Predigten Wintersemesterferien 2018

08.04.2018: Elisabeth Maikranz über Kol 2,12-15

Liebe Gemeinde, haben Sie sich schon einmal gefragt, woran man einen Christenmenschen erkennt? Vielleicht werden Sie jetzt denken, dass das doch ganz einfach ist: Nämlich an seinem christlichen Glauben. Aber wie zeigt sich der eigentlich in meinem alltäglichen Leben? Martin Luther schrieb 1520 über die Freiheit eines Christenmenschen, die man kurz und knapp als den freiwilligen, aus dem Glauben motivierten Dienst zum Wohl des Nächsten zusammenfassen könnte. Knapp 500 Jahre später in einem Ostergottesdienst in Nordhessen wird das Christsein so beschrieben: „Christen bilden eine GmbH – eine Gemeinschaft mit begründeter Hoffnung.“ Freiheit und begründete Hoffnung. Unterschiedliche Zeiten erfordern unterschiedliche Beschreibungen. Aber was haben Hoffnung und Freiheit miteinander zu tun?
weiter ...

01.04.2018: Hochschulpfarrer Dr. Hans-Georg Ulrichs über Lk 24,36-49

Ostern, das Fest des Lebens, Ostern, das Fest der Freude, echt nicht, liebe Gemeinde, ich will die österliche Feierlaune bestimmt nicht verderben, aber: Feiern wir das Fest des Lebens nicht lieber beim Weihefest der so genannten heiligen Familie zu Weihnachten oder im Rahmen von Familiengottesdiensten zu Erntedank? Hat sich die christliche Freude nicht eher andere Orte als Ostern gesucht? Paulus scheint mir zu irren, oder wenigstens: à la longue nicht ganz so recht zu haben, als er davon sprach, dass das Kreuz ein Ärgernis sei (1. Korinther 1,23). Vielleicht zu seiner Zeit. Aber heute? Wie wird das Kreuz nicht wertgeschätzt, etwa als letzte Konsequenz des gottentsprechenden, tapferen Lebens Jesu. Wir können auch dem schlimmsten Leid noch oft einen Sinn abringen, weil wir den Un-Sinn des Leides nicht ertragen. Wir wollen alles erklären und damit die Sache doch irgendwie beherrschen. Vielleicht sollten wir Karfreitag weniger reden und mehr schweigen.
weiter ...

30.03.2018: Prof. Dr. Johannes Ehmann über Lk 23,32-49

Liebe Gemeinde, Wie so oft suche ich mich selbst. Ich suche mich selbst in der Schilderung des Grauenvollen, was sich damals vor bald 2000 Jahren vor den Toren Jerusalems abgespielt hat. Ich suche mich selbst in der Passions­geschichte Jesu, die jetzt beim bitteren Ende angekommen ist. Ich suche mich selbst und es ist eine bange Suche. Wo hätte man mich gefunden, wenn ich damals dabei gewesen wäre? Unter den beiden Verbrechern, die man mit Jesus kreuzigt? Vielleicht habe ich dann noch eine Chance – bei Gott zumindest – aber vorher muss gestorben sein. Unter dem Volk, das dasteht und zusieht, Gaffer mit Handys und Tablets, die was einfangen wollen, was man ins Netz stellen kann. Da will ich nicht hingehören.
weiter ...

25.03.2018: PD Dr. Doris Hiller über Joh 17,1-8

Ob er sich hinter ein paar Palmzweigen verborgen hat? Johannes, es war ihm immer ein bisschen unangenehm, als Lieblingsjünger dargestellt zu werden. Er war auch nicht besser als die anderen. Und wenn er ihn reden hörte, wusste er, dass seine Worte Gottes Worte an alle Menschen sind, nicht nur an ihn, nicht nur an die Schar derer, die mit ihm zog. Worte, die die Welt und damit den Tod überdauern sollten: ewige Worte. Ewige Worte im menschgewordenen Wort: Jesus, der Christus. Heute Morgen redet er nicht mit den Menschen. Aber einer muss zugehört haben. Während Johannes die Ohren spitzte und sich für den, der alles in seinem Evangelium aufschreiben sollte, ein 17. Kapitel notierte, hob er, Jesus, seine Augen auf zum Himmel und sprach:
weiter ...

18.03.2018: Dr. Friederike Schücking-Jungblut über Mk 10,35-45

Liebe Gemeinde, „Lasset uns mit Jesus ziehen, seinem Vorbild folgen nach.“ - Lasset uns mit Jesus leiden, seinem Vorbild werden gleich.“ - Und schließlich: „Lasset uns mit Jesus sterben.“ Aus vollem Herzen stimmen Johannes und Jakobus in das Lied ein. Schließlich entspricht der Text aus der Feder des Barock-Dichters Sigmund von Birken ganz ihrer vollständigen Hinwendung zu Jesus, ihrem Verständnis von dem, was Nachfolge Christi bedeutet. Obwohl auch ich eben mitgesungen habe, kommen mir solche Worte nicht so leicht von den Lippen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger. Dieses freie Bekenntnis zur vollständigen Hingabe an Jesus, die Bereitschaft zum Nachvollziehen, ja zum Nachgehen und Nachleben des grausamen Weges durch Leid, Folter und Tod, den er auf sich genommen hat. Ich habe großen Respekt vor Menschen, die so etwas von sich sagen können.
weiter ...

11.03.2018: Prof. Dr. Michael Plathow über 2. Kor 1,3-7

Liebe Gemeinde des Passionssonntags “Laetare”, der als “Kleinostern” schon über Karfreitag auf Ostern weist, Da wird berichtet: Ein “Pfarrer trifft im Berliner `Kiez´ auf der Straße einen Konfirmandenvater, den er nie im Gottesdienst gesehen hat. Der Mann erzählt ihm von seiner bevorstehenden Operation. Zum Schluss sagt der Pfarrer: `Ich halte Ihnen den Damen´. Darauf der andere: `Von Ihnen, Herr Pfarrer, hätte ich eigentlich etwas anderes erwartet” (Sein Licht leuchten lassen, hrsg. Arnoldshainer Konferenz 1988, 83f). Leben ist Begegnung, Zuhören und Sprechen, das richtige Wort zur rechten Zeit, die richtige Frage: `Was quält Sie?´, ein Trostwort. Davon spricht der Anfang des 2. Korintherbriefes des Apostel Paulus, sein sog. “Versöhnungsbrief” an die dortige Gemeinde.
weiter ...

04.03.2018: Dr. Carolin Ziethe über 1. Kön 19,1-13a

Liebe Gemeinde, Elia ist am Ende. Isebel trachtet nach seinem Leben und er musste fliehen. Jetzt liegt er unter einem Busch in der Wüste. Seine Kräfte scheinen verbraucht. Und dabei ist der Konflikt mit Königin Isebel gar nicht das einzige Ereignis. Schon zuvor hat er, wie das ganze Land, unter anhaltender Dürre und Hungersnot gelitten. Zuletzt hat er am Berg Karmel für Gott geeifert, seine Flamme auf das Opfer herabbeschworen und schließlich gegen die Baalspropheten gekämpft. Er war erfolgreich, hat viele seiner Gegner umgebracht. Und doch ist er fest davon überzeugt, dass er nun ganz alleine dasteht. Außer ihm sei keiner übrig, der ihn in seinem Kampf für Gott noch unterstützen würde. Aus dieser Situation heraus flieht er. Zunächst vom Nordreich ins Südreich. Dann in die Wüste. Kapitulation. Doch Gott ist noch nicht bereit auf Elia zu verzichten.
weiter ...

25.02.2018: Prof. Dr. Jörg Neijenhuis über Mt 26,36-46

Liebe Gemeinde! Ein lieber Kollege fragte mich, ob ich glaube, dass es im Jenseits eine Hölle gibt. Meine Antwort: Ich bin mit sehr vielen Lebensverhältnissen anderer Menschen konfrontiert worden, die mir wie die Hölle auf Erden vorkamen. Und wenn ich das blutige 20. Jahrhundert Revue passieren lasse, wenn mir bewusst wird, was an Krieg, Zerstörung, Mord und Sinnlosigkeit passiert ist und was Menschen sich alles antun können, dann brauche ich keine Hölle mehr im Jenseits. Hölle gibt es schon genug auf Erden. Die Hölle bedeutet wahrscheinlich für uns alle das Gegenteil des Himmels. Ein Kennzeichen, das ich mit der Hölle und nicht mit dem Himmel verbinde, ist die Einsamkeit. Einsamkeit ist – wer es in der Tiefe erfährt – etwas Schreckliches, etwas ganz und gar Unmenschliches. Letztendlich ist die Einsamkeit, die Verlassenheit die Hölle.
weiter ...

18.02.2018: Prof. Dr. Martin-Christian Mautner über 2. Kor. 6,1-10

Mein lieber Paulus, was für grandiose Sprachsymphonie! Welch furioses Crescendo bedeutender Begriffe! Welch großartiges Tutti-Finale mit Pauken und Trompeten, mit sattem Streicherklang – und dazu einem gewaltigem Chor, dem in Beethovens Neunter weit überlegen, der uns das eigentlich Erstaunliche hören lässt: Das alles gilt für uns - als die Unbekannten, und doch bekannt; als die Sterbenden und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten, und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben, und doch alles haben. Überwältigt und benommen lausche ich den Klängen – und spüre deine Begeisterung, lieber Paulus, dass es dich geradezu überkommt, dass es dich mitreißt... Ich merke: So bedeutsam, so wichtig, so unendlich kostbar ist für dich, was du zu sagen hast...
weiter ...

11.02.2018: PD Dr. Heike Springhart über Mk 8,31-38

Liebe Gemeinde, irgendwann lagen die Nerven blank. Nach wochenlangem Ringen. Nach Kämpfen für eine bessere Welt. Auf große Worte und Hoffnungen folgte die Enttäuschung. Mit Argusaugen und allzeit bereiten Kameras beobachteten sie die Drehtür, jede Bewegung, jede Mimik, jeder noch so kurze Kommentar wurde gedeutet. Vollmundige Versprechungen. Niemals werde ich ... Keinesfalls werden wir ... – je radikaler die Vision, desto hitziger die Wortwechsel. Auf die großen Worte folgte die öffentliche Schlammschlacht und der Fall dessen, auf den sie einst ihre Hoffnungen gesetzt hatten.
weiter ...
Webmaster: E-Mail
Letzte Änderung: 31.01.2018
zum Seitenanfang/up