Neue Gattung eines Riesenfaultiers aus der Spätphase der letzten Eiszeit
25. August 2017
Deutsch-mexikanisches Forscherteam untersucht Fund aus dem Höhlensystem der Halbinsel Yukatan
Foto: Vicente Fito Dahne
Der Schädel eines bis zu drei Meter großen Riesenfaultiers aus der Spätphase der letzten Eiszeit, der in den Unterwasserhöhlen der mexikanischen Halbinsel Yukatan entdeckt wurde, ist einer bisher unbekannten Gattung und Art von Faultieren zuzurechnen. Ein deutsch-mexikanisches Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Stinnesbeck hat den Fund untersucht und beschrieben. Danach handelt es sich um ein am Boden lebendes Faultier aus der Familie der Megalonychidae, zu der auch das heute noch existierende Zweifingerfaultier zählt. Allerdings unterscheidet sich das fossile Exemplar aus Mexiko deutlich von allen bisher dokumentierten Bodenfaultieren, einschließlich derjenigen von den Großen Antillen und aus Südamerika, wie der Geowissenschaftler von der Universität Heidelberg erläutert.
Das mit Wasser geflutete Höhlensystem im nordöstlichen Bereich der Halbinsel Yukatan enthält eine artenreiche Ansammlung fossiler Großsäugetiere aus der letzten Eiszeit im Übergang zur Jetztzeit, dem Holozän. Bisher wurden dort Mastodonten, Säbelzahnkatzen, Höhlenbären, Nabelschweine, Tapire und Riesefaultiere mit einem Alter von mehr als 10.000 Jahren nachgewiesen. Die Überreste des späteiszeitlichen Faultiers, das die Forscher um Wolfgang Stinnesbeck untersucht haben, wurden 2009 in der Doline El Zapote, einem Karstsee in der Nähe des Ortes Puerto Morelos auf Yukatan gefunden. Die neue Gattung und Art hat den Gattungsnamen Xibalbaonyx oviceps erhalten. Er setzt sich aus dem Maya-Wort Xibalba für die Unterwelt und dem griechischen Wort Onyx für Klaue zusammen. Nach den Worten des Heidelberger Wissenschaftlers ist der Fund außergewöhnlich gut erhalten, wie auch die Knochen anderer Tiere der Eiszeit, die in den Höhlen dieser Region entdeckt wurden. „Dennoch ist Mexiko, was diese eigenartigen Großsäugetiere angeht, immer noch ein unbekannter Fleck auf der wissenschaftlichen Landkarte“, sagt Prof. Stinnesbeck. Das restliche Skelett wird voraussichtlich 2018 geborgen.
In dem deutsch-mexikanischen Team kooperieren Forscher verschiedener Institutionen beider Länder. Neben dem Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg gehören dazu das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe sowie das Museo del Desierto in Saltillo, das Instituto Nacional de Antropología e Historia in Tulúm und das Instituto de la Prehistoria de América in Playa del Carmen. Die Wissenschaftler verbindet nach den Worten von Wolfgang Stinnesbeck eine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit.
Die Forschungsergebnisse zum späteiszeitlichen Riesenfaultier wurden in der „Paläontologischen Zeitschrift“ veröffentlicht.