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Geoarchäologische Bohrkampagne in Kurdistan

6. November 2015

Interdisziplinäres Team aus Heidelberger und Münchner Forschern will Wandel von Klima und Umwelt rekonstruieren

Ganau-See mit Blick auf die Bohrplattform

Foto: Simone Mühl

Ganau-See in der Perspektive von schräg oben mit Blick auf die Bohrplattform. Im Hintergrund der Anstieg zum Zagrosgebirge.

Mit der Auswertung einer Bohrkampagne in Kurdistan will ein interdisziplinäres Forscherteam der Universität Heidelberg Einblick in den Wandel von Klima und Umwelt dieser autonomen Region im Norden Iraks erhalten. Die gut zweiwöchigen Bohrarbeiten am Grunde des Ganau-Sees, einem kleinen Karstsee am Fuße des Zagrosgebirges, haben Ende September und Anfang Oktober stattgefunden. Die dabei gewonnenen Sedimente aus dem Ganau-See wollen die Geoarchäologen nun daraufhin testen, ob sie für weitergehende wissenschaftliche Analysen geeignet sind. Sie hoffen, damit den Wandel der Paläolandschaft rekonstruieren zu können. Ende November sollen die Bohrkerne erstmals untersucht werden.

Geleitet wird das Vorhaben von Prof. Dr. Manfred Rösch vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Dr. Annette Kadereit vom Heidelberger Lumineszenzlabor am Geographischen Institut der Ruperto Carola sowie Dr. Simone Mühl vom Institut für Vorderasiatische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Simone Mühl wurde 2011 an der Ruperto Carola promoviert und führt in der Region schon seit mehreren Jahren archäologische Untersuchungen und Ausgrabungen durch. Das Bohrprojekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und ist auf ein Jahr für die Vorarbeiten angelegt.

Ganau-See mit Blick auf die Bohrplattform

Foto: Simone Mühl

Ganau-See in der Perspektivevon oben. Die Aufsicht zeigt zwei Abflüsse - der See wird durch unterirdische Quellen gespeist.

„In der von Steppen- und Mediterranklima geprägten Landschaft Kurdistans findet sich ein reicher Kulturschatz an historischen und prähistorischen Siedlungsresten, die von archäologischen Teams aus aller Welt untersucht werden. Dagegen gibt es in der vergleichsweise trockenen Landschaft kaum natürliche Archive, die eine kontinuierliche Rekonstruktion des Klimas und der Umwelt und deren Wandel in früheren Epochen erlauben“, erklärt Annette Kadereit. Zu den wenigen Ausnahmen gehören die Sedimentablagerungen auf dem Grund des Ganau-Sees. Die Wissenschaftler hatten eine Sedimenttiefe von bis zu vier Metern erwartet, bei den Bohrarbeiten stellte sich nun heraus, dass die Mächtigkeit dieser Schicht weit übertroffen wird.

Die Bohrkerne sollen nun nach Deutschland gebracht werden. Bei planmäßigem Ablauf können die Sedimente erstmals Ende November in Augenschein genommen werden, wenn sie im Labor von Prof. Dr. Achim Brauer am Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches Geoforschungszentrum geöffnet werden. Dann werden die Wissenschaftler Testproben für Pollenanalysen und numerische Datierungen entnehmen, die erste Aufschlüsse darüber geben sollen, ob eine Rekonstruktion der Vegetationsgeschichte möglich ist. Geplant ist, dass die Bohrkerne im Palaäobotaniklabor des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg in Gaienhofen-Hemmenhofen am Bodensee gelagert werden und dort für künftige Forschungen zur Palaäoklima- und Umweltrekonstruktion in Kurdistan zur Verfügung stehen.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 06.11.2015
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