehmen Sie das Beispiel familienfreundliche Arbeitszeiten oder Telearbeitsplätze: Derartige Regelungen können ja zuweilen durchaus den Wissenschaftsbetrieb stören und müssen deshalb vom Vorgesetzten unterstützt werden. Ein weiteres Beispiel sind Sitzungen, die oft bis ultimo stattfinden. Diese Termine sollten so gelegt werden, dass auch Familienpflichten noch wahrgenommen werden können. Diese Dinge müssen die Vorgesetzten mittragen; sie müssen Familienorientierung als Wert sehen, für den die Universität Heidelberg steht.“

Wie wollen Sie Führungskräfte auf diese Richtung einstimmen?

„Wir wollen, dass ein Prozess von oben nach unten in Gang gesetzt wird. Dazu gehört, dass sich das Rektorat an die Spitze der Bewegung stellt und sich zur Familienfreundlichkeit bekennt. Dekane, Professoren, Dezernenten sollen dadurch ermuntert werden, mitzumachen. Zudem wollen wir junge Professoren, die zu uns kommen, auf Familienorientierung hin schulen. In unser Management-Programm ,Auf dem Weg zur Professur’ für Top-Nachwuchswissenschaftler werden wir zum Beispiel die Komponente ,Work-Life-Balance’ einbauen.“

Bereits jetzt darf sich die Universität Heidelberg als „Familiengerechte Hochschule“ bezeichnen. Was bringt so ein Verfahren, bei dem das Gütesiegel der Umsetzung von Maßnahmen vorausgeht?

„Wir haben schnell gesehen, dass wir mit dem Audit zwei Ziele verbinden können: Wir können der Familienorientierung durch diese Maßnahmen nochmals einen Schub geben. Zugleich können wir sichtbar machen, welchen hohen Standard wir bereits erreicht haben. Das ist oft gar nicht bekannt: Welche Rechte man schon jetzt hat, welche familienfreundlichen Maßnahmen bereits umgesetzt und umsetzbar sind. Wir haben uns verpflichtet, das allen Angehörigen der Universität noch besser zugänglich zu machen – etwa durch Informationsseiten im Internet oder einen Newsletter mit Informationen zum Thema.“

Das Zertifikat gilt für drei Jahre. Wenn sich dann kein erneutes Audit anschließt, würde die Universität das Gütesiegel verlieren.

„Das könnten wir verschmerzen, wenn wir mit den Maßnahmen inhaltlich so weit sind, dass wir das Gütesiegel nicht mehr brauchen. Wichtig ist doch, dass Familienorientierung nicht nur im Munde geführt sondern tatsächlich auch gelebt wird.“

Siehe auch: „Universität Heidelberg als ,Familiengerechte Hochschule’ zertifiziert“

Familienfreundlichkeit im Fokus: Um das Arbeitsumfeld entsprechend zu gestalten, hat sich die Ruperto Carola im Audit „Familiengerechte Hochschule“ durch die „berufundfamilie“ gGmbH (eine Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung) evaluieren lassen. Dabei wurde ein Katalog von Zielvereinbarungen zusammengestellt, mit deren Hilfe die Situation von Universitätsangehörigen mit Familien- oder Pflegeaufgaben weiter verbessert werden soll. Das Programm zur Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Familie ist zunächst auf drei Jahre angelegt; jährliche Zwischenberichte gewährleisten eine kontinuierliche Erfolgskontrolle. Mit dem Audit hat die Universität Heidelberg zugleich das Zertifikat „Familiengerechte Hochschule“ erhalten. Im Juni wird es in Berlin überreicht.