Kolloquium: Das historische Königreich Israel und seine aramäischen Nachbarn
28. August 2014
Mit den wechselnden Beziehungen des Königreichs Israel zu seinen aramäischen Nachbarn in der frühen Eisenzeit befasst sich ein internationales Kolloquium, zu dem die Theologische Fakultät der Universität Heidelberg vom 1. bis zum 4. September 2014 einlädt. Unter der Leitung des Heidelberger Alttestamentlers Prof. Dr. Manfred Oeming werden sich rund 20 Experten mit den Themenschwerpunkten des kulturellen Austauschs, der politischen Grenzen und der „Konstruktion von Identität“ auseinandersetzen. Dabei richtet sich der Blick der Wissenschaftler vor allem auf die Zeit vom 12. bis zum 8. Jahrhundert vor Christus. In einem öffentlichen Vortrag spricht Prof. Dr. Israel Finkelstein von der Universität Tel Aviv über die Archäologie des biblischen Jerusalem.
Die Verbindungen und Kontakte zwischen Israel und Aram mit seiner Hauptstadt Damaskus veränderten sich mehrfach von Rivalität und kriegerischen Auseinandersetzungen zu Allianzen und militärischen Kooperationen. „In der Wissenschaft wird das historische Königreich Israel häufig vor allem im kanaanitisch-judäischen Kontext in der südlichen Levante gesehen. Tatsächlich zeigen aber außerbiblische Quellen, dass dieser Zeitabschnitt der Geschichte Israels vor allem durch die Verbindungen zu Aram-Damaskus geprägt sind“, betont Manfred Oeming, der als Professor für altestamentliche Theologie an der Universität Heidelberg lehrt und forscht. „Ziel unseres Kolloquiums ist es, Israels Platz in der aramäischen Welt zu diskutieren, um neue Einblicke in Kultur, Geschichte und historische Überliegerung zu gewinnen“, so Prof. Oeming. Zu den Teilnehmern der Veranstaltung gehören Wissenschaftler aus Belgien, Deutschland, Finnland, Israel, Italien und der Schweiz. Mitveranstalter sind Dr. Omer Sergi (Tel Aviv) und Dr. Izaak J. de Hulster (Helsinki).
An das Kolloquium schließt sich der Vortrag von Prof. Finkelstein an. Israel Finkelstein zählt zu den führenden Archäologen Israels. Seit 1992 leitet er gemeinsam mit einem Kollegen die Ausgrabungen der antiken Stadt Megiddo. In der zusammen mit Neil A. Silberman herausgegebenen Veröffentlichung „Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel“, die sich mit der Archäologie Palästinas in der Bronze- und Eisenzeit befasst, widerspricht Finkelstein in weiten Teilen der am Alten Testament orientierten Geschichtsschreibung. Als Gastwissenschaftler hat Prof. Finkelstein in Chicago, Harvard und an der Sorbonne gelehrt. Die englischsprachige Vortragsveranstaltung mit dem Titel „The Archeology of Biblical Jerusalem“ findet am Donnerstag, 4. September 2014, in der Aula der Alten Universität, Grabengasse 1, statt und beginnt um 18 Uhr.
Das Kolloquium „Aram and Israel: Cultural Interaction, Political Borders and Construction of Identity during the Early Iron Age“ wird von der Fritz Thyssen Stiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Es wird am Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg (IWH) durchgeführt.