Predigten Sommersemesterferien 2017

15.10.2017: Elisabeth Maikranz und Prof. Dr. Helmut Schwier über 1 Kor 13,8-13

Liebe Tauffamilie, liebe Gemeinde, gerade haben wir Gottes gnadenvolles Wirken in seiner Schöpfung besungen. Wie tragend diese alten Worte von Paul Gerhard immer noch sind! Sie schildern eine Glaubenserkenntnis, die mich auch heute noch anspricht. Alles Gute kommt von Gott, der durch alle Zeiten und Unwetter hindurch seine Schöpfung bewahrt. Wenn wir uns noch einmal an die Fragen aus den Strophen 3 bis 6 erinnern, so verweisen sie auf eine umfassende Erkenntnis: Von Gott kommt alles, ja wirklich alles, und ich weiß das, weil ich ihn in seinem Wirken erkannt habe.
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08.10.2017: Prof. Dr. Johannes Ehmann über Röm 10,9-18

Liebe Gemeinde, Noch stehen wir am Anfang des Oktobers. Und doch hat es den Anschein, als rüste sich das Kirchenjahr schon drei Wochen vor dem großen Reformationsjubel zum Finale. Jedenfalls wird es heute schon ganz heftig reformatorisch. Nicht nur, dass wir uns im Römerbrief bewegen, in dem der Apostel Paulus so schön zeigt, wie er mit Luther „übereinstimmt“, sondern wir werden hineingenommen, ja hineingerissen in das Verständnis evangelischen Predigens. Und wenn die praktisch-theologische Lehre vom Predigen einen Text braucht, den sie quasi mit jeder Predigt im Hintergrund immer MITpredigt – dann ist es das heutige Predigtwort aus dem 10. Kapitel des Römerbriefes.
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24.09.2017: PD Dr. Christoph Koch über Lk 17,5-6

Liebe Gemeinde, dass der Glaube Berge versetzen kann, ist uns als feste Redewendung vertraut (vgl. Mt 21,21; Mk 11,23). Im Predigttext gebraucht Jesus noch ein anderes Bild: Nämlich dass der Glaube die Kraft hat, einen Maulbeerbaum zu entwurzeln und ins Meer zu verpflanzen. Einen Berg versetzen, einen Maulbeerbaum ins Meer verpflanzen – eigentlich absurde Vorstellungen. Das klingt nach einem sinnlosen Schauwunder. Wem sollte das etwas bringen? Davon wird kein Hungriger satt, kein Kranker geheilt, kein Toter wieder lebendig. Eine reine Machtdemonstration, könnte man meinen. Und mir wird bange, wenn ich mir das ausmale: Dass Berge durch Glauben versetzt und Bäume ins Meer verpflanzt würden. Reicht es nicht, dass die Natur oft genug von selbst verrücktspielt, wie diese Tage in Mexiko.
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17.09.2017: Dr. Friederike Schücking-Jungblut über 1 Thess 5,14-24

Für Gerechtigkeit sorgen. Arbeitsplätze sichern. In erneuerbare Energien investieren. Europa zusammenführen. Kinderarmut abschaffen. Gesundheitsversorgung sicherstellen. Forschung fördern. Mieterhöhungen stoppen. Chancen des Freihandels nutzen. Sicherheit der Bürger verbessern. Bürokratie abbauen. Ehe und Familie stärken. Klimaschutz voranbringen. Vierzehn Sätze aus den Wahlprogrammen der Parteien zur Bundestagswahl nächsten Sonntag. Manche klar zuzuordnen, andere so allgemein, dass sie in beinahe jedem Programm stehen könnten. Sie changieren zwischen Absichtserklärung und Aufforderung. Alle könnten mit einem Ausrufezeichen enden oder mit einem „wir wollen“ anfangen. Das ist geschickt, denn es zeigt, dass wir als wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger zwei Möglichkeiten haben, uns um das zu bemühen, was uns wichtig ist: Bei der Wahl denjenigen unsere Stimme geben, die das am besten vertreten, und uns selbst Tag für Tag nach unseren Möglichkeiten dafür einsetzen. Beides ergänzt einander. Unser heutiger Predigttext ist grammatikalisch zunächst eindeutiger. Er steht im Imperativ.
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10.09.2017: PD Dr. Doris Hiller über Gen 4,1-16

Liebe Gemeinde, am Anfang unserer Bibel stehen Denkmalgeschichten. Wie Monumente der Gottesgeschichte stehen sie da. Schöpfung und Fall. Adam und Eva. Noah und seine Arche. Ein Regenbogen. Ein Turm, so groß, dass es einem Sprache und Sinne verwirrt. Und auch das: noch ganz am Anfang des Skulpturen­parks: Kain und Abel. Vom einen ein verwilderter Grabstein, vom anderen ein denkmalgeschütztes Zeichen auf der Stirn. Denkmalgeschichten, Monumente der Gottes- und der Menschheits­geschichte, heute zur Betrachtung geöffnet. Pfade führen in die Vergangenheit, machen Spuren der Gegenwart sichtbar und fordern auf: Denk mal über die Zukunft nach. Alles können wir heute nicht besichtigen am Tag des offenen Denkmals.
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03.09.2017: Prof. Dr. Martin-Christian Mautner über Mk 7,31-37

Liebe Gemeinde. „Ich kann es manchmal nicht mehr hören. Ich weiß gar nicht mehr, was ich noch alles aufnehmen, verarbeiten und bedenken soll. Oft genug fällt mir auch gar nicht ein, was ich noch sagen sollte zu dem Vielen, das da pausenlos auf mich zukommt.“ So äußerte sich neulich jemand in einem Gespräch. Und es handelte sich dabei keineswegs um eine Person, die ich für labil oder wenig belastbar halte – im Gegenteil: Sie ist mittleren Alters, steht mitten im Leben, ist wach und interessiert und macht den Eindruck, als ob sie mit sich und der Welt ganz gut zurecht käme. Und doch sorgt sie sich, dass so Vieles – zu Vieles – auf sie einbrandet. Ja, sie gebrauchte in dem Gespräch auch dieses Bild von der Meeresbrandung, die sich an einem Felsen, an ihr, bricht... Und sie fügte hinzu: „So vieles hören wir und sehen wir. So vielem sind wir ausgesetzt. Wir sind gleichsam pausenlos online.“
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27.08.2017: Prof. Dr. Michael Plathow über Eph 2,4-10

Authentisch sprechen und leben - ein Sehnsuchtswort in Gesellschaft und Kirche heute: authentisch, glaubwürdig, überzeugend, weil unabhängig von Inzenierung und Performanz Reden und Leben sich entsprechen. Das bedeutet in Gemeinde und Kirche, also bei uns, dass Glaube gelebt wird, unser Christsein und Christwerden sich glaubwürdig zeigt - gewiss verbunden mit dem christlichen Realismus, der um das Fragmentarische von menschlichem Wollen und Tun weiß sowie um die Klage, nicht bloße Betroffenheit, angesichts all des Leids und des Unrechts um uns, und auch weiß um das Danken und die Dankbarkeit für “gutes Leben” und verantwortliches Handeln.
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20.08.2017: Prof. Dr. Rainer Albertz über Ex 19,1-8

Liebe Universitätsgemeinde, Gott sucht Gemeinschaft mit uns und hat Großes mit uns vor. Wir haben aus dem 1. Petrusbrief gehört, dass er uns durch Christus zu einem auserwählten Geschlecht gemacht hat; er hat uns in ein königliches Priestertum erhoben, zu einem heiligen Volk geadelt und uns zu seinem Eigentum bestimmt, damit wir uns und anderen seine Wohltaten verkündigen und so sein Volk seien. Wir alle, die wir zur christlichen Gemeinde gehören, nicht etwa nur die Pfarrer und Theologen, werden von Gott auf diese Weise mit einer hohen Würde ausgezeichnet (2,9–10). Die reformatorische Idee und Vision vom allgemeinen Priestertum aller Gläubigen geht auf diese religiöse Ermächtigung Gottes zurück, die der 1. Petrusbrief ausspricht.
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13.08.2017: Anna-Maria Semper über Mt 7,24-27

Liebe Gemeinde, ein Haus zu bauen ist ein Langzeitprojekt. Das beginnt man nicht mal eben einfach so, aus einer Laune heraus, das will gut überlegt sein. Träumereien gehören natürlich dazu - gerade in der Planungsphase - aber auch eine ordentliche Portion Realismus. So vieles muss bedacht werden - immerhin soll das Haus ja lange halten. Vermessungen werden gemacht, Bodenproben genommen, Berechnungen angestellt, Baupläne gezeichnet. Wer unter ihnen schon selbst einmal ein Haus gebaut hat, der weiß, von welchen Unwägbarkeiten man trotz allen Planens dabei bisweilen überrascht wird.
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06.08.2017: Prof. Dr. Jörg Neijenhuis über Jes 2,1-5

Liebe Gemeinde! Jesaja hat eine Vision, er sieht in eine noch ferne Zukunft. Diese Vision ist offenbar noch nicht in Erfüllung gegangen: Denn der Berg, auf dem das Haus des Herrn, der Tempel zu Jerusalem steht, soll erhoben sein über alle Hügel. Und alle Nationen und Völker strömen dorthin. Wir brauchen uns die weiteren Aussagen der Vision gar nicht mehr vergegenwärtigen, denn schon jetzt stutzt man: Nach Jerusalem mögen heute Menschen aus vielen Nationen und Völkern strömen, aber die meisten sind wohl als Touristen unterwegs. Das Ziel ihrer Reise ist wohl kaum – wie Jesaja prophezeit –, sich von Gott in seinen Wegen unterweisen zu lassen und auf seinen Pfaden zu gehen.
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30.07.2017: Hochschulpfarrer Dr. Hans-Georg Ulrichs über Apg 4,32-35

Liebe Gemeinde, was zusammengehört, wächst auch zusammen. Dass Menschen zusammengehören, wissen und wollen sie in aller Regel selbst und das ist auch von außen erkennbar. Es gibt Gemeinsamkeiten, gegebene und dann auch gestaltete und gepflegte Eigentümlichkeiten. Vor dreiundzwanzig Jahren heirateten meine Frau und ich: Wir feierten Gottesdienst, hörten das Wort Gottes und gingen zum Abendmahl, wir wurden gesegnet, steckten uns Ringe an – als „Zeichen der Treue“, wie es zumeist heißt – , wir bekamen einen gemeinsamen Familiennamen und hatten nach Auflösung des früheren Kassenbuches seitdem nur noch ein einziges gemeinsames Girokonto.
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Letzte Änderung: 17.07.2017
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