Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

„Die wollte gerade so, wie sie nun geworden ist, aufs Papier“

Felicia Zeller und Andreas Stichmann haben den mit 10 000 Euro dotierten Clemens-Brentano-Förderpreis für Literatur der Stadt Heidelberg erhalten. Zeller, die als Theaterautorin und Medienkünstlerin in Berlin-Neukölln lebt, erhielt den Preis für ihren im Lilienfeld Verlag erschienenen Prosaband „Einsam lehnen am Bekannten“, Stichmann, der am Deutschen Literaturinstitut Leipzig studiert, für seinen im Mairisch Verlag herausgegebenen Erzählband „Jackie in Silber“.

In der Begründung der Jury, zu der auch Germanistikstudierende der Universität Heidelberg zählen, heißt es: „Felicia Zeller experimentiert mit kaleidoskopartigen Glossen aus dem Neuköllner Hauptstadtgetümmel, mit dem sie einen bunten, urkomischen und abgründigen Erzählband komponiert. Andreas Stichmann streift mit distanzierter Neugier durch ein Panoptikum skurriler Figuren und erzählt zeitgenössisch lakonische Geschichten.“

Die Berliner Schriftstellerin Katja Lange-Müller betonte in ihrer Laudatio auf Felicia Zeller insbesondere deren Sprachkunst: „In dem, was die Menschen so reden, in der Sprache, den Wörtern, die uns Zeller zu lesen gibt, hausen jene filmreif abgedrehten Sprüche und Widersprüche, die ihren Leuchtkörper mal strahlen oder schamhaft erglühen und mal gerade so gefährlich aussehen lassen, wie sie tatsächlich sind; verbale Tretminen, die Zellers absurden Neuköllner Leuchtkörper jeden Moment in einen Knallkörper verwandeln können.“

An Andreas Stichmann lobte die Laudatorin dessen „ausgeprägtes Gefühl für die literarische Disziplin Erzählung“, die sich darin beweise, dass man beim Lesen einer jeden Geschichte spüre: „Die wollte gerade so, wie sie nun geworden ist, aufs Papier.“

Die studentischen Mitglieder der Jury wiederum würdigten den doppelten Mut der Verlage, nicht nur jungen Autoren sondern auch der schwerverkäuflichen Gattung „Erzählung“ ein Podium zu bieten.

Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner unterstrich bei der Preisverleihung die Bedeutung des Heidelberger Literaturförderpreises, der einer der höchstdotierten im deutschsprachigen Raum ist. Der Brentano-Preis, so Gerner, sei darüber hinaus ein Zeichen für die gute Zusammenarbeit zwischen der Ruprecht-Karls-Universität und der Stadt Heidelberg, was sich wesentlich in der Besetzung der Jury zeige, die sich – deutschlandweit einmalig – aus namhaften Literaturprofis und Studierenden des Germanistischen Seminars der Ruperto Carola zusammensetzt.

Der Brentano-Preis:

Der Clemens-Brentano-Preis ist seit 15 Jahren fester Bestandteil der Literaturförderung der Stadt Heidelberg. Er wird alljährlich in Zusammenarbeit mit dem Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg abwechselnd in den Sparten Lyrik, Erzählung, Essay und Roman vergeben. Ausgezeichnet werden Autorinnen und Autoren, die mit ihren Erstlingswerken bereits die Aufmerksamkeit der Kritiker und des Lesepublikums auf sich gelenkt haben.

Die Jury:

Mitglieder der Preis-Jury 2009 waren die Literaturkritikerin Ursula März (Berlin), der Literaturkritiker Marius Meller (Berlin), der Schriftsteller Burkhard Spinnen (Münster), die Germanistikstudierenden der Universität Heidelberg Ivana Cubelic, Sigrid Meßner und Fabian Wehner sowie als Leiter und Moderator Uwe Kossack (Literatur-Redakteur, SWR, Baden-Baden).

Bisherige Preisträger:

Bisherige Preisträger des Clemens-Brentano-Preises sind: Ann Cotton, Clemens Meyer, Stefan Weidner, Anna Katharina Hahn, Raphael Urweider, Andreas Maier, Doron Rabinovici, Sabine Peters, Hendrik Rost, Oswald Egger, Norbert Niemann, Benjamin Korn, Daniel Zahno, Jörg Schieke, Barbara Köhler, Gabriele Kögl und Günter Coufal.