Predigten in den Wintersemesterferien 2012

Predigtplan Wintersemesterferien 2012

15.04.2012: Prof. Dr. Johannes Ehmann über HK 88-90

Liebe Gemeinde, Quasimodogeniti – so heißt der heutige Sonntag. Quasimodogeniti bedeutet: „wie die neugeborenen Kinder“. „Wie die neugeborenen Kinder seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch, damit ihr durch sie zunehmt zu eurem Heil.“ heißt es im ersten Petrusbrief (1 Ptr 2, 2), aus dem der Name des Sonntags stammt. Und das müssen wir auch, zunehmen, denn wir alle sind neugeborene Kinder, Sonntagskinder – Osterkinder, grad einmal eine Woche alt. Und wir sind etwas besonderes, wir sind früh entwickelt und hochbegabt. Nicht nur deshalb, weil wir auf eigenen Beinen stehend und gehend den Weg in den Gottesdienst gefunden haben, sondern weil wir von einer ganz besonderen Gabe leben, nämlich der Gabe des neuen Lebens, wie sie an Ostern erfahrbar geworden ist.
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08.04.2012: Pfarrer Dr. Hans-Georg Ulrichs über 1. Sam 2,1-10 + Hd Katechismus 45

Liebe Gemeinde, genießen konnte sie ihr Leben wirklich nicht. Obwohl ihr Mann sie liebte, blieb ihre große Sehnsucht ungestillt: Leben konnte sie nicht weitergeben. Deshalb konnte sie ihr Leben nicht genießen. Andere Frauen bekamen Kinder, sie nicht. Ihre Sorgen beherrschten sie – bis zur Persönlichkeitsveränderung. In ihrer Trauer, die sie beugte und vor Menschen verstummen ließ, stürzte sie sich in die Religion. Nach einiger Irritation traf sie – und das durch einen ordentlich bestallten Religionsfunktionär! – die Verheißung Gottes, die sich bald bewahrheiten sollte: Sie empfing und gebar Leben. Das so sehnsüchtig erhoffte neue Leben trug den Namen „Samuel“, der von Gott Erbetene. Im Rausch des neuen Lebensgenusses vergaß sie dennoch nicht die Quelle des Lebens und brachte nach alter Sitte und nach ihrem Gelübde den Sohn zu Gott in den Tempel.
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06.04.2012: Prof. Dr. Manfred Oeming über Mt 27,24-50 (Hd Katechismus 37-44)

Liebe Brüder und Schwestern, viele Menschen tun sich schwer mit Karfreitag. Es ist so ein Kreuz mit dem Kreuz. Mir ist ein Text des Moslems Navid Kermani aus der Neuen Zürcher Zeitung im Ohr, in welchem er seine Gefühle als Moslem beim Betrachten eines Kruzifixes beschreibt: „Kreuzen gegenüber bin ich prinzipiell negativ eingestellt. Nicht, dass ich die Menschen, die zum Kreuz beten, weniger respektiere als andere betende Menschen. Es ist kein Vorwurf. Es ist eine Absage. Gerade weil ich ernst nehme, was es darstellt, lehne ich das Kreuz rundherum ab. Nebenbei finde ich die Hypostasierung des Schmerzes barbarisch, körperfeindlich, ein Undank gegenüber der Schöpfung, über die wir uns freuen, die wir genießen sollen, auf dass wir den Schöpfer erkennen. Ich kann im Herzen verstehen, warum Judentum und Islam die Kreuzigung ablehnen.“ (NZZ vom 14. März 2009)[1]
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01.04.2012: Pfarrer Dr. Martin Treiber über Jes 50,4-9

Liebe Gemeinde, „ein Mensch, der Antwort gibt, ehe er hört, zeigt seinen Unverstand und wird nicht ernstgenommen.“ (Prv 18,13) So steht es im Buch der Sprüche. Ich finde, das ist eine gute Empfehlung, ein hilfreiches Wort für unser Miteinander.
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25.03.2012: Dr. Christoph Koch über Num 21,4-9

Liebe Gemeinde! „Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht.“ (EG 97) – so haben wir vorhin gesungen. Das Geheimnis, wie aus einem antiken Exekutionsinstrument ein „Baum des Lebens“ geworden ist, dem spüren wir Christen in der Passionszeit nach. Die ersten Christusgläubigen haben Jesu Leiden und Tod am Kreuz und die Erfahrung seiner Auferweckung im Lichte ihrer Bibel gedeutet – der heiligen Schriften Israels, unserem Alten Testament. Auch der heutige Predigttext aus dem 4. Buch Mose gehört zu diesem biblischen Deutungshorizont (vgl. Joh 3,14). Es ist die Geschichte von der ehernen Schlange – wir haben sie als Schriftlesung gehört. Die Geschichte ist eine der Geschichten von der Wüstenwanderung Israels. Grundmenschliche, ja ehrliche Geschichten sind das. Geschichten von den Härten des Lebens und von rettenden Gegenerfahrungen, von Angst und Versagen, von Vergebung und neuem Leben.
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18.03.2012: Prof. Dr. Michael Plathow über Phil 1,15-21

Liebe Gemeinde am Sonntag “Laetare”, d. h. “Freut euch”, hier in der Peterskirche. Wann haben Sie zuletzt einen persönlichen Liebesbrief geschrieben, herzflimmernd und herzbewegend, freudig gestimmt und Freude weckend, liebevoll und Liebe entfachend, begeistert und geistvoll, ein Ich an ein Du? Heute hören wir die Liebeserklärung an eine Gemeinde, an die Gemeinde in Philippi, die dem Apostel Paulus besonders am Herzens lag. “Ich freue mich ... Ich danke ... für eure Gemeinschaft am Evangelium”, schreibt er.
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11.03.2012: Dr. Jantine Nierop über 1 Petr 1,18-21

Was verbindet Silvio Berlusconi, Franz Josef Strauß, Jon Bon Jovi und Angelina Jolie miteinander? Sie alle sagten in einem Interview schon einmal den Satz „Ich bin kein Heiliger“, bzw. „Ich bin keine Heilige“. Was heißt das eigentlich, „heilig“, was ist damit gemeint? Wer wissen möchte, wie heutzutage in Deutschland über Heiligkeit gedacht wird, braucht sich eigentlich nur die Berichterstattung über den Bundespräsidenten anzuschauen. An dem Tag, an dem Christian Wulff als Bundespräsident zurücktrat, sagte ein Politiker: „Wir brauchen keinen Heiligen im Schloss Bellevue, sondern einen, der sich an Recht und Gesetz hält.“ Einige Wochen vorher hatte der Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse schon gesagt: „Man darf von Politikern nicht verlangen, dass sie unfehlbare Menschen, also Heilige sind. Aber man kann und soll von ihnen erwarten, dass sie sich an Regeln und Gesetze halten“.
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26.02.2012: Prof. Dr. Theo Sundermeier über 2 Kor 6,1-10

Das ist faszinierender Text. Es ist ein Text, der mich erdrückt. Er ist eine rhetorische Glanzleistung. Da beginnt der Schreiber mit einer Warnung, ja nicht den richtigen Kairos des Lebens zu verpassen. Er zählt auf, was an Schrecklichem einen Christen erwarten kann. Die eigene Biographie wird dabei vorsichtig in den Hintergrund gestellt und hinter einem beinah anonymen „wir“ versteckt, um sich dann geradezu in einen Rausch von Kontrastbegriffen hineinzusteigern: „Als die Verführer – und doch wahrhaftig; als die Unbekannten und doch bekannt, als die Sterbenden und siehe wir leben,… als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts innehaben und doch alles haben“!
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19.02.2012: Pfarrer Dr. Hans-Georg Ulrichs über Amos 5,21-24

Liebe Gemeinde, in welch närrischen Zeiten leben wir! Die Narren sind los – und das mit gutem Grund. Es ist nämlich wieder einmal an der Zeit. Nicht wahr, Sie werden mir als einem norddeutschen Protestanten gewiss nicht übel nehmen, dass ich mit dem Fasching nicht allzu viel am Hut, quasi an der Narrenkappe habe. Aber ich will mich über dieses Volkstum auch nicht mit moralisch-erregtem Zeigefinger erheben – heute Nachmittag werde auch ich den wirklich schnuckeligen Umzug in Ziegelhausen mitfeiern und das ein oder andere Bonbon lutschen.
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12.02.2012: Prof. Dr. Gerd Theißen über 2 Kor 11,18.23b-33; 12,1-10

„Da viele sich rühmen ..., will ich mich auch rühmen“. So beginnt Paulus. In der Antike gilt: Ruhm und Ehre sind wichtiger als Leben. Manche meinen, wir lebten in einer völlig anderen Kultur. Wir fürchten angeblich den Verlust unserer Selbstachtung mehr als den Verlust der Ehre, fürchten weniger die Scham vor anderen, als wenn wir uns vor uns selbst schämen müssen. Die Antike sei eine Kultur von Ehre und Schande, unsere Welt dagegen eine individualistische Schuldkultur. Was für eine Selbsttäuschung! Vor allem, wenn Vertreter der akademischen Welt solche Theorien propagieren!
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Letzte Änderung: 08.12.2014
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