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Auf der Suche nach dem Zusammenhang zwischen Klima- und Kulturwandel

Pressemitteilung Nr. 45/2017
31. März 2017
Heidelberger Geowissenschaftler leiten Schiffsexpedition eines internationalen Forscherteams in das östliche Mittelmeer
Forschungsschiff Meteor

Foto: Tobias Fischer

Das deutsche Forschungsschiff METEOR wird für die Heidelberger Wissenschaftler während der Expedition Labor und Wohnung zugleich sein.

Wie haben Umwelt- und Klimaveränderungen in früheren Phasen der Menschheitsgeschichte die Kulturen beeinflusst – und welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus für den gegenwärtigen Klimawandel ziehen? Diese Frage steht im Mittelpunkt einer dreiwöchigen Expedition mit dem Forschungsschiff METEOR, die ein internationales Team aus Geowissenschaftlern und Archäologen unter der Leitung von Forschern der Universität Heidelberg in das östliche Mittelmeer führen wird. „Ziel ist es, die dortige Klima- und Ökosystemdynamik während der vergangenen 10.000 Jahre sowohl für die Küstenländer als auch für den Meeresraum zu rekonstruieren und sie in Beziehung zu archäologischen Befunden zu setzen“, erklärt Expeditionsleiter Prof. Dr. Jörg Pross vom Institut für Geowissenschaften. Der Forschungsreise im Herbst 2017 gehören Kooperationspartner aus Griechenland, Italien und den USA an.

„Die Geschichte des östlichen Mittelmeerraums weist eine Reihe sozioökonomischer und soziokultureller Umbrüche auf. Obwohl für meh­rere dieser Brüche klimatische Ursachen vermutet werden, fehlen für die Klärung möglicher Zusammenhänge bisher geeignete Klimadaten, die wir mit Erkenntnissen aus der archäologischen Forschung in Verbindung bringen könnten“, erklärt Jörg Pross. Zur Rekonstruktion der Veränderungen zu Lande und im Meer werden die Wissenschaftler in Landnähe Bohrkerne aus dem Meeresboden ziehen, die verschiedene Klima- und Umweltindikatoren enthalten. Dazu gehören zum Beispiel Pollen von Landpflanzen, die in das Meer gelangten und am Meeresboden abgelagert wurden. „Mit diesem Ansatz können wir die Umweltverhältnisse direkt für diejenigen Regionen und Zeiten rekonstruieren, für die unsere Kollegen aus der Archäologie soziokulturelle Umbrüche identifiziert haben“, sagt Prof. Pross. Die Sedimentkerne sollen in Heidelberg ausgewertet werden.

Forschungsschiff Meteor Bohrkern

Foto: Julia Hoffmann

Bei einer früheren Heidelberger Expedition wurden Bohrkerne aus dem Meeresboden genommen, an Bord der METEOR grob beschrieben und dann an der Universität Heidelberg detailliert untersucht.

Zugleich wollen die Forscher anhand der Bohrkerne rekonstruieren, wie sich die Ökosysteme im östlichen Mittelmeer über die vergangenen 10.000 Jahre verändert haben. So legen bisherigen Daten zum Beispiel nahe, dass dort bis vor rund 6.000 Jahren viel mehr Fische lebten und die Populationen auch völlig anders zusammengesetzt waren. „Die gesamte marine Nahrungskette hat sich drastisch verändert”, sagt Jörg Pross. In diesem Zusammenhang werden die Wissenschaftler der Frage nachgehen, inwiefern diese Wechsel der marinen Nahrungsressourcen auch die frühen Kulturen an der Ägäis-Küste beeinflusst haben – und ob umgekehrt bereits frühe Kulturen grundlegend in die Struktur der marinen Ökosysteme eingegriffen haben. Dazu werden die Experten zum Beispiel mikroskopisch kleine Fischschuppen und Fischzähnchen analysieren, die im Meeresboden erhalten geblieben sind.

„Vor dem Hintergrund des aktuellen, vom Menschen verursachten Klimawandels hat sich die Frage, wie sich frühere Klimaänderungen auf die Menschheit auswirkten, zu einer der spannendsten Fragen an der Schnittstelle von Natur- und Geisteswissenschaften entwickelt“, betont Prof. Pross, der auch dem Heidelberg Center for the Environment (HCE) angehört. „Der intensive Dialog zwischen Paläoklimatologen und Archäologen, den wir bereits im HCE führen, ist eine wichtige Voraussetzung, um Zusammenhänge zwischen Klimaereignissen und sozioökonomischen Umbrüchen aufzudecken und die ihnen zu Grunde liegenden Prozesse zu entschlüsseln.“

Die Expedition mit dem Forschungsschiff METEOR wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 18.04.2017
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