Predigten Sommersemesterferien 2015

04.10.2015: Hochschulpfarrer Dr. Hans-Georg Ulrichs über 1. Tim. 4,4+5

Liebe Gemeinde, eine Extra-Zeit ist er, der Urlaub, von dessen Erfahrungen man noch monatelang zehrt, auch wenn man – jedenfalls ich – weder die Farben noch die Wärme durch den Winter mitnehmen kann. Eine Extra-Zeit ist er, irgendwie zusätzlich geschenkt, aber auch extra im Sinne von „außerhalb“, nämlich außerhalb meiner alltäglichen Erfahrungen. Im Urlaub streife ich täglich durch den großen Garten, auf dem der gemietete Rustico steht, und pflücke mir Weintrauben, Pflaumen und mehr einfach von Bäumen und Sträuchern, ich stecke mir die Früchte in den Mund, nein, ich lege sie mir vielmehr auf die Zunge – ich esse nicht nur, ich darf genießen. Und bin dankbar. Im Einklang mit dem Leben leben. Das tut gut. So ist der Urlaub, die Extra-Zeit südlich der Alpen.
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27.09.2015: Anna-Maria Semper über Mk 9,14-29

HIER IST DIE WELT NOCH IN ORDNUNG! Vor fast drei Wochen war ich für eine Tagung auf einer kleinen Chiemseeinsel. Klarer Himmel, blaues Wasser, Segelboote, wohin man schaute. Sorglose Tagesausflügler, die sich im „Klosterwirt“, der Inselgaststätte, von Kellnerinnen im Dirndl Kaffee und Kuchen oder wahlweise Knödel und Schweinshaxe servieren ließen. Für mich: Ein anregendes Tagungsprogramm, sympatische Teilnehmer, und – das hatte ich bewusst so für mich eingerichtet – kein Computer oder sonstiges internetfähiges Gerät in Reichweite, das mich der Idylle dieses Ortes entziehen würde. Eine Woche lang. Dann wurde es mir so langsam doch etwas zu eng auf dem Inselchen, Knödel konnte ich auch nicht mehr sehen und überhaupt, dachte ich am Ende der Tagung, wäre es mal wieder Zeit, diese doch etwas künstliche heile Welt wieder zu verlassen und in die Realität zurückzukehren.
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13.09.2015: Ann-Kathrin Knittel über Gen 2, 4b-8.15.18-25

Liebe Gemeinde, Sie sitzen im Schatten der Bäume. Eine milde Brise weht durch die Haare, die Luft ist warm, die Vögel singen in den Bäumen. Die Bürokleidung wurde eingetauscht gegen den Gärtnerhut, das viel zu weite Hemd und die Jogginghose. Kein Make-Up, sondern eine Dreckspur im Gesicht – endlich mal wieder so sein können, wie man ist. Im Einklang mit der Natur und sich selbst. Alles perfekt …. Naja, außer, dass der Mann hin und wieder mit den Fingern knackt und die Baustelle hinter dem Zaun. Liebe Gemeinde, paradiesische Stille, Paradiesvogel, die Hoffnung von Flüchtlingen auf paradiesische Zustände in Deutschland – die Rede vom Paradies ist in unserer Gesellschaft noch immer allgegenwärtig, sei es in der Umgangssprache oder besonders in der Werbebranche.
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06.09.2015: Pfarrer Dr. Martin-Christian Mautner über Lk 17,11-19

Liebe Gemeinde. Am Samstag vor einer Woche war es – auf der Rückfahrt von ein paar Tagen in Italien, herrlichen Tagen unter südlicher Sonne. Ich hänge in Gedanken dem Erlebten nach, denke an das kleine Städtchen im Veneto, sehe mich mittendrin auf der Piazzetta auf einem Stuhl sitzend, meine Frau und die Kinder glücklich lächelnd mit um den gedeckten Tisch, vor uns eine Karaffe mit angenehm kühlen Pinot Grigio... In den Gläsern funkelt er golden... An der Loggia des Hauses gegenüber blüht eine Bogainvillie in verschwenderischer Pracht und wetteifert mit der Farbe der frischen Wäsche, die daneben zum Trocknen hängt. Es duftet nach den Pinien des nahen Parks, gelegentlich unterbrochen von einem verheißungsvollen Geruch aus dem offenen Küchenfenster um die Ecke... Und da kommt er, der Cameriere, und stellt sie vor uns, die Fischplatte – ein Kunstwerk: Filets vom Wolfsbarsch, garniert mit Sepien, Oktopus, Garnelen und Jakobsmuscheln, dazu Polenta und frischer Salat in den Landesfarben: grün, weiß und rot. Balsamco, Olivenöl, Salz und Pfeffer stehen bereit. Es kann losgehen! „Prego, Signori, e buon appetito!“ Kann irgendjemand glücklicher sein? Reicher beschenkt?
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30.08.2015: PD Dr. Doris Hiller über 1 Joh 4,7-12

Hast du nur ein Wort zu sagen, nur einen Gedanken, dann: Lass es Liebe sein! Ihr Lieben, lasst uns einander liebhaben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Hast du nur ein Wort zu sagen, nur einen Gedanken, dann: Lass es Liebe sein! Ihr Lieben, oder unseren Predigtohren vertrauter: Liebe Gemeinde, so viel Liebevolles, so viel Göttliches – ein einziges Wort nur, ein Gedanke – und wir sind im siebten Himmel. Lass es Liebe sein. So hat es, in einem Wort, in einem Gedanken nur das Duo Rosenstolz vor einigen Jahren gesungen. Wir unterstellen so ganz weltlichen, ganz im Diesseits lebenden Musikern ja eher nicht, dass sie für ihre Songs ausgerechnet die Bibel zu Rate ziehen. Vielleicht sind die Worte aus dem 1. Johannesbrief aber auch so sehr ins Weltliche, ins Diesseits, ins Hier und Heute eingegangen, dass gar nicht mehr eigenes erwähnt werden muss, wer der Autor dieses einen Wortes ist. Gott ist Liebe. Und wir die Geliebten und Liebenden. Gott ist Liebe. Und Liebe – ob mit oder ohne Glaubensbekenntnis – wird nicht selten als göttlich beschrieben. Rosenstolz singt:
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16.08.2015: Dr. Martin-Christian Mautner über Lk 7,36-50

Liebe Gemeinde. Was für ein Abend! Denkwürdig in der Tat! Die Geschehnisse habe ich noch genau vor mir – sehe noch alles, was sich ereignete, höre noch jedes Wort, das gesprochen wurde. Und was soll ich sagen: Es arbeitet in mir, es beschäftigt mich, immer wieder lasse ich es Revue passieren – denn klar ist: Alles, jede Einzelheit hatte ein besonderes Gewicht, besondere Bedeutung. Und alles hatte mit mir zu tun. Aber der Reihe nach! Gestatten Sie, dass ich mich erst einmal vorstelle: Simon ist mein Name. Ich darf für mich in Anspruch nehmen einer der angesehenen Bürger dieser Stadt Nain zu sein – in aller Bescheidenheit, versteht sich. Zum Ältestenrat gehöre ich, außerdem hat man mich zu einem der Synagogenvorsteher gewählt. Unsere Stadt, in den Bergen Galiläas in der Nähe des Tabor gelegen, ist normalerweise ruhig – Spektakuläres passiert hier eher nicht – sonst...
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09.08.2015: Prof. Dr. Gregor Etzelmüller über 5. Mose 4, 5-20

Liebe Gemeinde, die erneuerte Perikopenordnung, die wir in diesem Jahr ausprobieren, schlägt für den Israelsonntag einen Predigttext aus dem 5. Buch Mose, dem Deuteronomium, vor. Das Deuteronomium ist eine fiktive Rede des Mose, in der er noch einmal das ganze Gesetz zusammenfasst. Mose hält, so die Fiktion, diese Rede, bevor die Israeliten in das ihnen verheißene Land einziehen. In Dtn 1,1 heißt es: Mose redete diese Worte jenseits des Jordans in der Wüste, im Jordantal gegenüber Suf, zwischen Paran und Tofel, Laban, Chazerot und Di-Sahab. Schon die Namen verdeutlichen: Unser Predigttext führt in eine uns völlig fremde Weltgegend.
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26.07.2015: Dr. Friederike Schücking-Jungblut über Mt 5,13-16

Liebe Gemeinde, ein lauer Sommerabend. Sie trifft sich mit Freunden auf einer Waldlichtung zum Picknick. Den ganzen Nachmittag stand sie in der Küche hat ihre Quiche vorbereitet. Es ist ein ganz besonderes Rezept. Nun ist es so weit: Alle dürfen kosten. Jeder nimmt sich ein Stück, probiert. Die meisten Gesichter bleiben seltsam ausdruckslos. Hier und da ein anerkennendes Nicken – wirkliche Begeisterung sieht anders aus. Dann nimmt sie selbst ihre Gabel in die Hand und versucht. Sie erstarrt. Das erhoffte Geschmackserlebnis bleibt aus – sie hat das Salz vergessen. Ihr seid das Salz der Erde. Es ist spät geworden. Sein Heimweg über die Landstraße ist nicht weit, nur ein paar Kilometer.
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Letzte Änderung: 29.02.2016
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