„Eurabia“ und „Agent Orange“: Wo sich Kulturen treffen
22. Mai 2015
Die Austausch- und Wechselbeziehungen zwischen Kulturen sind das Arbeitsgebiet von zwei Start-Up-Professoren für Transkulturelle Studien, die am Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ der Universität Heidelberg forschen. Prof. Dr. Christian Förster befasst sich mit der Frage, wie das Recht eines Landes auch für Menschen anderer Länder relevant sein kann. Wie sich die historischen Beziehungen zwischen Europa und der arabisch-islamischen Welt gestalteten, untersucht Prof. Dr. Daniel König. Die beiden Wissenschaftler werden sich mit Antrittsvorlesungen der Öffentlichkeit vorstellen. Prof. Försters Vortrag am 27. Mai 2015 trägt den Titel „Collateral Damage – Ersatzansprüche koreanischer Soldaten gegen US-amerikanische ,Agent Orange‘-Hersteller“. Am 3. Juni 2015 spricht Prof. König über „Verfreundete Nachbarn, ungleiche Schwestern, Eurabia? ,Europa‘ und ,die islamische Welt‘ zwischen Mittelalter und Gegenwartsbezug“. Beide Veranstaltungen finden in der Aula der Alten Universität statt und beginnen jeweils um 12.15 Uhr.
Auch 40 Jahre nach seinem Ende bleibt der Vietnam-Krieg vor allem durch den Einsatz des Entlaubungsmittels „Agent Orange“ im Gedächtnis. In seiner Antrittsvorlesung betrachtet Prof. Förster die juristische Aufarbeitung der gesundheitlichen Folgen für die damals beteiligten Soldaten und ihre Nachkommen. Als erstes Gericht weltweit hat vor kurzem der oberste Gerichtshof in Südkorea seinen Veteranen Schadenersatz gegen die amerikanischen Hersteller gewährt. In den USA selbst wurden und werden Hersteller von Kriegsgerät regelmäßig von der Haftung freigestellt, wie der Wissenschaftler erläutert. Christian Förster (Jahrgang 1972) studierte Jura sowie Japanische Sprache und Kultur in Tübingen, Kyoto und Osaka. Der Wissenschaftler habilitierte sich 2009 an der Juristischen Fakultät der Universität Tübingen. Er war als Gastdozent am Trinity College in Dublin und an der Universität Tokio sowie als Vertretungsprofessor an den Universitäten Bonn, Dresden, Frankfurt/Main und Freiburg tätig. Im vergangenen Jahr wurde er an die Universität Heidelberg berufen und übernahm dort die Professur für Transkulturelle Studien, die auf einen sozialwissenschaftlichen Schwerpunkt ausgerichtet ist.
Prof. König wird in seiner Antrittsvorlesung der Frage nachgehen, in welcher Weise die historischen Beziehungen zwischen Europa und der islamischen Welt dargestellt werden können. Dabei befasst er sich mit bestimmten Narrativen, die sowohl in gegenwärtigen öffentlichen Debatten als auch in der mediävistischen Forschung eine Rolle spielen, wo sie Gegenstand kontroverser Diskussionen sind. Daniel König (Jahrgang 1976) wurde nach einem Geschichtsstudium in Salamanca und Bonn im Jahr 2006 mit einer Arbeit zur mittelalterlichen Geschichte an der Universität Bonn promoviert. Anschließend war er am Deutschen Historischen Institut in Paris und an der Goethe-Universität Frankfurt tätig. Seit 2012 koordiniert der Wissenschaftler das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Netzwerk „Transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Euromediterraneum (500 bis 1500)“. Im Jahr 2014 folgte Prof. König dem Ruf an die Universität Heidelberg. Dort hat er jetzt die Professur für Transkulturelle Studien mit einem historisch-philologischen Schwerpunkt inne.