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Projektleitung: Prof. Dr. Michael Haus

Portrait Haus

 

DFG-Projekt: Wie zentral ist die Mitte? Mittelschichtsdiskurse und wohlfahrtsstaatlicher Politikwandel im internationalen Vergleich

Kurzbeschriebung:

Bei der Thematisierung gesellschaftlichen Wandels, den Anzeichen und Auswirkungen von Krisen und der Notwendigkeit politischer Reformen wird kontinuierlich auf „die Mittelschicht“ Bezug genommen. Insbesondere der Wohlfahrtsstaat spielt dabei eine ambivalente Rolle, indem er zugleich als Gefährder und Retter der Mittelschicht postuliert wird. Indes ist „die Mitte“ hinsichtlich ihrer sozialstrukturellen Eingrenzung, ihrer Interessenlage und ihrer normativen Bedeutung keine natürliche oder objektive Gegebenheit, sondern findet auf der Grundlage unterschiedlicher Herleitungen und Beobachtungsperspektiven Eingang in politische Diskurse und Entscheidungen. Angesichts ihrer diskursiven Allgegenwärtigkeit ist anzunehmen, dass es sich bei der Kategorie der Mittelschicht um einen besonders wirkmächtigen Bezugspunkt bei der Aushandlung gesellschaftlicher Ordnungsvorstellungen und (sozial-)politischer Programme handelt. Wir wissen jedoch wenig darüber, mittels welcher argumentativen Praktiken die Mittelschicht zu einem bedeutungsvollen Element des Diskurses wird und wie hierdurch wohlfahrtsstaatliche Reformpolitiken strukturiert werden. Zur Beantwortung der Frage nach der Thematisierung der „Mitte“ und ihrer Relevanz für wohlfahrtsstaatlichen Politikwandel nimmt das Projekt den deutschen, britischen und schwedischen Wohlfahrtsstaat mittels einer diskursanalytisch-interpretativen Perspektive in den Blick. Zum einen werden die medialen Diskurse, in denen die kollektiven Vorstellungen von der gesellschaftlichen Mitte konstruiert und verhandelt werden, anhand von Zeitungsartikeln und weiteren Materialien rekonstruiert. Zum anderen wird untersucht, inwiefern die Gestaltung und argumentative Rechtfertigung spezifischer wohlfahrtsstaatlicher Reformprogramme und -initiativen an den kontingenten Vorstellungen von den Interessen und Bedürfnissen „der Mittelschicht“ ausgerichtet sind. Beide Aspekte sollen durch einen systematischen Vergleich Deutschlands, Großbritanniens und Schwedens in den Blick genommen werden, um sowohl übergreifende Strukturmuster als auch nationale Spezifika identifizieren und an die vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung zurückspielen zu können.

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Letzte Änderung: 21.01.2018
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