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G. Anglada-Escudé  et al: A terrestrial planet candidate in a temperate orbit around Proxima Centauri. Nature online (24 August 2016), DOI: 10.1038/nature19106

 
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Ein „Begleiter“ für den sonnennächsten Stern Proxima Centauri

24. August 2016

Internationales Astronomen-Team mit Heidelberger Beteiligung entdeckt einen neuen Planeten namens „Proxima b“

Proxima b

Abbildung: ESO/M. Kornmesser

Oberfläche des Planeten Proxima b, der den rötlich leuchtenden Stern Proxima Centauri, den sonnennächsten Stern, umkreist. Der Planet ist in etwa so massereich wie die Erde und umkreist seinen Stern in einem so günstigen Abstand, dass auf seiner Oberfläche flüssiges Wasser existieren könnte.

Ein internationales Team von Astronomen, zu dem Dr. Yannis Tsapras von der Universität Heidelberg gehört, hat eindeutige Hinweise auf einen Planeten gefunden, der den sonnennächsten Stern Proxima Centauri umkreist. Der neu entdeckte Planet, der auf den Namen „Proxima b“ getauft wurde, umrundet seinen Stern alle elf Tage, ist ungefähr so massereich wie die Erde und befindet sich in einem so günstigen Abstand zu seinem Stern, dass auf seiner Oberfläche sogar flüssiges Wasser existieren könnte. Diese neuen Erkenntnisse, zu denen Beobachtungen von Yannis Tsapras beitrugen, wurden in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Dr. Tsapras arbeitet am Astronomischen Rechen-Institut (ARI) des Zentrums für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH).

Der schwach rötlich leuchtende Stern Proxima Centauri ist zwar mit bloßem Auge nicht erkennbar, nach kosmischen Maßstäben ist er dennoch mit einer Entfernung von „nur“ vier Lichtjahren „zum Greifen nah“, wie Yannis Tsapras erklärt. Aus diesem Grund galt dem Stern seit langem die Aufmerksamkeit der Astronomen. Doch erst modernste Messgeräte machten nun die Suche nach einem zu ihm gehörenden Planeten im Rahmen des von Dr. Guillem Anglada-Escudé von der Queen Mary University in London geleiteten Forschungsprojekts erfolgreich. International ist das Projekt auch als „Pale Red Dot“-Kampagne („blasser roter Punkt“) bekannt – in Anlehnung an die Bezeichnung der Erde als „blasser blauer Punkt“, die von dem Astrophysiker Carl Sagan geprägt wurde.

Auf der Suche nach dem Planeten beobachteten Astronomen Proxima Centauri in der ersten Jahreshälfte 2016 regelmäßig mit einem ultrapräzisen „Geschwindigkeitsmesser“ am 3.6-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte (ESO) auf dem chilenischen Berg La Silla. „Mit diesem Gerät konnte man winzige oszillierende Bewegungen des Sternes auf uns zu und von uns weg nachweisen, die in ihrer Geschwindigkeit mit der eines Fußgängers vergleichbar sind. Diese Schwingungen werden eindeutig von einem Planeten verursacht, der Proxima Centauri alle elf Tage umkreist“, erklärt Yannis Tsapras. Endgültige Sicherheit brachten jedoch erst gleichzeitige Messungen der Helligkeitsschwankungen des Sterns, die von Yiannis Tsapras koordiniert wurden, der dafür ein weltumspannendes Teleskopnetzwerk nutzte. „Damit konnten wir Proxima Centauri rund um die Uhr beobachten und die Helligkeitsschwankungen von den Schwingungen in der Bewegung unterscheiden“ erklärt Dr. Tsapras. „Das Ergebnis war eindeutig und ist sensationell: Proxima Centauri wird von einem Planeten umkreist.“

Die Wissenschaftler schließen nicht aus, dass Menschen eines Tages auf den uns nächstgelegenen extrasolaren Planeten reisen können, und planen nun schon den nächsten Schritt: die Suche nach Spuren von Leben. Sie wird spätestens mit dem neuen Superteleskop der ESO, dem „European Extremly Large Telescope (E-ELT)“, möglich sein, das in etwa zehn Jahren die Beobachtungen aufnehmen wird, wie Dr. Tsapras erläutert. „Wir dürfen auf das Ergebnis sehr gespannt sein.“

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 13.09.2016
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