Predigten in den Sommersemesterferien 2012

Predigtplan Sommersemesterferien 2012

14.10.2012: Dr. Christoph Koch über Jak 5,13-16

Liebe Gemeinde! Wie wirkt beten? Stellen wir uns einmal vor, ich predigte jetzt nicht in der Heidelberger Peterskirche vor einer durch die historisch-kritische Exegese mitgeprägten Universitätsgemeinde – sondern in einer afrikanischen Migrationsgemeinde in Hamburg. In solch einer pfingstlich ausgerichteten Gemeinde bräuchte ich zum heutigen Predigttext wohl nicht viele Worte machen. Wir könnten die Kraft des Gebets, für die im Jakobusbrief geworben wird, in einem Heilungsgottesdienst gemeinsam erleben. Beten und heilen, Wort und Wirkung in ein und derselben Veranstaltung. Der Gang zum Arzt – gespart durch den Gang in den Gottesdienst.
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07.10.2012: Prof. Dr. Johannes Eurich über 1 Tim 4,4-5

„Der charismatische Finanzmagier Dieter Glanz hat offenbar die Lizenz zum Gelddrucken. Seine begeisterten Anleger schwärmen von außergewöhnlichen Renditen. Auch der junge Andy Schroth, von Beruf Immobilienmakler, lässt sich von der allgemeinen Profitgier anstecken. Er leiht sich Geld von Arbeitskollegen und von seinen Eltern und schafft es, in den kleinen Kreis exklusiver Investoren aufgenommen zu werden. Gemeinsam mit Dieter Glanz feiert er rauschende Partys und träumt in Champagnerlaune vom ganz großen Reichtum.“ Liebe Gemeinde, was ich gerade vorgelesen habe, könnte der Traum von vielen Menschen sein.
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30.09.2012: Hochschulpfarrer Dr. Hans-Georg Ulrichs über Apg 5,12.17-33

Liebe Gemeinde, „der Engel des Herrn tat die Türen des Gefängnisses auf und führte die Apostel hinaus“. So hörten wir in der Lesung des heutigen Predigttextes. Einem evangelischen Theologen, der viel mit dem Kopf arbeitet, fällt es zugegebener Weise nicht wirklich leicht, über Engel zu reden. Engel waren jetzt zehn, fünfzehn Jahre sehr beliebt, aber wenn es nicht täuscht, haben sie unterdes – jedenfalls bei uns – ihren Popularitätszenit hinter sich. Was Engel sind, wusste der Volks(aber)glaube oft „besser“, genauer, detailreicher als die biblische Tradition. Gerade das Unfassliche an Engeln, deren Wirkung man ja so handgreiflich zu erfahren hoffte, ließ man gerne hinter sich: auf Bildern, in Filmen, in der Alltagskultur und im Kunsthandwerk.
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23.09.2012: Frau Carolin Stalter über Apg 12,1-11

Was tun, wenn der Held versagt? Wenn das große Vorbild scheitert? Der, von dem man die ganze Zeit angenommen hatte: Er hat es verstanden. Er lebt das, wovon er überzeugt ist. Was tun, wenn man selbst Vorbild ist und realisiert, dass man am Ende angelangt ist? Petrus liegt im Dunkeln, weitgehend entkleidet, zwischen zwei Wachen in Ketten gelegt… eine desperate Situation! Warum liegt er im Gefängnis? Nicht etwa wegen eines Vergehens gegen die öffentliche Ordnung oder gegen das Recht eines Mitmenschen – nein, der Grund für sein Elend ist die Freude von Menschen am Tod eines Anderen.
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26.08.2012: Prof. Dr. Theo Sundermeier über Lk 16,1-6

Jesus sprach aber auch zu seinen Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Haushalter; der ward vor ihm berüchtigt als hätte er ihm seine Güter umgebracht. Und er forderte ihn und sprach zu ihm: Wie höre ich das von dir? Tu Rechnung von deinem Haushalten; denn du kannst hinfort nicht Haushalter sein! Der Haushalter sprach bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt das Amt von mir; graben kann ich nicht, so schäme ich mich zu betteln. Ich weiß wohl, was ich tun will, wenn ich nun von dem Amt gesetzt werde, daß sie mich in ihre Häuser nehmen. Und er rief zu sich alle Schuldner seines Herrn und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er sprach: Hunderte Tonnen Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm einen Brief, setze dich und schreib flugs fünfzig. Danach sprach er zu dem andern: Du aber, wie viel bist du schuldig? Er sprach: Hundert Malter Weizen. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Brief und schreib achtzig. Und der Herr lobte den ungerechten Haushalter, daß er klüglich gehandelt hatte; denn die Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichts in ihrem Geschlecht. Um diesen Text machen Prediger gern einen großen Bogen, aber auch treue Bibelleser.
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19.08.2012: Dr. Fabian Kliesch über Joh 4,5-19

Es ist ein heißer Sommertag. Die Mittagshitze staut sich in den engen Gassen der Altstadt. Viele Menschen sind unterwegs und suchen Schatten unter Sonnenschirmen oder in kühlen Cafés. Ich lasse mich treiben und gelange in eine weniger belebte Seitengasse. Dort steht ein Brunnen, der in rotem Sandstein eingefasst ist. Ich lasse mich an seinem Rand nieder. Ein Gitter verdeckt die Brunnenöffnung und in der Tiefe sehe ich die klare Wasseroberfläche. Keine Chance, an das Wasser zu kommen, das Gesicht abzuwaschen oder einen Schluck davon zu nehmen. Die Mittagsmüdigkeit und der Schatten am Brunnenrand lassen mich verweilen, und ich lenke meinen Blick in die Tiefe des Wassers. Ich sehe mein Gesicht. So sehe ich aus? Verschwitzt, wirre Haare, müder Blick? Ob andere erkennen, wie es gerade in mir aussieht? Erschöpft und urlaubsreif, über manches beschämt und von manchem verletzt, manchmal einsam mitten trotz vieler Menschen um mich und das Gefühl ein Einzelkämpfer zu sein? Ich kann die Selbstbemitleidung nicht ertragen und wende den Blick ab von meinem Spiegelbild.
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12.08.2012: Prof. Dr. Gerd Theißen über Jes 61,1-3

Wir sind eine „evangelische“ Kirche? Jeder weiß: Das Wort „evangelisch“ kommt von „Evangelium“, und heißt frohe Botschaft. Dass am Anfang eine politische Botschaft stand, ist weniger bekannt. Es begann mit dem persischen König Kyrus – und einem kleinen Schritt zur Religionsfreiheit im Alten Orient. Kyrus, der Begründer des persischen Weltreiches, sicherte in einigen neu eroberten Ländern seine Macht mit einer neuen Strategie: Er versuchte die Bevölkerung dadurch für sich zu gewinnen, dass er unterdrückte Kulte wieder herstellte. Die Babylonier durften ihren Gott Marduk wieder verehren, nachdem er durch einen anderen Gott verdrängt worden war. Die Juden durften in ihr Land zurückkehren und ihren Tempel neu errichten.
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05.08.2012: Prof. Dr. Gerhard Rau über Jeremia 1,4-10

Die kurzfristige Zusage, in der Peterskirche am heutigen Sonntag den Gottesdienst zu halten, ohne vorher den vorgeschlagenen Text wahrgenommen zu haben, erbrachte die Erfahrung, bereits beim Aufschlagen des Predigttextes von dessen Wucht beinahe erdrückt zu werden. Es ist die Berufungsgeschichte des Jeremia, die wohl zu den erstaunlichsten Dokumenten der religiösen Weltliteratur zu zählen ist. Jeremia war ein Prophet in einer besonders prekären Phase der Geschichte Israels. Der Norden des Landes, das sog. Nordreich, ist bereits von den Assyrern zu einem Vasallenstaat erniedrigt; das Südreich, also Judäa mit Jerusalem, in einer ersten Eroberungswelle von den Neubabyloniern, den Machterben der Assyrer, ebenfalls seiner Eigenständigkeit beraubt, wenn auch noch mit einem eigenen, dem willfährigen König Zedekia gleichsam als schein-selbständig geduldet.
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29.07.2012: Hochschulpfarrer Dr. Hans-Georg Ulrichs über Schreiterfenster

Liebe Gemeinde, als Sie vorhin die Peterskirche betreten haben, konnten Sie erfahren, wofür eine Kirche gut ist: In diesem Gebäude versammelt sich die christliche Gemeinde. Ihr wird das Wort gesagt, liegt doch die Bibel zentral auf dem Altar, wird sie vom Ambo aus gelesen und auf der Kanzel ausgelegt. Die Gemeinde feiert im Abendmahl ihre Gemeinschaft mit Christus und untereinander. Sie freut sich, wenn Menschen durch die Taufe sichtbar an Jesus teilhaben und Mitglied der Kirche werden – auch wenn das Taufbecken in der Nordostecke ein wenig versteckt platziert ist. Wenn auch nicht immer auf den ersten Blick sichtbar: Das im Chorraum aufgestellte Kreuz gibt für alles gottesdienstliche Handeln den Hintergrund ab.
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Letzte Änderung: 29.10.2013
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