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Von der Innovation in der Nische zur nachhaltigen Systemänderung

Pressemitteilung Nr. 168/2015
14. Oktober 2015
Heidelberger Wissenschaftler veröffentlichen Forschungsergebnisse zur Zusammenarbeit von Staat und Stiftungen im Bildungsbereich

Die Zusammenarbeit von Staat und Stiftungen im Bildungsbereich führt zwar in einzelnen Projekten wie der Sprachförderung zu sehr innovativen Ergebnissen, sie kann aber bisher noch keine nachhaltigen und umfassenden Lösungsansätze für die Probleme des deutschen Schulsystems liefern. Zu diesem Schluss kommt ein Wissenschaftlerteam des Centrums für Soziale Investitionen und Innovationen (CSI) der Universität Heidelberg, das im Rahmen eines Forschungsprojektes die Erfolgsfaktoren solcher gemeinsamen Reformprojekte untersucht hat. Demnach beschränkt sich die Wirkung gemeinnütziger europäischer Stiftungen im Bereich der Bildung bislang auf die Entwicklung effektiver, jedoch überaus begrenzter Nischen. Die Probleme der Schulen erfordern den Wissenschaftlern zufolge aber weiterreichende, systemische Veränderungen, für die das Handlungsrepertoire der Akteure bisher nicht ausreicht.

Für ihre eineinhalb Jahre dauernde Untersuchung identifizierten die Heidelberger Forscher verschiedene partnerschaftliche Projekte und analysierten sie anhand von sechs Fallstudien aus Deutschland und der Schweiz. Ziel war es, strategierelevantes Wissen über effektive Formen partnerschaftlicher Zusammenarbeit von Staat und Stiftungen im Bildungsbereich zu generieren. Die Forschungsergebnisse werden im Projektbericht „Erfolgsbedingungen Staatlich-Philanthropischer Bildungspartnerschaften“ dargestellt.

Als Modell für eine Zusammenarbeit im Schulbereich mit größerer Wirksamkeit empfehlen die Forscher die Orientierung am sogenannten „Strategischen Nischenmanagement“. „Dieser Ansatz wurde anhand der Frage entwickelt, wie die Umwandlung des derzeitigen Wirtschaftssystems hin zu einer stärker nachhaltigen Ökonomie gelingen kann“, erklärt Projektleiter Ekkehard Thümler. „Die wichtigste Erkenntnis besteht darin, dass sich eine Systemveränderung nicht von oben nach unten planen und steuern lässt. Sie hängt vielmehr von der Gestaltung eines innovationsfreundlichen Umfeldes ab, das die Entstehung, Nachhaltigkeit und Vernetzung einer Vielzahl unabhängiger Nischenvorhaben begünstigt.“ Im Ergebnis kann ein Alternativangebot entstehen, das unter günstigen Umständen das vorherrschende System verändert oder sogar ablöst, wie dies nach den Worten des Wissenschaftlers derzeit etwa im Bereich nachhaltiger Energieerzeugung in Deutschland zu beobachten ist.

„Wenn im Schulbereich der Reformanspruch darin besteht, systemische Wirkung zu entfalten, müssen Stiftungen und Schulministerien neue Ansätze erproben, die sich an den Erkenntnissen der Transformationsforschung orientieren sollten“, erklärt Ekkehard Thümler. Er verweist auf eine Reihe erfolgreicher Initiativen, zu denen etwa das Jacobs-Sommercamp gehört: Mit Förderung einer Stiftung haben Bildungsforscher und die Stadt Bremen ein Sprachförderkonzept für Kinder aus Migrantenfamilien entwickelt. Ein weiteres Beispiel ist der Campus Rütli: Für die Berliner Rütli-Schule, die 2006 wegen Gewaltproblemen bundesweit in die Schlagzeilen geriet, erarbeiteten Bezirksverwaltung und verschiedene Stiftungen gemeinsam ein nachhaltiges Bildungskonzept, das in einer neu formierten Gemeinschaftsschule erfolgreich umgesetzt wurde. „Solche Initiativen existieren bislang aber noch allzu vereinzelt und sind weit von einer ‚schlagkräftigen Nische‘ entfernt, aus der heraus breitere Veränderungsprozesse des Schulsystems angestoßen werden“, sagt Ekkehard Thümler.

Das Forschungsprojekt „Staatlich-Philanthropische Bildungspartnerschaften“ wurde von der Robert Bosch Stiftung gefördert.

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 14.10.2015
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