Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Hohe Funktionalität mit raffiniertem Raumgefüge

Eine Vielzahl architektonisch bemerkenswerter Neubauten ist gerade in den vergangenen Jahren an der Universität Heidelberg entstanden. An ihnen zeigt sich, dass Funktionalität und eine ästhetisch überzeugende Gestaltung einander ergänzen können. Ein gutes Beispiel dafür ist das BioQuant-Gebäude im Neuenheimer Feld (Foto: Werschak), das mit dem Hugo-Häring-Preis ausgezeichnet wurde.

Das 2007 eröffnete interdisziplinäre Forschungszentrum BioQuant führt wissenschaftliche Schwerpunkte der Ruperto Carola zusammen: die lebenswissenschaftliche Forschung und die Expertise im Wissenschaftlichen Rechnen, die Informatik und die Physik. Zielsetzung ist es, mithilfe mathematischer Modelle biologische Systeme in ihrer Komplexität quantitativ zu erfassen und aufzuklären. Mathematiker und Informatiker, Chemiker und Biologen, Physiker und Mediziner arbeiten hier disziplinenübergreifend eng zusammen.

„Kommunikation und Funktionalität“ lautete daher eine der Vorgaben an den Architekten Volker Staab aus Berlin. Die Labor- und Theoriebereiche wurden so angeordnet, dass über gemeinsame Erschließungsflächen eine unmittelbare Kommunikation möglich ist. Räumliches Zentrum ist ein über die Geschosse verbundener Raum mit zum Teil offenen, zum Teil flexibel trennbaren Besprechungsbereichen. Er mündet in einen Seminarraum mit Blick über den Campus.

2009 erhielt das BioQuant-Gebäude den Hugo-Häring-Preis des Bundes Deutscher Architekten (BDA). Rolf Stroux, Leiter des Heidelberger Universitätsbauamtes, zählt den Bau zu seinen persönlichen Favoriten: „Ein Gebäude von klarer Sachlichkeit, hoher Funktionalität mit einem raffinierten Raumgefüge und dabei von bestechender Detailqualität. Für mich ist das ein besonders gelungenes Werk zeitgenössischer Architektur.“

Künstlerisch ergänzt, wenn man so möchte, wird das BioQuant-Gebäude seit diesem Frühjahr durch eine Skulptur des Heidelbergers Klaus Horstmann-Czech vor dem Neubau des Organisch-Chemischen Instituts – eine Schenkung der Athenaeum Stiftung für Kultur und Wissenschaft. Inspiriert wurde die Plastik mit dem Titel „Catenan“ von der gleichnamigen chemische Verbindungsklasse, die eine besonders reizvolle molekulare Architektur besitzt: Catenane sind Moleküle aus zwei Ringsystemen, die wie zwei Glieder einer Kette – lateinisch „catena“ – ineinander greifen, chemisch aber nicht miteinander verbunden sind.

In der künstlerischen Umsetzung durch Klaus Horstmann-Czech soll damit die enge Verkettung der wissenschaftlichen Disziplinen auf dem Universitätscampus im Neuenheimer Feld symbolisiert werden. Eine Besonderheit der Skulptur ist die Verdrillung der Ringe zu sogenannten „Möbius-Bändern“, die bewirkt, dass diese in spiegelbildlichen Formen auftreten. Das als Helizität bezeichnete Phänomen ist in vielen Fällen in der Chemie und in der Biologie zu finden, zum Beispiel als strukturelle Eigenschaft der Erbsubstanz DNS. In der Physik zeigt es sich in der Asymmetrie fundamentaler Naturgesetze.

Klaus Horstmann-Czech, geboren 1943, wohnt und arbeitet in Heidelberg sowie im italienischen Marina di Carrara. Hauptthema seiner Werke ist es, Grundformen von Körpern in Marmor, Stahl und Bronze auszuarbeiten. Skulpturen des Künstlers stehen außer in Heidelberg auch in Berlin, Vicenza (Italien) und Silkeborg (Dänemark).

www.bioquant.uni-heidelberg.de