„We are all astronauts“ – Tagung an der Universität Heidelberg
9. Oktober 2015
Foto: Mit freundlicher Genehmigung durch Vincent Fournier
„We are all astronauts“ – unter diesem Motto steht eine interdisziplinäre und internationale Tagung, die das Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg vom 22. bis 25. Oktober 2015 ausrichtet. Nachwuchswissenschaftler analysieren gemeinsam mit renommierten Fachvertretern die Veränderungen, die das Bild des Weltraumreisenden und -forschers in den Künsten und Medien seit 1968 erfahren hat und zukünftig noch nehmen kann. Damals verglich der amerikanische Architekt und Denker Richard Buckminster Fuller mit dem titelgebenden Satz die Erde mit einem Raumschiff, das – mit endlichen Ressourcen ausgestattet – durch das All fliegt. In einem öffentlichen Abendvortrag spricht die Filmwissenschaftlerin Vivian Sobchack von der University of California in Los Angeles, darüber, wie amerikanische Astronauten in Filmen lange den Mythos der Einzigartigkeit der USA verkörperten.
„Richard Buckminster Fullers Satz aus seinem Buch ‚Operating Manual For Spaceship Earth‘ ist zum einen ein Hinweis darauf, welche Stellung das Phänomen des Astro- und Kosmonauten ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im öffentlichen Bewusstsein hatte. Zum anderen hatten diese Worte selbst wahrscheinlich wiederum erheblichen Anteil daran, dass der Weltraumreisende verstärkt als Symbol und Spiegelbild der Menschheit verstanden wurde“, erklärt Prof. Dr. Henry Keazor vom Institut für Europäische Kunstgeschichte. „Bei der Analyse der Veränderungen dieses Bildes werden wir den Fokus auf die Künste und Medien legen, die mit den von ihnen entworfenen und verbreiteten Bildern wirkmächtig, aber auch besonders gut zu untersuchen sind.“ An der Tagung „We are all astronauts – The Image of the Space Traveller in Arts and Media“ nehmen Vertreter der Geschichts-, Literatur-, Medien-, Musik-, Film-, Kunst- und Bildwissenschaften sowie der Comicforschung teil. Die Nachwuchswissenschaftler kommen unter anderem aus Deutschland und Frankreich, die Experten aus Australien, den USA, Italien und Deutschland.
Zu den unterschiedlichen Facetten der Thematik, die die Referenten der Tagung behandeln, gehört beispielsweise das Thema „Der Astronaut als Psychopath“, zu dem der italienische Literaturwissenschaftler Umberto Rossi spricht. Die Historikerin Monika Rüthers wird über den Charakter des Kosmonauten in der sowjetischen Populärkultur referieren. Mit dem Bild des Astronauten in Stanley Kubricks Filmklassiker „2001: A Space Odyssey“ beschäftigt sich der Vortrag des Kunst- und Medienwissenschaftlers Nils Daniel Peiler. Andere Beiträge widmen sich unter anderem dem Auftritt von Astronauten in Computerspielen. „Alle diese Vorträge liefern wichtige Beiträge zum Verständnis der jeweiligen Veränderungen im Bild des Astro- und Kosmonauten sowie der dahinterstehenden Motivationen“, betont Henry Keazor.
Der englischsprachige Vortrag von Vivian Sobchack am Donnerstag, 22. Oktober, findet in der Aula der Alten Universität statt und beginnt um 18 Uhr.