Neue Publikation dokumentiert Grabungsergebnisse aus antiker Ruinenstadt Zafar
23. Januar 2014
Mit der antiken Großmacht Himyar und ihrer Hauptstadt Zafar beschäftigt sich eine neue Publikation, die die Ergebnisse langjähriger Grabungsarbeiten im heutigen Jemen dokumentiert. Über zwölf Jahre hinweg legten Archäologen der Universität Heidelberg Teile der Hauptstadt des letzten vorislamischen Reichs frei, wobei sie sich auf ein großes Steingebäude mit zahlreichen Plastiken und Fragmenten konzentrierten. Damit konnten Prof. Dr. Paul Yule und sein Team Licht in ein bisher weitgehend unerforschtes Kapitel der Geschichte bringen und der Zeit unmittelbar vor dem Entstehen des Islam ein Gesicht geben. Die jetzt erschienene Monographie stellt mit zahlreichen Abbildungen der archäologischen Fundstücke die Ergebnisse der Grabungen vor.
Paul Yule, der außerplanmäßiger Professor an der Philosophischen Fakultät der Ruperto Carola ist, hat die Grabungsarbeiten, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurden, zwischen 1998 und 2010 rund 130 Kilometer südöstlich von Sanaa durchgeführt. Unter Schuttschichten fanden die Forscher auf einem Stadtareal von 120 Hektar rund 400 Maueranlagen, Gräber, Brunnen und Gebäude. Dabei entdeckten sie rund 200 Inschriften und etwa 900 Reliefs. Die Funde geben Aufschluss über eine bis dahin wenig beachtete Epoche der Weltgeschichte. Die Großmacht Himyar, die das letzte vorislamische Reich im heutigen Jemen bildete, dominierte in ihrer Blütezeit vom 3. bis zum 5. Jahrhundert nach Christus politisch und militärisch ganz Arabien. „In diese Zeit, in der in der Hauptstadt Zafar 25.000 Einwohner lebten, fiel der Wandel vom Mehrgötterglaube zum Judentum und zum Christentum. Die Funde der Grabungen belegen unter anderem, wie stark die Wurzeln des Islam mit diesen beiden Religionen verbunden sind“, sagt Prof. Yule.
Die englischsprachige Monographie „Zafar, Capital of Himyar“ zeigt die Ergebnisse der Grabungen in der Ruinenstadt Zafar. Die Bilder und Tafeln dokumentieren Fundstücke, die belegen, dass Himyar über eine gediegene Architektur und „Kunstindustrie“ mit sehr viel Bilderkunst verfügte, wie Paul Yule erklärt. „Neben diesen Abbildungen stellen wir in kompakter Form die aktualisierte Diskussion zum historisch-archäologischen Kontext dar“, erklärt der Herausgeber der Publikation, die auch eine Zusammenfassung auf Arabisch beinhaltet.
Literaturhinweis:
Paul Yule (Hg.): Zafar, Capital of Himyar, Rehabilitation of a ‚Decadent‘ Society, Excavations of the Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1998 - 2010 in the Highlands of the Yemen, Abhandlungen Deutsche Orient-Gesellschaft, vol. 29, Wiesbaden 2013.