Predigten Sommersemester 2021

18.07.2021: Dekan Prof. Dr. Philipp Stoellger im Semesterschlussgottesdienst über 1 Kön 17,1-16

Liebe Gemeinde, I. Der Predigttext 1 Kön 17 erzählt den Anfang der Geschichte Elias – wie in der Lesung gehört. Der erste Auftritt des Kämpfers für Jahwe, des Überpropheten, des Vorgängers Jesu. So plötzlich tritt er auf, als wäre er vom Himmel gefallen – in den er am Ende wieder erhöht wird. Er fällt ein in die Geschichte, als wäre er von oben herabgekommen – mehr Engel als Mensch – aber kein Weihnachtsengel, sondern ein Gerichtsengel, der droht und Strafe verkündet. Elia tritt auf – und tritt an gegen Ahab, gegen den Baalskult des Königshauses. Er verkündigt und verkörpert das Gericht über die Bundesbrüchigen: Dürre im Namen Jahwes. Wie passend für den Gott vom Sinai, den Gott der Wüste in Rauch und Feuersäule: Weder Tau noch Regen soll kommen. Elia, der Regenmacher, kann Regen geben oder nehmen. Keine Sintflut diesmal, sondern eine Antisintflut, nicht zuviel, sondern zuwenig Wasser. Wer dem falschen Gott dient, soll hungern und dürsten. Elia kennt da keine Gnade. Was soll man dazu sagen?
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11.07.2021: Anne Leidel über Mt 28,16-20

Liebe Gemeinde, Der Welt Ende. So schließt das Matthäusevangelium. „Matthäi am Letzen“ hat man früher gesagt, wenn es schlecht oder sogar katastrophal um eine Sache stand. Es war ein Ausdruck des Schreckens, des Unbehagens und der tiefen Sorge: Weltende. Rumms. Aus und vorbei. Woher dieser Ausspruch „Matthäi am Letzten“ eigentlich stammt und wie er populär geworden ist, weiß ich nicht genau, außer dass er so im kleinen Katechismus Martin Luthers steht im vierten Hauptstück, bei der Erklärung der Taufe. Dazu gibt es auch Vermutungen, dass er durch August Bürgers Ballade "Die Weiber von Weinsberg" Eingang in den Kanon der Redeweisen im Deutschen gefunden hat. "Doch wann's Matthä' am letzten ist / Trotz Raten, Tun und Beten, / So rettet oft noch Weiberlist / Aus Ängsten und aus Nöten".
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04.07.2021: Prof. Dr. Rainer Albertz über 1 Kor 1,18-25

Liebe Gemeinde! Dieser Text ist ein harter Brocken, gerade für uns als Universitätsgemeinde. Denn ausgehend von den theologischen Streitigkeiten in seiner Gemeinde zu Korinth, eröffnet der Apostel Paulus einen Generalangriff auf die gesamte Wissenschaft seiner Zeit: auf die hochgelehrte jüdische Exegese und Theologie, mehr noch auf die blühende griechische Philosophie, die ja als Moral-, Staats- und Naturphilosophie noch den Gesamtbereich der Wissenschaft umfasste, der sich bei uns in Geistes- und Naturwissenschaften ausdifferenziert hat. Angesichts des göttlichen Heilshandelns in Jesus Christus können sich die hehren Vertreter der Wissenschaft nur noch beschämt verstecken: „Wo ist da noch ein Weiser, wo ein Schriftgelehrter, wo ein Forscher dieses Äons?“ (V. 20). Sie sind verschwunden!
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27.06.2021: Landesbischof Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh im Jubiläumsgottesdienst über Gen 50,15-21

Liebe Festgemeinde, 825 Jahre Peterskirche! 825 Jahre finden Menschen hier, auf der Anhöhe oberhalb des Neckars einen Raum zum Aufatmen. Eine Kirche, in der Luft nach oben und nach vorne ist; eine Kirche, in der Freude und Angst, Trauer, Schuld und Dank Raum finden; in der Zwischenräume und gebrochene Sichtachsen unsere scheinbar unerbittlich vorgezeichneten Lebenswege unterbrechen; eine Kirche, in der die wunderbaren Schreiter-Fenster neue Aus- und Einblicke eröffnen. Seit 825 Jahren tauchen Menschen in diesem Raum mit ihren Lebensgeschichten ein in biblische Geschichten, mit denen Gott Versöhnung ermöglicht, „um am Leben zu erhalten ein großes Volk.“
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20.06.2021: Prof. Dr. Angela Rinn über Lk 15,1-10

Liebe Universitätsgemeinde, es geht um Leidenschaft, um den Eros des Suchens. Auch wenn es in der Wissenschaft oft genug eher trocken zugeht und häufig mühsam ist – es gibt dann doch diese Sternstunden, in denen man wie beflügelt ist, eine Idee hat, eine Assoziation, einen Traum, und dann, in einem leuchtenden Moment, tatsächlich beglückt und jubelnd, entdeckt, was man gesucht hat. Eine Formel. Einen Zusammenhang. Eine Begründung, im besten Fall den Durchbruch nach langer Forschungsarbeit.
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13.06.2021: Universitätsprediger Prof. Dr. Helmut Schwier über 1 Kor 14,1-15

Lob Gott getrost mit Singen und mit Blasen, mit allen Instrumenten sollen wir Gott fröhlich loben. Endlich geht das wieder, noch eingeschränkt, aber immerhin. In diesem Kirchenraum, zusammen mit allen anderen, begleitet von Orgel, Trompeten und Posaunen, letzte Woche von Schlagzeug und Saxophon – da erklingt das Loben fröhlich und zuversichtlich. Musik, Melodie, Rhythmus sind eine eigene Sprache. Sie geben den Worten Kraft und Schwung und Tiefe. Sie berühren die Seele.
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06.06.2021: Hochschulpfarrerin PD Dr. Jantine Nierop über 1 Joh 4

Liebe Gemeinde, oder: Ihr Lieben, wie es Johannes sagt am Anfang des Textabschnitts, dem auch unser Predigttext entstammt (1Joh 4, 7). Wörtlich: Geliebten (Ἀγαπητοί). Die Anrede ‚Geliebten’ sollte man verstehen als Ausdruck der Liebe von Johannes zu den Adressaten seines Briefes. Für diese Auslegung kann man mit guten Gründen plädieren, denn in seinem zweiten und dritten Brief sichert Johannes seinen Adressaten gleich am Anfang explizit zu, dass er sie liebhabe (vgl. 2Joh 1, 1 und 3Joh 1, 1).
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30.05.2021: Christian Friedrich über Joh 3,1-13

Er ist noch nicht lange prominent, aber im Moment gibt es einen Riesenhype. Er ist in aller Munde und kann sich kaum retten vor Einladungen und Anfragen. Zuletzt hatte er einen großen Auftritt auf einer Hochzeit, danach war er in der Hauptstadt, wo er eine vielbeachtete Aktion gegen überbordende Kommerzialisierung gestartet hatte. Und überhaupt ist er eigentlich immer unterwegs, immer in Kontakt mit den Menschen, ist aktiv tätig und gibt Interviews. Auch heute wieder. Eigentlich ist der Tag schon um, aber noch einer kommt, der abseits vom Rummel des Tages ein Exklusivinterview möchte und es auch bekommt...
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23.05.2021: Prof. Dr. Manfred Oeming über Gen 11,1-9

1. Der große Turm zu Babel führt in eine drückende Notlage Pfingsten ist die Feier der Ausgießung des Heiligen Geistes. Das Wirken des Geistes ist grundlegend für Kirche. Deshalb feiern wir Pfingsten zwei Tage. Ich liebe dieses Fest, weil es so dynamisch, so feurig, so trostreich und so erwachsen ist. Aber der heutige Predigttext aus Gen 11 wirkt gar nicht wie ein Bericht, der ein freudiges Fest begründet, sondern wie ein Katastrophenbericht. Er erzählt vom schrecklichen Scheitern der Menschheit:
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13.05.2021: Dr. Stefan Karcher über Eph 1,15-23

Jesus ist König! – Darauf läuft es hinaus, wenn man die heutigen Lesungen hört. Wie ein antiker Held wird Jesus in den Himmel aufgenommen. Dort sitzt er zur Rechten Gottes, ausgestattet mit aller Macht über Reiche, Gewalten und jeden Namen. Alles ist unter seine Füße getan. Jesus ist König! – Ich weiß, dass es Christinnen und Christen gibt, die aus dieser Vorstellung ungemein viel Kraft schöpfen.
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09.05.2021: Prof. Dr. A.M. Ritter über Lk 11,1-4 (Kurzpredigt)

Oft, wenn Jesus beten wollte – so erinnern sich gewiss alle unter Ihnen, schon einmal gehört oder in der Bibel gelesen zu haben –, ging er in die Ein­sam­keit, abseits auf einen hohen Berg oder aber in die Stil­le der Wüste. Er hat jedoch auch gebetet, wenn seine Jünger dabei waren. Und das scheint sie so beeindruckt zu ha­ben, dass eines Tages einer der Jünger Jesus – spontan – bittet: „Herr, lehre uns beten“. Es war wohl das Wichtigste, was ein Lehrer oder Prophet seinen Schülern oder Jüngern vermitteln konnte: Die Kunst (was bekanntlich von Können kommt) zu beten. Auch Johannes der Täufer hatte seine Jünger in dieser Kunst un­ter­wiesen.
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02.05.2021: Prof. Dr. Martin Hailer über Lk 19,37-40

Liebe Gemeinde, »Kunst kommt nicht von Können, Kunst kommt von Müssen.« Arnold Schönberg, der große Erneuerer der Tonsprache im 20. Jahrhundert, hat das gesagt. »Kunst kommt nicht von Können, Kunst kommt von Müssen.« Ein Künstler ist nicht, wer zuerst über ein beeindruckendes Reservoir an Fähigkeiten verfügt und dann überlegt, welche Fülle von Möglichkeiten sich da vor ihm ausbreitet. Ein Künstler ist auch nicht, wer sein Instrument technisch sehr gut beherrscht und dann im Konzert durch technische Brillanz beeindrucken will. Das ist Technik, aber noch lange keine Musik. Eine Künstlerin, ein Künstler ist, wer merkt: Es drängt mich. Ich muss das spielen, ich muss das singen, ich muss das malen. Werde ich andere belästigen oder erfreuen? Weiß ich nicht. Aber ich muss es machen, es muss raus aus mir.
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25.04.2021: Prof. Dr. Christoph Strohm über Apg 17,22-34

Liebe Gemeinde, in dem Predigttext geht es um eine der Schlüsselfragen gegenwärtiger Verkündigung bzw. kirchlicher Arbeit oder christlichen Lebens insgesamt: Wieweit dürfen wir oder sollen wir die fremde biblische Botschaft aus lange vergangenen Zeiten gegenwärtiger Wirklichkeit anpassen? Einerseits ist es unser Auftrag als Pfarrer, Theologieprofessorinnen oder Christen, das Evangelium weiterzusagen, und zwar so, dass die Menschen der Gegenwart, nicht nur die christlich sozialisierten, es verstehen können. Andererseits besteht, wenn wir uns wirklich auf die Menschen unserer Zeit mit ihrer Lebens- und Arbeitswelt einlassen, ein erhebliches Risiko, das Anstößige, die Wucht der Botschaft aufzulösen; das Risiko, die prophetische Kritik zu entschärfen; die Gefahr, das Große und Großartige, um das es hier geht, zu verzwergen.
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18.04.2021: Prof. Dr. Helmut Schwier zu Psalm 23

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln … ein wunderbares Bekenntnis, ein Gedicht voller Zutrauen, Wärme und Geborgenheit. Wie bei vielen ist Ps 23 in meiner Familie der Psalm, der seit Generationen immer wieder Lebensstationen begleitete und markierte, Taufe, Konfirmation, Hochzeit, Beerdigung. Er beschreibt Gottes Wirken: Gott, der begleitet, schützt und den Weg kennt und der zur Erfrischung und zum Festmahl einlädt. Gott als Hirt und als Wirt (M. Oeming)! Dies kann zum verklärten Sehnsuchtsbild werden oder aber zur Orientierung in unübersichtlichen Zeiten. Ich gebe unumwunden zu: Als ich den Psalm zur Predigtvorbereitung gelesen habe, gab es zunächst viele Widerstände in mir, vor allem gegen die allzu schönen Bilder. „Nichts mangeln“ ist keine Erfahrung, die gerade stimmt, oder? Grüne Auen und frisches Wasser: Naturbegegnungen sind zwar möglich, das gemeinsame Festmahl am Ende des Psalms aber nicht. Mit Wetgel gestylte Frisuren – wenn ich das Bild vom Salben des Hauptes einmal so aktualisieren darf – und gefüllte Becher bleiben gerade ein Wunschbild. Nicht mal die Feinde sind hygienetauglich zugelassen, und das Haus Gottes ist zur Zeit nicht ohne Weiteres zugänglich.
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Letzte Änderung: 18.10.2019
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