Internationale Konferenz: Japan und die Welt
26. Juni 2015
Bildquelle: Wikipedia, gemeinfrei
Wie sich Japan im 19. Jahrhundert der Welt öffnete und welchen Einfluss die damit im Land stattfindenden Reformen auf die weltgeschichtlichen Entwicklungen hatten, ist Thema einer internationalen Konferenz an der Universität Heidelberg. Sie findet vom 3. bis 5. Juli 2015 am Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ statt und wird von dem Historiker und Japanologen Prof. Dr. Harald Fuess vom Heidelberg Centre for Transcultural Studies (HCTS) organisiert. Zu der Veranstaltung „Global History and the Meiji Restoration“ mit über 30 Vorträgen werden rund 80 Wissenschaftler aus den Japan- und Geschichtswissenschaften erwartet.
„Die Meiji-Restauration 1868 war ein entscheidender Moment in der japanischen Geschichte mit großer Bedeutung für die Weltgeschichte“, erklärt Harald Fuess, der Professor für Kultur- und Wirtschaftsgeschichte am HCTS ist und 15 Jahre in Japan geforscht hat. „Der Inselstaat nahm nach mehr als 250 Jahren Isolation aktiv am Weltgeschehen teil und stellte schon bald globale Kräfteverhältnisse infrage.“ Wie der Wissenschaftler erläutert, wurde das bestehende Feudalsystem von einem Nationalstaat abgelöst und das Wirtschafts- und Politiksystem Japans in Anlehnung an westliche Strukturen umgestaltet. „Binnen weniger Jahrzehnte war Japan militärisch auf Augenhöhe mit China und Russland“, so Prof. Fuess. Im Rahmen der Konferenz diskutieren die Teilnehmer, auf welche Weise sich Japan durch Interaktion mit der Außenwelt verändert hat. Dabei beleuchten sie auch die Auswirkungen dieser Öffnung auf das weltweite Machtgefüge. Außerdem wollen sie der Frage nachgehen, wie sich Japan wirtschaftlich, politisch und kulturell global vernetzt hat. Ein Thema in diesem Zusammenhang ist zum Beispiel die Entwicklung der Hafenstadt Yokohama zu einem internationalen Handelszentrum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Prof. Fuess wird in seinem Vortrag darstellen, welchen Einfluss der westliche Waffenhandel im Bürgerkrieg der Meiji-Restaurationszeit hatte.
In einem öffentlichen Abendvortrag spricht Prof. Dr. Madeleine Herren-Oesch, Direktorin des Europainstituts der Universität Basel, über die diplomatischen Beziehungen, die sich von der Mitte des 19. Jahrhunderts an zwischen Japan und der Schweiz entwickelten. Der englischsprachige Vortrag mit dem Titel „Under the Magnifying Glass of Global History: The Case of Swiss-Japanese Diplomacy“ findet am Freitag, 3. Juli, in der Aula der Alten Universität statt und beginnt um 18 Uhr.
Die Konferenz ist Teil eines internationalen Großprojektes zur Erforschung der Meiji-Restauration, die den Übergang von der Edo- zur Meiji-Zeit markiert. Sie bezeichnet die grundlegende Umgestaltung der japanischen Gesellschaft, die damit einherging. Der 150. Jahrestag dieses Ereignisses wird im Jahr 2018 begangen. In dem Forschungsvorhaben kooperiert Prof. Fuess mit Prof. Dr. Daniel Botsman von der Yale University und Prof. Dr. Robert Hellyer von der Wake Forest University (beide USA) sowie mit Kollegen aus Kyoto und Tokio. Die Konferenzsprache ist Englisch.