Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Mit Kanonen auf Krebszellen – diese Anlage ist wirklich ein Hit

Ein enormer Fortschritt für die Medizin: Das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT des Universitätsklinikums Heidelberg ist im November bei einem Festakt von Günther H. Oettinger, damals noch Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, eröffnet worden. Damit steht erstmals in Europa eine Therapieanlage zur Verfügung, in der bösartige Tumoren sowohl mit Schwerionen als auch mit Protonen behandelt werden können. Weltweit einzigartig ist die drehbare Strahlführung für die Behandlung.

Insgesamt gibt es bislang auf der Welt nur rund 30 Ionenstrahlanlagen in den USA, Japan und Europa. „Die Realisierung des HIT erweitert den Hochleistungsstandort Heidelberg um ein weiteres Alleinstellungsmerkmal“, erklärte Oettinger in seinem Festvortrag. Er wies zudem auf das einzigartige klinische und wissenschaftliche Umfeld im Bereich der Forschung und Behandlung von Krebserkrankungen hin.

„Mit der Eröffnung von HIT können wir unseren wichtigsten Schwerpunkt, die Onkologie, weiter stärken und die interdisziplinäre Behandlung im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) um eine innovative Therapieform erweitern“, betonte Prof. J. Rüdiger Siewert, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Ionenstrahltherapie wird hier auf ihre Effektivität untersucht und technisch sowie medizinisch weiterentwickelt.

„In den nächsten Jahren werden wir die Ionenstrahltherapie bei häufigen Tumoren wie dem Prostatakrebs, aber auch bei Tumoren im Kindesalter wissenschaftlich untersuchen“, kündigte in diesem Zusammenhang Prof. Jürgen Debus an, Ärztlicher Direktor des HIT und der Klinik für RadioOnkologie und Strahlentherapie am Uniklinikum.

Eröffnung des HIT mit dem damaligen Ministerpräsidenten Günther Oettinger (von links nach rechts): Irmtraut Gürkan, Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg, Klaus Tappeser, Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums, Bundestagsabgeordneter Karl A. Lamers, Landtagsabgeordneter Werner Pfisterer, Prof. Hermann Requardt von der Siemens AG, Prof. J. Rüdiger Siewert, Leitender Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum.
Foto: Universitätsklinikum Heidelberg

Das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT wurde seit 2004 auf dem Campus im Neuenheimer Feld errichtet; die Gesamtkosten der etwa 5000 Quadratmeter großen Anlage betrugen 119 Millionen Euro, die jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Klinikum getragen werden. „Das Universitätsklinikum Heidelberg ist mit seiner Entscheidung, 50 Prozent der Gesamtkosten über Kreditaufnahme selbst zu finanzieren, zunächst einmal ein erhebliches unternehmerisches Risiko eingegangen“, sagte dazu Irmtraut Gürkan, die Kaufmännische Direktorin: „Klinikumsvorstand und Aufsichtsrat haben sich zu diesem Schritt entschlossen, um diese einmalige Innovation in Heidelberg zu realisieren.“

Die Ionenbestrahlung ist ein äußerst präzises und biologisch hochwirksames Therapieverfahren. Dabei werden die Ionen über eine Beschleunigeranlage auf bis zu 75 Prozent der Lichtgeschwindigkeit gebracht. Durch millimetergenaue Steuerung des Strahls wird der Tumor punktgenau getroffen und das umgebende gesunde Gewebe geschont.

Ein Beschleuniger sowie drei Behandlungsplätze und eine drehbare Strahlführung (Gantry) sind das Herz des HIT.
Grafik: Universitätsklinikum Heidelberg

Das Gebäude, in dem ein Beschleuniger sowie drei Behandlungsplätze und eine drehbare Strahlführung (Gantry) unterirdisch untergebracht sind, ist eingebunden in den Klinikring des Heidelberger Campus und unmittelbar mit der Radioonkologie und Strahlentherapie in der Kopfklinik sowie dem Neubau des NCT verbunden, das zu Beginn des kommenden Jahres eröffnet wird. Im HIT sollen künftig rund 1300 Patienten im Jahr behandelt werden. Das Universitätsklinikum Heidelberg hat dazu Verträge mit den gesetzlichen Krankenkassen geschlossen, denn die Kosten eines Bestrahlungszyklus belaufen sich auf rund 20 000 Euro.

Wissenschaftliche, technische und klinische Vorarbeiten für das HIT wurden im Zuge eines Gemeinschaftsprojekts der Heidelberger Klinik für RadioOnkologie und Strahlentherapie, des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung in Darmstadt, das nach wie vor technischer Partner des Uniklinikums ist, und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Kooperation mit dem Forschungszentrum Rossendorf (FZR) geleistet. In einem Pilotprojekt wurden am Beschleuniger der GSI in Darmstadt seit 1992 mehr als 400 Patienten, die an schwer behandelbaren Tumoren von Knochen-, Knorpel- oder Weichteilgewebe litten, erfolgreich mit Heilungsraten von 80 Prozent behandelt.

Foyer des Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrums HIT.
Foto: Universitätsklinikum Heidelberg

Partner beim HIT ist ferner die Siemens AG, welche die medizintechnische Ausstattung geliefert hat. Dazu zählen die hochmoderne Bestrahlungstechnik in Verbindung mit einem speziellen Scanning-Verfahren, innovative Lösungen zur Patientenlagerung und bildgebenden Verfahren sowie die Steuerung des Ionenstrahls. Hinzu kommt ein Therapieplanungssystem, mit dem Behandlung und Dosisverteilung individuell für jeden Patienten bestimmt werden kann.

Hotline für Anfragen (Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr): 0 62 21/56-54 45

E-Mail: strahlentherapie@med.uni-heidelberg.de

www.hit-heidelberg.com

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