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Neues Promotionskolleg zum Thema Sprachkritik als Gesellschaftskritik

27. Dezember 2012

Fünf Doktoranden untersuchen sprachliche Streitpunkte als Spiegel kultureller Selbstreflexion in Europa

An der Sprache und dem Sprachgebrauch sind individuelle und kollektive Denkhaltungen zu erkennen – denn ohne Sprache gibt es kein Verstehen und kein Missverstehen. Mit diesem Themenkomplex beschäftigt sich ein neues Promotionskolleg mit dem Titel „Sprachkritik als Gesellschaftskritik im europäischen Vergleich“, das an der Universität Heidelberg seine Arbeit aufgenommen hat. Fünf Doktoranden werden über einen Zeitraum von drei Jahren der Frage nachgehen, in welcher Weise sprachliche Streitpunkte in verschiedenen Sprachen einen Spiegel kultureller Selbstreflexion darstellen. Das Kolleg wird mit rund 250.000 Euro aus der Landesgraduiertenförderung finanziert und von der Graduiertenakademie der Universität Heidelberg unterstützt. Zur Eröffnung des Promotionskollegs findet im Januar 2013 ein dreitägiger Workshop statt. Einen öffentlichen Vortrag hält am 9. Januar 2013 die Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Deborah Cameron von der University of Oxford.

Das Promotionskolleg ist in die fächerübergreifende Forschergruppe „Europäische Sprachkritik Online“ (ESO) am Europäischen Zentrum für Sprachwissenschaften, einer Kooperation der Neuphilologischen Fakultät der Universität Heidelberg und des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim, eingebunden. „Die Promovenden arbeiten eng mit einem interdisziplinären Forscherteam zusammen und erhalten eine umfassende Betreuung durch mehrere Professoren. Zudem können sie frühzeitig eigene Texte auf der ESO-Internetplattform veröffentlichen“, erläutert die Sprecherin des Promotionskollegs, Prof. Dr. Beatrix Busse. „Darüber hinaus wird ihnen die Möglichkeit der Vernetzung und Kooperation mit internationalen Experten geboten.“ Geplant sind unter anderem jährlich stattfindende Symposien zu aktuellen Forschungsthemen.

Das Projekt ESO beschäftigt sich mit der Dokumentation und Analyse von Sprachkritik zunächst in den vier Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch. „Ein Streit um die Sache ist meistens auch ein Streit um Worte“, betont Prof. Dr. Ekkehard Felder, stellvertretender Sprecher des Kollegs und einer der drei Direktoren des Europäischen Zentrums für Sprachwissenschaften. „Unter Sprachkritik fassen wir die wertende Auseinandersetzung mit sprachlichen Phänomenen aus dem Blickwinkel der gesellschaftlichen Relevanz.“ Ziel des Promotionskollegs ist unter anderem eine vergleichende sprachkritische Reflexion ausgewählter Konfliktherde, wie zum Beispiel der Diskurs zum europäischen Rettungsschirm und seinen kulturell variierenden – vor allem auch metaphorischen – Bedeutungsnuancen „fondo salva-Stati“, „plan de sauvetage“ und „bailout fund“. Drei Promotionsstipendien wurden bereits im November 2012 vergeben. Ein Promovend wird an der Schnittstelle von Computerlinguistik und Anglistik arbeiten. Zwei junge Wissenschaftler forschen in der Romanistik zu Französisch und Italienisch. Zwei weitere Nachwuchswissenschaftler werden für die Fächer Germanistik und Anglistik im Laufe des Jahres 2013 ein Stipendium erhalten.

In ihrem Vortrag wird Prof. Cameron zum Thema „Verbal hygiene after 9/11: English, language and ,Britishness’“ sprechen und darin das von ihr entwickelte Konzept der sogenannten Sprachhygiene vorstellen. Die Veranstaltung am 9. Januar 2013 findet in der Aula der Alten Universität, Grabengasse 1, statt und beginnt um 16 Uhr.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 14.11.2016
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