Predigten Wintersemester 2019/20

02.02.2020: Dekan Prof. Dr. Matthias Konradt über Offb 1,9-18

Liebe Gemeinde, der heutige Predigttext stammt aus einer Schrift, die wohl wie keine andere des Neuen Testaments bei der Lektüre einen ambivalenten Eindruck hinterlässt – jedenfalls geht mir das so. Auf der einen Seite bietet die Offenbarung des Johannes eine ausdrucksstarke Bildersprache, die in Kunst und Literatur tiefe Spuren hinterlassen hat: das geschlachtete Lamm mit seinen sieben Augen und sieben Hörnern, Zeichen der Ohnmacht und der Macht miteinander verbindend; die vier apokalyptischen Reiter; der Drache aus dem Meer; die Hure Babylon; dazu ein faszinierendes Spiel mit alttestamentlichen Texten und Motiven und schließlich ein tröstendes Finale: die neue Welt; die wunderbare Vision des neuen Jerusalems; keine Tränen mehr.
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26.01.2020: Prof. Dr. Peter Lampe über Apg 10,21-35

Ich lese den Predigttext aus Apostelgeschichte 10. Ein wunderlicher Text. Petrus weilt zu Gast in einem Haus am Strand des heutigen Tel Aviv, in Jaffa/Joppe, während ein römischer Centurio zwei Tagesmärsche weiter nördlich am Meer, in der Hafenstadt Cäsarea, in einer Vision einer Engelsgestalt begegnet, die ihm aufträgt, diesen Simon Petrus herbeizuholen. Es liegt kein besonderer Grund vor. Allein der Kontakt zwischen dem nach jüdischer Lebensweise lebenden Petrus und dem Hauptmann soll hergestellt werden, einem heidnischen Hauptmann, der freilich mit dem jüdischen Monotheismus sympathisiert, sich an eine Synagoge hält und Geld für Bedürftige spendet.
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19.01.2020: Hochschulpfarrerin PD Dr. Jantine Nierop über Jer 14,1-9

Hier spricht jemand, der sehr gut beobachten kann und der sich nicht scheut, seine schonungslose Wahrnehmung mit anderen zu teilen. Schonungslos, ja, denn hier wird nichts beschönigt. Das ganze Elend wird in vollem Umfang beschrieben. Hören Sie die erste Hälfte des heutigen Predigttextes, Jeremia 14:
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12.01.2020: Prof. Dr. Ingrid Schoberth über Mt 3,13-17

Unser Predigttext heute führt uns in eine Szene hinein, die irgendwie doch im Gedächtnis ist und in besonderer Weise die Geschichte von Jesus Christus bestimmt. Und – ihr haftet etwas Eigenartiges an. In der Vorbereitung bin ich auf eine Predigt von Eberhard Jüngel gestoßen, die ich vor Jahren schon mal gelesen hatte, und sie bringt es auf den Punkt. Auch wenn wir uns im Predigen immer darum mühen, dass die Predigt für sie, liebe Hörer, geschrieben ist, so stellen Jüngels Aussagen zunächst folgendes klar und geben eine Stimmung wieder, die in ganz eigener Weise an dem Vorbeigehen, was eine Predigt letztlich sein soll. Hören sie selbst.
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05.01.2020: Julia Nigmann über Jes 61,1-4.9-11

Glück kommt selten allein…, so der Titel eines Buches von Eckart von Hirschhausen, liebe Gemeinde. Eckart von Hirschhausen, seines Zeichens Arzt, Komiker, Moderator, Wissenschaftsjournalist und Kolumnist für diverse Magazine und Zeitungen, aber auch Reformationsbotschafter und Pfarrersenkelsohn. Glück kommt selten allein… ist ein echter Bestseller. Wochenlang stand das Buch auf Platz 1 der Spiegelsachbuchliste. Sein Geheimnis: Von Hirschhausen bietet wissenschaftlich fundiertes Wissen in einfacher Sprache, gespickt mit Humor und vielen Witzen und eigenen Geschichten und Anekdoten. Das hilft beim Verstehen, denn schließlich gilt - so behauptet der Neurowissenschaftler Manfred Spitzer: Das Gehirn liebt Geschichten mehr als Fakten.
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24.12.2019: Prof. Dr. Manfred Oeming über Ez 34, 24-28

Liebe Gemeinde, Weihnachten ist ein Fest der Freude. Und ich möchte Ihnen allen mit dieser Predigt Freude ins Herz bringen oder ihre Freude zumindest ein wenig verstärken. Aber manchmal frage ich mich angesichts der Nachrichten aus aller Welt, besonders aus den überfüllten Flüchtlingslagern und von den grausamen Kriegsschauplätzen, angesichts der Klimakatastrophe und der Umweltverschmutzung: Kann man sich eigentlich noch richtig freuen? Worüber dürfen wir uns heute Abend eigentlich noch freuen? Ich denke, man muss sich schon bewusst auf die Suche danach machen, was genau denn der Grund legitimer Freude ist. Um diese Entdeckung zu bewerkstelligen, will ich heute einen etwas ungewohnten Weg gehen: Es ist es gut und hilfreich, das Vertraute mit dem weniger Vertrauten zu vergleichen, um so zu einem tieferen Verständnis der alt bewährten Traditionen zu gelangen.
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22.12.2019: Prof. Dr. Johannes Ehmann über 2 Kor 1,18-22

Liebe Gemeinde, wir sind wohl wenig disponiert, so nah an Weihnachten, uns mit Konflikten in der Gemeinde zu befassen. Ja bzw. Nein! Wir sind spätestens an diesem 4. Advent nicht mehr auf Konflikt gebürstet und wollen einfach unsere Ruhe. Wir wollen ausgepumpt nur noch das, was man uns seit drei Wochen eingesäuselt hat: den Advent, die Vorweihnachtszeit als Zeit der Ruhe und Besinnung. Zumindest meine Erfahrung ist: Die Vorweihnachtszeit polarisiert immer mehr, treibt Menschen in Konflikte, reißt sie auseinander – sogar in Sachen Weihnachtsmarkt Heidelberg die Anhänger der Weihnachtspyramide gegen die Fans des Perkeofasses.
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15.12.2019: Rektor Prof. Dr. Martin Mautner über Lk 3,1-20

Liebe Gemeinde. Lang ist es her, wohl 50 Jahre. Es gehört zu den Erinnerungen meiner Kinderzeit. Da besuchten meine Eltern mit mir ab und an eine Tante. Auch wenn Sie jetzt das Gegenteil annehmen: Ich freute mich auf diese Besuche stets unbändig, obwohl es sich 'nur' um Kaffeetrinken mit Erwachsenengesprächen handelte.. Doch besaß die Tante einen großen Schatz, der mir zur Verfügung stand, während sich die Andern unterhielten. Dieser Schatz war eine Bibel – ehrfurchtgebietend mit Ledereinband, Goldschnitt und einer seltsamen und schwer zu lesenden Schrift. Das Beste an diesem Buch waren aber die Bilder – Illustrationen der jeweiligen Geschichten, die darin zu lesen waren. Stundenlang durfte ich mir diesen Schatz besehen – und war damit bestens beschäftigt.
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08.12.2019: Hochschulpfarrerin PD Dr. Jantine Nierop über Lk 21,25-33

Liebe Gemeinde, viele werden die Adventszeit eine Zeit der Nähe nennen, ich spreche heute von einer Zeit des Nahens. Ich erzähle dazu ein Gleichnis, eigentlich sind es vier. Es gibt eine Predigttheorie, die sagt: Prediger*innen sollen wie Jesus Gleichnisse erzählen. Dazu gibt es Gegenstimmen, die sagen: Nein, Prediger*innen sollen nicht wie Jesus, sondern von Jesus erzählen. Das finde ich auch – aber heute brauche ich ein Gleichnis, um von Jesus zu erzählen. Mein Gleichnis ist nicht so gut, wie die Originale. Ich stelle es deswegen nur sehr bescheiden in den Raum. Seht euch die zwei brennenden Kerzen am Adventskranz an: Wenn sie jetzt brennen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass Weihnachten schon nahe ist.
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01.12.2019: Prof. Dr. Helmut Schwier zum ersten Advent

Liebe Gemeinde, Advent ist eine Zeit mit vielen Traditionen und Bräuchen. In der Familie, in der Stadt, in der Kirche. In Familien werden Adventskränze vorbereitet, manchmal selbst gebunden und geschmückt. Vor allem kleinere Kinder freuen sich auf das Plätzchenbacken bei der Oma – die hat auch mehr Geduld als die vorweihnachtlich schon leicht gestressten Eltern. Der Weihnachtsmarkt in der Stadt lädt ein zum Bummeln und Verweilen. In diesem Jahr ermahnt uns der trinkfeste Perkeo, der zur Zeit mindestens so hoch steht wie die Kanzel der Heiliggeistkirche, zu vorweihnachtlicher Lebensfreude. Ich bin eigentlich nicht so der Glühweinfan, erinnere mich aber gern an manche fröhlichen und nachdenklichen Gespräche auf dem Heidelberger Weihnachtsmarkt, oft als spontaner Seminarausklang.
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24.11.2019: Elisabeth Maikranz über Mt 25,1-13

Liebe Gemeinde, die Tür fällt ins Schloss. Alles ist wieder Dunkel. Der Lichtschein, der eben noch durch die halb geöffnete Tür fiel, ist ausgesperrt. Mit einem unmerklichen Kopfschütteln hatte sie alles gesagt. Es ist vorbei. Er kommt zu spät. Jetzt steht er im Dunkeln. Rabenschwarz ist die Nacht. Nicht nur die. Keine Hoffnung. Dunkel ist es, innen und außen. Zu spät zu kommen, kann ganz schön weh tun. Manchmal verpasse ich nicht nur der Zug oder den Bus. Oder komme zu spät zu einem Termin. Manchmal sind Lebenschancen vertan. In manchen Momenten kommt es einfach darauf an, bereit zu sein und da zu sein. Wenn ein Mensch stirbt, dann tut Zuspätkommen besonders weh. Es ist wichtig, sich verabschieden zu können, zu klären, was zwischen Menschen steht. Mehrere Jahre hat meine Familie meinen bettlägrigen Großvater bei uns zu Hause gepflegt. Oft bin ich wieder nach Heidelberg gefahren und vermutete, dass ich ihn zum letzten Mal gesehen habe.
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18.11.2019: Prof. Dr. Aurel Croissant: Ansprache zum Volkstrauertag 2019

Auch in diesem Jahr sind wir zusammengekommen, um den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft unter den Angehörigen der Universität zu gedenken. Der Volkstrauertag ist ein staatlicher, kein kirchlicher Gedenktag. 1922 fand die erste offizielle Feier im Deutschen Reichstag zu Berlin statt. Die Nationalsozialisten bestimmten den Volkstrauertag zum Staatsfeiertag und benannten ihn um in „Heldengedenktag“. Nicht Trauer, Erinnerung und Versöhnung standen nun im Mittelpunkt, sondern „Heldentum“, „Opfer“ und „Kampfbereitschaft“.
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17.11.2019: Prof. Dr. Martin Hailer über Hiob 14,1-6.13.15-17

Liebe Gemeinde, Sieh mich an! Sieh! mich! an! Das ist leicht gesagt, und es ist zugleich schwer getan. Sie kennen das vielleicht, wenn Sie Eltern eines kleinen Kindes sind, und auch dann, wenn Ihr Nachwuchs mittlerweile größer ist. Der Junior von zwei oder drei Jahren hat etwas ausgefressen, Vater oder Mutter stellen ihn zur Rede. Und eben nicht nur zur Rede: Sieh mich an!, heißt in einer solchen Szene doch: Komm jetzt in den Kontakt mit mir. Auch wenn Du das jetzt am liebsten vermeiden würdest, Du Schlingel. Von Antlitz zu Antlitz. Das Aufeinandertreffen zweier Augenpaare ist ein Moment der Wahrheit und der Begegnung. Mutter und aufsässiges Kleinkind. Oder der Blick ins geliebte Angesicht der Partnerin, des Partners, in das man versinken möchte. Oder, oder. Das unverhüllte Angesicht. Nackt und bloß, auch wenn der Körper bekleidet ist. So einfach ist es freilich nicht mit dem unverhüllten Angesicht.
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10.11.2019: Prof. Dr. Winrich Löhr über Lk 6,27-38

Liebe Universitätsgemeinde, der Predigttext für diesen Sonntag formuliert, was viele Menschen, seien sie nun Christen oder nicht, für das Herzstück der christlichen Ethik halten. Manche Christen meinen gar, dass es das Gebot der Feindesliebe, um das es hier geht, nur im Christentum gebe, ja, dass es das ausmache, was das Christentum von anderen Religionen und Philosophien unterscheide. Und manche dezidierten Nichtchristen akzeptieren diese Behauptung, nicht ohne allerdings gleich darauf hinzuweisen, dass hier eine ganz unmögliche ethische Forderung erhoben würde, der dann auch die meisten Christen in keiner Weise gerecht werden.
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03.11.2019: Prof. Dr. Jan Christian Gertz über Ps 46

Von diesem Psalm, liebe Gemeinde, hat das von uns eben gesungene „Ein‘ feste Burg“ seinen Ausgang genommen. Es ist das Reformationslied schlechthin. Als ich vor vielen Jahren am Rande der norddeutschen Tiefebene mein Gemeindepraktikum absolvierte, bestand nicht nur der Männerkreis darauf, dass dieses Liebe am Reformationstag im Stehen gesungen wurde. Es ist ein Lied, das wie kaum ein zweites für die dunklen und hellen Seiten einer kraftvollen, biblisch geprägten Sprache, die ambivalenten Wirkfolgen der Reformation, mithin dem schwierigen Umgang mit unserer eigenen religiösen Tradition steht. Seine Kernaussage ist der Grundstock reformatorischer Frömmigkeit. In schwerster Anfechtung ist Gott die alleinige Hilfe für uns ohnmächtigen Menschenkinder.
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27.10.2019: Hochschulpfarrerin PD Dr. Jantine Nierop über Joh 5,1-16

Liebe Gemeinde, wunderschön ist es, mit so vielen Menschen an einem so schönen Ort versammelt zu sein, unter uns Menschen aus vielen verschiedenen Gemeinden, Christen, und unter uns – wie ich weiß – auch einige Nicht-Christen. Gerade heute am Tag, wo ich als Pfarrerin ein Teil der Heidelberger Universitätsgemeinde und der ESG werde, frage ich mich: Wie wollen wir als Christen Gemeinde sein? Und ich freue mich, dass gerade der heutige Predigttext so tiefe Einblicke vermittelt in die Sache - und das Geheimnis des Christ-Seins, christlicher Gemeinschaft ganz in den Mittelpunkt stellt.
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20.10.2019: Vizepräsident Dr. Thies Gundlach über Jak 2,14-26

Liebe Gemeinde, ich bin ja lange raus aus dem Studium, deswegen: den Brief muss man erst einmal wiederfinden im NT! Irgendwo hinten, eingeklemmt zwischen dem großen theologischen Entwürfen Hebräerbrief und Johannesapokalypse findet er sich, von Martin Luther bekanntlich als „stroherne Epistel“ dahin verbannt. Auch theologisch: Jakobus ging dem großen Reformator auf die Nerven, sagte er doch im Kern exakt das Gegenteil von dem, was ihm wichtig war. Heute allerdings dürfte es anders sein: „Deutschland sucht den Superbrief“, ich würde wetten, Jakobus gewinnt weit vor dem komplizierten Apostel Paulus und den etwas bieder wirkenden Pastoralbriefen. Im Blick auf unsere heutige Frömmigkeit und ihr Selbstverständnis müsste der Jakobusbrief ganz nach vorn vor alle Paulusbriefe. Glaube ohne Werke, das geht doch wahrlich nicht. Der Mainstream ist ganz bei Jakobus. Darum: Finden Sie den Fehler:
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Letzte Änderung: 16.10.2019
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