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Als „närrischer Maler“ bekannt

11. September 2008
Sammlung Prinzhorn: Vortrag über Carl Sandhaas
Vor einigen Monaten bezauberte uns eine duftige Illustration zu Shakespeares „Sommernachtstraum“ während einer Ausstellung im Kurpfälzischen Museum. Ihr Schöpfer war der romantische Maler Carl Sandhaas (1801-1859). Einige Jahre zuvor waren wir schon einmal auf seine Werke gestoßen, als wir im badischen Haslach die Dauerpräsentation zu Leben und Werk von Carl Sandhaas besichtigten und uns wunderten, weshalb dieser begabte Freund der Heidelberger Romantiker relativ unbekannt blieb.

Der akademisch ausgebildete Künstler war ein uneheliches Kind - seinerzeit ein Makel, der ein ganzes Leben überschatten konnte - , und dass seine Mutter, eine Magd, die von ihrem Dienstherren wegen ihrer Schwangerschaft rausgeworfen wurde und darauf einen Selbstmordversuch unternommen hatte, „im Wahnsinn“ endete, wie man das damals nannte, galt später als Erklärung für die Auffälligkeiten ihres Sohnes, der trotz seines Talents in der Nervenklinik Illenau starb. Dem „närrischen Maler“ Carl Sandhaas widmete sich der Gießener Literaturwissenschaftler Dr. Rolf Haaser in seinem Vortrag „Zwischen Waldlaube und Heilanstalt“, den er in der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg hielt und den Museumsdirektor Dr. Thomas Roeske als Ergänzung zur Ausstellung „Künstler in der Irre“ bezeichnete, obwohl klassisch ausgebildete Maler von Hans Prinzhorn für seine Bilderkollektion nicht unbedingt präferiert wurden.

Das Schicksal von Sandhaas rührt an. Man könnte aus den von Haaser ausgebreiteten Fakten, die auf Heinrich Hansjakobs Erzählung „Der närrische Maler“ basieren, den Schluss ziehen, dass der Künstler am Unverständnis seiner Umwelt zerbrach. Während seiner Kindheit wurde Sandhaas wegen seiner Vaterlosigkeit - sein Erzeuger soll der Maler Johann Baptist Seele gewesen sein - gehänselt. Gefördert durch seinen Onkel, konnte er die Darmstädter Zeichenschule besuchen und erhielt Aufträge vom berühmten Karlsruher Oberbaudirektor Friedrich Weinbrenner. In seiner Darmstädter Zeit schuf Sandhaas seine ersten Selbstporträts. Hier gehörten der Literaturwissenschaftler und (Heidelberger) Universitätsprofessor Georg Gottfried Gervinus und die oben genannten Maler zu seinem Freundeskreis, und hier pflegte er, der mit den Freiheitsideen des Vormärz sympathisierte, auch Kontakte zu den Darmstädter „Schwarzen“, die eine radikale Demokratisierung Deutschlands anstrebten.

Sandhaas lebte eine Weile in München, wo ihn Akademiedirektor Peter Cornelius als Freskenmaler einsetzte, reiste nach Italien, kehrte 1830 von Frankfurt nach Haslach zurück und besuchte auch mal Heidelberg. Eine unglückliche Liebe stürzte ihn nach dem Tod des Mädchens in tiefe Schwermut, so dass er sich im Urenwald in eine primitive Laubhütte zurückzog. Als diese abbrannte, brachten die Bewohner den „Wahnsinnigen“ als vermutlichen Brandstifter im Haslacher „Narrenhüsle“ unter und verlegten ihn dann nach Illenau, nachdem er den Bürgermeister bedroht haben sollte. Nach seiner Rückkehr nach Haslach lebte der Maler für den Rest seines Lebens im städtischen Spital. Dort schuf er noch zahlreiche Arbeiten und beklagte sich über das herzlose Verhalten des Personals. Carl Sandhaas starb am 12. April 1859. Im nächsten Jahr jährt sich sein Todestag zum 150. Mal.
Heide Seele
© Rhein-Neckar-Zeitung
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