Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Einmaliger Saurierfriedhof am Ende der Welt

Der Torres del Paine-Nationalpark in Patagonien nahe der Südspitze Chiles zählt zu den beeindruckendsten Landschaften Amerikas. Im Südsommer 2004 entdeckten dort Glaziologen am Rande des Tyndall-Gletschers zufällig Skelettreste von Ichthyosauriern, die erst wenige Jahre zuvor durch das Zurückweichen des patagonischen Eisfeldes freigelegt worden sein müssen.

Diese neue und wissenschaftlich völlig unbearbeitete Fundstelle besuchte der Heidelberger Geowissenschaftler Prof. Wolfgang Stinnesbeck im Februar 2007 gemeinsam mit chilenischen Wissenschaftlern und sammelte erste geologisch-paläontologische Daten. Innerhalb einer einzigen Woche im Gelände lokalisierten die Forscher 15 nahezu vollständige Skelette von Erwachsenen und Jungtieren, vergesellschaftet mit Ammoniten, Belemniten, Muscheln und Knochenfischen.

Diese Anreicherung ist einzigartig für Chile und Südamerika: Es muss sich um eine der weltweit bedeutendsten Fossilienfundstellen für marine Reptilien aus dem Grenzbereich zwischen Jura- und Kreidezeit handeln. Die Ergebnisse der Expedition belegen ferner, dass hier die südlichsten und vollständigsten kreidezeitlichen Ichthyosaurier weltweit zutage gekommen sind, deren Alter mit ungefähr 120 Millionen Jahren angegeben wird.

Die fossilführenden Schichten inmitten der atemberaubenden Kulisse am Rande des Tyndall-Gletschers in Süd-Chile.
Foto: privat
Jetzt plant das Forschungsteam erneut eine Expedition zur Fundstelle von einem Monat Dauer. Neben der Bergung von einzelnen Exemplaren geht es dabei um die genaue wissenschaftliche Klassifizierung und Einstufung der Funde nach dem Alter. Darüber hinaus sollen die Bedingungen rekonstruiert werden, welche zu der hervorragenden Erhaltung und Konzentration der Ichthyosaurier-Leichen an dieser ungewöhnlichen Fundstelle geführt haben. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert das Vorhaben.
Erfolgreiche Saurierjäger: Prof. Wolfgang Stinnesbeck (links), Biologin Judith Pardo Pérez und Ing. Geol. Christian Salazar Soto.
Foto: privat

Neben Prof. Wolfgang Stinnesbeck vom Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg leitet Privatdozent Dr. Eberhard Frey vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe das Projekt auf deutscher Seite. Auf chilenischer Seite sind Dr. Marcelo Leppe Cartes vom Instituto Antárctico Chileno in Punta Arenas und die Naturschutzbehörde beteiligt.

Kontakt:

Prof. Dr. Wolfgang Stinnesbeck
Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 234-236, 69120 Heidelberg
Tel. 0 62 21/54-60 57
E-Mail: stinnesbeck@uni-heidelberg.de