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Zurück in die Zukunft

28. Mai 2008

Hochkarätig und international besetztes Symposion des Altertumswissenschaftlichen Kollegs Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Wissenschaftsforum der Universität vom 2. bis 3. Juni 2008 – Thema: "Politische Zukunftskompetenz: Motivationen, Ziele und Strategien"

Mal eben einen Blick in die Zukunft werfen, stellt wohl für viele eine überaus reizvolle Vorstellung dar – allein unter pragmatischen Gesichtspunkten: Gegen bedrohliche Krankheiten beispielsweise könnten dann rechtzeitig Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, das Wissen um die kommenden Gewinnzahlen beim Lottospiel würde mit einem Schlag sämtliche Geldsorgen vertreiben. Was aber für die individuelle Lebensplanung eine unerfüllbare Phantasie bleibt, ist für die Politik in abgeschwächter Form ein seriöser Arbeitsauftrag: Mit welchen Herausforderungen wird eine Gesellschaft in absehbarer Zeit konfrontiert werden? Und wie können damit verbundene Probleme – aktuell etwa infolge der demographischen Entwicklung oder des Klimawandels – bewältigt werden?

Zukunftswissen und Strategien zur Gestaltung der Zukunft gehören freilich nicht erst in modernen Gemeinwesen zu den Versprechen von Sicherheit und Stabilität. "Auch in antiken Gesellschaften", so Professor Stefan Maul, Assyriologe an der Universität Heidelberg, "spielte Zukunftskompetenz immer schon eine entscheidende Rolle. Mit dem Alten Zweistromland steht bei unserem Projekt die älteste antike Hochkultur im Mittelpunkt, die bereits eine hoch spezialisierte 'Zukunftswissenschaft' entwickelte und sowohl in der biblischen Welt als auch in Griechenland und Rom dafür berühmt war, ein das Herrschaftssystem stabilisierendes, zukunftsmächtiges Wissen generieren zu können."

Dass es gegenüber der heutigen Situation natürlich Unterschiede gibt, versteht sich von selbst. Doch lassen sich auch Gemeinsamkeiten ausmachen? Und wenn ja, welche Gründe gibt es dafür? Verbinden sich hier anthropologische Muster mit dem Wesen von Politik und Zukunftsbewältigung? Antworten darauf sollen auf einem von Stefan Maul gemeinsam mit dem Tübinger Philosophen Professor Otfried Höfe organisierten Symposion entwickelt werden, das am 2. und 3. Juni im Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg stattfinden wird. Die interdisziplinär ausgerichtete Tagung ist Teil des aktuellen Jahresprojekts am Altertumswissenschaftlichen Kolleg Heidelberg (AKH) mit dem Titel "Politische Zukunftsbewältigung" und setzt ein Symposion in Tübingen fort, das im Februar 2008 zum Thema "Politische Zukunftskompetenz: Motivationen und Ziele" veranstaltet wurde.

"Zu den Ergebnissen dieses ersten Symposions in Tübingen gehörte vor allem, dass bei allen Gemeinsamkeiten, die zwischen der altorientalischen und der Gegenwartsgesellschaft etwa im Umgang mit Expertengutachten oder Beratergremien existieren, die doch sehr unterschiedlichen weltbildbedingten Zeit- und Geschichtsvorstellungen nicht unbeobachtet bleiben dürften", führt Stefan Maul weiter aus. Dies gilt es nun, bei der Heidelberger Tagung zu vertiefen. Eingeladen sind Wissenschaftler verschiedener geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen aus Deutschland, Frankreich sowie den USA.

Journalisten sind als Zuhörer willkommen und wenden sich bitte vorab an Prof. Dr. Stefan Maul. Einzelinterviews mit den Wissenschaftlern können auf Wunsch vereinbart werden.

Hier das Programm:

2. Juni 2008

9.15 Uhr: Einführung, Begrüßung, Vorstellung von Projekt und Symposium
Stefan Maul (Heidelberg), Otfried Höffe (Tübingen)

9.30 Uhr: Politische Zukunftskompetenz und Wissenschaft  – Überlegungen zum Stellenwert der Divination im Alten Orient
Stefan Maul (Heidelberg)

11.30 Uhr: Antriebskräfte von Zukunftskompetenz: Eigeninteresse, Solidarität und Gerechtigkeit
Otfried Höffe (Tübingen)

14.30 Uhr: Die ungeplante Zukunftskompetenz: Erste Städte, früheste Schrift, erste Bewässerungssysteme. Der Alte Orient im 4. und 3. vorchristlichen Jahrtausend
Hans Nissen (Berlin)

16.30 Uhr: Zukunftskompetenz aus finanzpolitischer Sicht
Paul Kirchhof (Heidelberg)

3. Juni 2008

9.00 Uhr: Rechtsnormen und Rechtspraktiken und ihre Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit altorientalischer Gesellschaften
Hans Neumann (Münster)

11.00 Uhr: 'Akte der Gerechtigkeit'. Königliche Schuldenerlasse in altbabylonischer Zeit
Dominique Charpin (Paris)

14.00 Uhr: Ökonomische Zukunftskompetenz aus wissenssoziologischer Sicht
Christoph Deutschmann (Tübingen)

16.00 Uhr: Abschlussdiskussion

Kontakt:
Prof. Dr. Stefan Maul
Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients der Universität Heidelberg
Tel. 06221 543537, Fax 543619
stefan.maul@ori.uni-heidelberg.de

Dr. Ellen Peerenboom
Geschäftsführerin
Internationales Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg
Hauptstraße 242, 69117 Heidelberg
Tel. 06221 543690, Fax 165896
iwh@uni-hd.de

Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

Irene Thewalt
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Seitenbearbeiter: E-Mail
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