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Tontafeln lüften das Geheimnis der mesopotamischen Königsstadt Mardaman

18. Mai 2018

Heidelberger Assyriologin entziffert Texte – Bisher unbekannte Lage der Stadt damit geklärt

keilschrifttafel

Foto: Peter Pfälzner, Universität Tübingen

Eine Keilschrifttafel auf dem Fußboden des assyrischen Gouverneurspalastes, mit einem zerbrochenen Keramikgefäß

Keilschrifttafeln aus der Bronzezeit lüften das Geheimnis einer alten Königsstadt: Ein Tontafelarchiv, das in der Autonomen Region Kurdistan im Irak ausgegraben wurde und von Dr. Betina Faist, Privatdozentin am Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients der Universität Heidelberg, erschlossen wird, weist den Fundort als die bedeutende mesopotamische Stadt Mardaman aus. Die Schriftzeugnisse wurden im vergangenen Jahr in der bronzezeitlichen Stadtanlage von Bassetki gefunden, die 2013 von Archäologen der Universität Tübingen entdeckt worden war. Das bereits aus vielen Quellen des späten 3. und frühen 2. Jahrtausends vor Christus bekannte Mardaman konnte bislang geographisch nicht lokalisiert werden.

Die entdeckten Tontafeln stammen aus der Periode des mittelassyrischen Reichs um 1.250 vor Christus, als die Stadt Mardama hieß. In mühevoller Kleinarbeit wurden die kleinen, teils zerbrochenen Täfelchen von Betina Faist gelesen, die als Philologin und Spezialistin für assyrische Sprache an dem Tübinger Projekt mitarbeitet. Sie übersetzte anhand von Fotografien die Texte, die Stück für Stück Licht auf die Geschichte der Region und der Stadt werfen. Dabei konnte sie auf den Tafeln auch den alten Namen der Stadt identifizieren. Wie die Keilschrifttexte ferner zu erkennen geben, war sie Sitz eines Statthalters des mittelassyrischen Reiches. Damit wird eine neue, bisher nicht bekannte Provinz greifbar, so die Schlussfolgerungen der Wissenschaftler.

„Der Tontafelfund aus Bassetki liefert einen wichtigen neuen Beitrag zur Geographie Mesopotamiens“, erläutert die Heidelberger Assyriologin. Möglicherweise lasse sich mit diesem Puzzleteil die Lage weiterer früher mesopotamischer Städte rekonstruieren, ergänzt Prof. Dr. Peter Pfälzner, Experte für Vorderasiatische Archäologie von der Universität Tübingen und Leiter des Projekts. Den Quellen zufolge war die Stadt um 1.800 vor Christus Sitz eines Königtums. Sie erlebte eine wechselvolle Geschichte, mit einer letzten Blütezeit als mittelassyrischer Gouverneurssitz zwischen 1.250 und 1.200 vor Christus. Auf diesen Palast des Gouverneurs sind die Archäologen bei ihren Grabungen gestoßen, wie Prof. Pfälzner erläutert.

Die Wissenschaftler gehen von weiteren spannenden Entdeckungen aus, da Mardaman vermutlich aufgrund seiner Position an den Handelswegen zwischen Mesopotamien, Anatolien und Syrien zu einer bedeutenden Stadt und einem regionalen Königtum wurde. Die meisten der 2017 in der Stadtanlage von Bassetki gefundenen Tontafeln waren in einem Keramikgefäß niedergelegt, das wohl der Archivierung diente, und mit zwei weiteren Gefäßen von einem dicken Lehmmantel umhüllt.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 22.05.2018
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