Predigten Wintersemester 2020/21

14.11.2021: Prof. Dr. Christoph Schnörr: Rede zum Volkstrauertag

Liebe Gemeinde, liebe Universitätsgemeinde, ich möchte die nächsten wenigen Minuten nutzen, um mit Ihnen meine Gedanken zu teilen, die mir bei der Einladung des Rektorats, heute und hier eine kurze Rede zu halten, gekommen sind. Sie betreffen insbesondere die Fragen: Was bedeutet mir das Wort “Trauer” im Zusammenhang mit diesem Volkstrauertag? Und: Welche Verbindungen dieses Gedenktags mit der Gegenwart und mit Blick auf die Gestaltung der Zukunft sind mir wichtig?
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21.02.2021: Hochschulpfarrerin PD Dr. Jantine Nierop über Joh 13,21-30

Liebe Gemeinde, wir schreiben Februar 2021. Diese Wochen geht das Wintersemester zu Ende. Schon zum zweiten Mal fiel ein ganzes Semester Präsenz-Unterricht pandemiebedingt aus und es wurde online gelehrt und gelernt. Geübter vielleicht schon als im letzten Sommersemester und sicherlich weniger improvisiert, aber deswegen nicht weniger einsam. Wir fehlen uns. Was kann ich mehr darüber sagen – und soll ich mehr darüber sagen? Das C-Wort, das jedem auf den Lippen liegt, soll ich es auch hier und jetzt wieder benutzen?
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14.02.2021: Prof. Dr. Rainer Albertz über Jes 58,1-9a

Liebe Gemeinde, die prophetische Stimme aus dem dritten Teil des Jesajabuches, den wir Tritojesaja nennen, ruft laut und eindringlich mitten in einen Fasten- und Klagegottesdienst hinein, der wohl in der frühen nachexilischen Zeit in Jerusalem stattfand. Ja, auch die nachexilische Gemeinde trauerte und klagte zu Gott wie wir. Wohl war der zerstörte Tempel wieder aufgebaut und waren einige Exilierte aus Babylon zurückgekehrt, aber immer noch darbte das Land unter den Kriegsfolgen, trieben die harten Steuerforderungen der Perser Teile der Bevölkerung ins Elend, war die große Heilswende, die der Prophet Deuterojesaja in glühenden Farben verkündet hatte, ausgeblieben. Gott schien fern und unerreichbar zu sein.
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07.02.2021: Dr. Stefan Karcher über Lk 8,4-8

Mit Blick auf das heutige Evangelium, liebe Gemeinde, frage ich mich ein wenig: Bin ich eigentlich Prediger oder Landwirt? Denn das Gleichnis vom Sämann oder vom vierfachen Acker, wie es auch genannt wird, hat eine eigentümliche Note. So bekannt sein Inhalt und seine Auslegung auch sind: Wer ist eigentlich dieser Sämann? Das Gleichnis kommt in allen drei synoptischen Evangelien vor und wird dort auch von Jesus ausgelegt. Nirgends aber erklärt er, wer der Sämann ist. Die Auslegung beginnt immer beim Samen – dem Wort Gottes – und geht über auf die vier unterschiedlichen Ackerfelder. Und immer steht es mit dem Aufruf zusammen, den Acker, also das eigene Herz so vorzubereiten, dass der Same auf den Boden fällt, der reiche Frucht bringt.
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31.01.2021: Prof. Dr. Johannes Ehmann über 2 Petr. 1,16-21

Liebe Gemeinde, wenn Sie aufbrechen, von zu Hause, wie vielleicht erst vorhin, auf dem Weg zum Gottesdienst: schauen Sie dann zurück? Ein prüfender Blick aufs Haus, die Wohnung: ist alles in Ordnung? Der Blick zurück schafft Sicherheit. Als ich ein Kind war, und die Familie fuhr ans Meer, da war es meine Mutter, die sagte: Schaut zurück, das ist der letzte Blick aufs Meer. Und so war es, ein letzter Blick im Urlaub wurde schon der Anfang der Geschichte seiner Erinnerung. Wenn Sie Vertraute von früher treffen, woran knüpft sich das Gespräch: die vielen Blicke zurück an „früher“, an Unwiederbringliches? Vielleicht schon verklärte Vergangenheit?
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24.01.2021: Hochschulpfarrerin PD Dr. Jantine Nierop über Rut 1,1-19a

Liebe Gemeinde, und was sagt jetzt die Kirche? Letzte Woche kritisierte der Theologe Gerhard Wegner, ehemals tätig für die EKD in Hannover, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die gegenwärtige Sprachlosigkeit der Kirchen: „Das Virus macht endgültig deutlich, wie nutzlos die Kirchen mittlerweile geworden sind. Religiös Hilfreiches zur Bewältigung der Krise war von ihnen nicht zu hören. Gleich zur Beginn der Pandemie haben es die Bischöfe auf den Punkt gebracht: Gott habe mit Covid-19 nichts zu tun. Damit schossen sie sich selbst aus allen Debatten zur Bewältigung der Krise raus.“ Schon im März letzten Jahres hatte der Bochumer Theologe Günter Thomas in einem Aufsatz in der Zeitschrift Zeitzeichen provokativ gefragt: „Was sagen und tun wir, was die Bundeskanzlerin nicht auch schon sagt?
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17.01.2021: Prof. Dr. Christoph Strohm über Joh 2,1-11

Liebe Gemeinde, „Und seine Jünger glaubten an ihn.“ Das ist der Zielpunkt dieser unglaublichen Geschichte. Das Thema „glauben“ zieht sich durch das gesamte Johannesevangelium. Am Ende des Evangeliums wird es noch einmal zugespitzt behandelt, in der Geschichte von Thomas, der nicht glauben kann, ohne vorher zu sehen bzw. die Hand in Jesu Wundmale zu legen. Und dann spricht Jesus zu ihm: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ Was bedeutet das: „sie glaubten an ihn“? Schon die Stellung der Erzählung vom Weinwunder innerhalb des Johannesevangeliums gibt eine Antwort.
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10.01.2021: Elisabeth Maikranz über Röm 12,1-8

Liebe Gemeinde, im vergangenen Jahr wurde unser Alltag auf den Kopf gestellt. Viel hat sich verändert, auch die Gottesdienste. Abstand halten, kein Gemeindegesang, Zeitbegrenzung, und Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, damit das Infektionsrisiko so gering wie möglich ist. Zu den Präsenzgottesdiensten sind neue Formen hinzugekommen – sei es ein Gottesdienst am Telefon, online auf zoom oder im Live-Stream auf Youtube. Daneben wurden Gottesdienstliturgien für Zuhause entworfen und zum Mitnehmen an Kirchen aufgehangen. Auf diese Weise erobert der Gottesdienst noch einmal ganz neue Räume, ob beim Sonntagsfrühstück oder auf dem Sofa mit einer Kerze: Der Gottesdienst kommt zu den Menschen, er bricht förmlich ein in die Alltagsräume.
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06.01.2021: Prof. Dr. Michael Plathow über Jes 60,1-6

Liebe Gemeinde, noch im Schein von Weihnachten, am Beginn des neuen Jahres 2021, am Epiphaniasfest, da öffnet diese Verheißung den weiten Horizont der aufgehenden Sonne, den Raum des neuen Jahres, die weltweite Ökumene. Denn „das ewig Licht scheint da herein“ (1 Joh 2, 8b). „Dein Licht kommt“, das aufgehende Licht aus der Höhe für dich. „Mache dich auf, werde Licht. Denn dein Licht kommt“ „Liegt nicht in der Schönheit dieser Verse schon Trost?, fragt „Die Zeit“ vor Weihnachten (Evelyn Finger, Die Zeit vom 17. 12. 2020, 64). „Dein Licht kommt. Mache dich auf, werde Licht“. Liegt in der Schönheit dieser Verse an Epiphanias nicht schon Zuversicht und Hoffnung?, frage ich.
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31.12.2020: Dr. Carolin Ziethe über Ex 13,20-22

Liebe Gemeinde, und so ist das Volk unterwegs. Unterwegs in ein neues Leben, in eine ungewisse Zukunft. Und immer mit dabei die Wolken- und Feuersäule – „damit sie Tag und Nacht wandern konnten.“ Zum Ausruhen ist keine Zeit. So mancher wäre sicher gerne schon am Ziel angekommen. Doch es gilt weiterzuziehen. Die Zeit verschwimmt im ständigen Vorwärts der Wanderung. Zwar bleiben Tag und Nacht weiterhin erkennbar, doch macht es letztlich keinen Unterschied. Auch die Nacht ist nicht zum Ausruhen. Das Gebot der Stunde lautet: Weiter! Immer weiter. Heute ist Silvester – der Abend im Jahr, an dem die meisten Menschen die Grenze zwischen Tag und Nacht verschwimmen lassen, lange aufbleiben, das neue Jahr mit einem hellen und bunten Lichtermeer aus Raketen und Böllern begrüßen. Die Zäsur, die durch den Jahreswechsel gesetzt wird, ist dabei kaum spürbar – ein Augenblick. Und was ändert sich schon groß zwischen heute und morgen?
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24.12.2020: Prof. Dr. Jan Christian Gertz über Lk 2,1-20 (Christvesper)

Liebe Gemeinde an diesem Heiligen Abend! Eine schwierige und besondere Zeit, so klingt es oft in diesem Jahr, die Durchsage hallt auf dem Bahnsteig, selbst im Supermarkt, bei Veranstaltungen kommt der Hinweis gleich nach der Begrüßung, ein Platzhalter für das Virus und alles, was mit ihm einhergeht. Eine Zeit in der eine unsichtbare und doch höchst reale Gefahr unsere Selbstverständlichkeiten durcheinanderwirbelt, alltags, sonntags und feiertags. Eine Zeit mit virtuellen Ersatzformen für alles, was leibhaftige Begegnung und Nähe verlangt. Eine Zeit in der in dieser Kirche und andernorts wohl zum ersten Mal seit Jahrhunderten kein Ostergottesdienst stattgefunden hat.
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20.12.2020: Prof. Dr. Martin-Christian Mautner über Gen 18,1-2.9-15

Liebe Gemeinde, eine Geschichte von Glaube und Unglaube haben wir gehört, eine Geschichte von Vertrauen und Zweifel... Sara und Abraham sind beide betagt. Sie sind ernüchtert durch die Jahre und ihre Lebenserfahrung. Ihre Hoffnungen, ihre Wünsche und Sehnsüchte haben sich mit der Zeit auf ein realistisches Maß reduziert. Dabei gehören sie durchaus nicht zu denen, die immer schon meinten: Wer Visionen hat, muss einen Arzt aufsuchen... Nein, vielmehr waren sie mehr als ein Mal bereit gewesen für das Wagnis des Vertrauens gegen allen Augenschein. Schließlich brachen sie um die Mitte ihres Lebens auf aus durchaus gesicherten Verhältnissen. Sie verließen ihre Heimatstadt, brachen auf aus der Sesshaftigkeit mit all ihren Annehmlichkeiten – und tauschten sie sehr bewusst mit einer nomadischen Existenz. Das Experiment war durchaus erfolgreich – sie konnten ihre Herden mehren, sie sahen viel von der Welt, erlebten viel, lernten fremde Länder und Menschen kennen, schlossen neue Bekanntschaften, fanden neue Freunde... Nun aber blicken sie immer öfter zurück.
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13.12.2020: Salome Lang über Lk 1,67-79

Am 7. November dieses Jahres adressiert Kamala Harris als neu gewählte Vizepräsidentin der USA erstmals ihr Land. Ihr Auftritt steht im Zeichen der Wertschätzung gegenüber ihren Vorläuferinnen, wenn sie sagt: „Ich denke an die Generationen von Frauen – schwarze, Latinas, weiße, indigene, asiatisch-amerikanische Frauen – die über die Geschichte unserer Nation hinweg den Weg für diesen Moment geebnet haben. Frauen, die so viel gekämpft und geopfert haben für Gleichberechtigung und Freiheit und Gerechtigkeit für alle.“ Als erste Frau und erste Schwarze Person in diesem Amt ist ihr bewusst, welche essenzielle Bedeutung Wegbereiterinnen haben.
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06.12.2020: Pfarrerin Dr. Kathrin König über Jak 5,7-9

„Dieser Winter verlangt uns einiges an Geduld ab.“ sagt die Frau am Fenster. Sie schiebt einen Papierstreifen durch eine Papierschlaufe. „Ich sehne mich so sehr danach: wieder zusammenkommen. Sich gedankenlos in den Arm nehmen. Etwas fester drücken als sonst. Hier am Tisch zusammen sitzen. Lachen. Tee trinken. Erzählen.“ Sie faltet eine Ecke in den Papierstreifen, und noch eine und noch eine. Ein Stern entsteht in ihren Händen. „Und was machst du jetzt?“ fragt eine Stimme durch das Telefon. „Ich übe mich in Geduld!“ sagt sie. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Sie legt den Stern in ein offenes Päckchen.
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29.11.2020: Prof. Dr. Angela Rinn über Sach 9,9-10

Liebe Gemeinde am 1. Advent, er reitet uns auf einem Esel entgegen, der Friedenskönig. Dem Propheten ist es ganz wichtig, dass es ein reinrassiger Esel ist, kein Pferd, kein Maultier, vielmehr ein echter Eselhengst, der Sohn einer Eselin. Kein einziges Chromosom hat dieser Esel gemeinsam mit einem Streitross, dem Pferd, das als Kriegstier für den Krieg gezüchtet wurde. Dieser Esel, auf dem der König reitet, ist durch und durch, ganz leibhaftig, ein Träger des Friedens. Ein Friedenstier. Und es trägt für uns den Friedenskönig.
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22.11.2020: Dr. Christine Wenona Hoffmann über Offb. 21,1-7

Großvater wollte gar nicht, dass überhaupt jemand kommt. Jetzt sind sie alle da. Jahrelang konnten sie nicht miteinander reden. Zu groß die Verletzungen, der Schmerz. Sie waren aus der Stadt ausgezogen. Weg von der Enge, der Nähe, dem Staub. Sie haben sich vereinzelt in den Bergen, am Meer, dort, wo sie dachten in Ruhe zu sein. Sie sind mit ihrem vollen Leben raus-gezogen. Nun sind sie alle wieder hier. Sie sitzen gemeinsam am Tisch. Der Tod hat eine neue Gemeinschaft geschaffen. Er hat dafür gesorgt, dass sie wieder zueinander finden, dass sie neu anfangen. Dass sie da sind. Dass sie zusammen sind. Dass sie zurückkommen in die Stadt.
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15.11.2020: Prof. Dr. med. Harald Klüter zum Volkstrauertag 2020

Der Volkstrauertag ist ein stiller Gedenk- und Trauertag. Wir denken heute im ganzen Land an die Opfer von Gewaltherr­schaft, an die Opfer der Kriege, an die Kinder, Frauen und Männer, die durch staatliche Willkür als Gefangene, Vertrie­bene oder Flüchtlinge ihr Leben verloren und an das Leid, das unzähligen Menschen dadurch widerfahren ist. In diesem Jahr wird uns die Stille dieses Tages besonde­rs bewusst. Denn in­mitten einer weltweiten Pandemie scheint unser persönliches Koordinatensystem durch­einander geraten zu sein. Wir verspüren eine deutliche Unsicherheit wo sonst, in­mitten eines lauten und bewegten Alltags, wenig Raum für Be­sinnlichkeit, für Reflektion bleibt.
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08.11.2020: Universitätsprediger Prof. Dr. Helmut Schwier über Röm 8,18-25

Liebe Gemeinde, diese festliche und fröhliche Musik von Händel schmeichelt unseren Ohren, lockt uns in die Weite, lässt das Gotteslob erklingen – ein Highlight, ein biblisch-musikalisches Hochdruckgebiet: wundervoll, klar, sonnig, zum Durchatmen und Entspannen! Mehr als angemessen für die Semestereröffnung! Gleichzeitig ist es ein Gegenprogramm zu unserem derzeitigen gesellschaftlich-menschlichen Tiefdruckgebiet: Lockdown, Vereinzelung, November-Blues, Begegnungen auf Distanz, Kommunikation und Unterricht per Bildschirm. Was ist wahr? Was lasse ich für mich gelten? Das Hochdruck- oder das Tiefdruckgebiet?
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Letzte Änderung: 16.10.2019
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