Einst war die Physik Teil der Philosophie. Allerdings gab es – wenn man einmal von Archimedes absieht – keine Physiker, die sie betrieben hätten. Physik ohne Physiker? Das klingt zumindest eigenartig, wie auch Erhard Scheibe meint: „Eben deswegen kommt einem heute diese alte Physik auch etwas merkwürdig vor.“
Erhard Scheibe, emeritierter Professor für Philosophie der Naturwissenschaften an der Universität Heidelberg, ist Autor eines wahrlich fächerübergreifenden Buches, das die erste Gesamtdarstellung der Philosophie der Physiker überhaupt bietet. Dabei konzentriert er sich speziell auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, in der es zahlreiche Physiker als ihre Pflicht ansahen, ihre Arbeit auch philosophisch zu betrachten.
Erhard Scheibe unterwarf sich der keineswegs leichten Arbeit, anhand von Originalquellen eine Analyse dieses besonderen Verhältnisses von Physik und Philosophie zu erarbeiten. Dabei nahm der Heidelberger Autor auch eine gewisse Kategorisierung der philosophierenden Physiker vor, die ihre Wissenschaft bis heute nachhaltig prägen. Allerdings wird der Leser bei der Lektüre des ebenso spannend wie anspruchsvoll geschriebenen Buches merken, dass ein verantwortungsbewusster Physiker sehr wohl zum Philosoph werden kann. Es aber durchaus physikalische Kenntnisse braucht, um die Ansätze der Physiker auch wirklich verstehen zu können.
Heiko P. Wacker, Copyright Rhein-Neckar-Zeitung