Predigten Sommersemester 2020

26.07.2020: Prof. Dr. Helmut Schwier: Kurzpredigt über Gen 12,1-4

Liebe Schwestern und Brüder, Auf der Grenze sein: das Corona-Semester ist vorbei. Neue Erfahrungen mit digitalen Medien, Lust und Frust halten sich die Waage; manche Debatte, manche neue Einsicht war möglich, anderes scheiterte früh. Auf der Grenze sein: zwischen erhoffter Normalität, vielleicht Urlaub, und notwendiger Einschränkung; einerseits Einsicht in vernünftige Regeln und Rücksicht auf Menschen in Risikogruppen, andererseits finanzielle Einbußen bis hin zum Verlust von Arbeit und Verdienst. Auf der Grenze sein: viele Menschen haben Grenzen überwunden, die Heimat verlassen, sind auf der Flucht vor Tod, Hunger, Verfolgung – ungesichert-sein hinter ihnen, aber auch vor ihnen.
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19.07.2020: Prof. Dr. Johannes Ehmann: Kurzpredigt über Dtn 7,6-12

Liebe Gemeinde, heute ist Taufsonntag. Der 6. Sonntag nach Trinitatis ist immer Taufsonntag, auch wenn in niemand getauft wird. Ja gerade dann, denn wir blicken dann nicht liebevoll auf ein irgendwie goldiges Kind; wir hören auch nicht, wenn es lacht oder brüllt bei der Taufe – wir blicken auf uns selbst. Wir sind getauft. Martin Luther hatte die Eigenart oder auch Unart, das, was ihm wichtig war, vor sich auf den Tisch zu malen. Einer dieser Sätze war: Ich bin getauft; offenbar keine Banalität für ihn, sondern eine Vergewisserung. Und Vergewisserungen braucht man, wenn man droht, das Vertrauen zu verlieren: Was soll ich in einer Welt, die gegen eine Pandemie kämpft, und dabei alle Untugenden offenbart, die in besseren Zeiten offenbar nur geschlummert haben: Umverteilungskämpfe, Arzneimittelmonopole, Ignoranz gegenüber Massen, Rassen und Klassen.
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12.07.2020: Julia Nigmann: Kurzpredigt über Lk 5,1-11

Mit Simon sitzt es sich hart im Boot, liebe Gemeinde. Er sitzt da mit leeren Händen, obwohl er vermutlich alles gegeben hat. Seine ganze Erfahrung, seine ganze Kompetenz und Expertise hat er in die Waagschale geworfen, hat schwer gearbeitet, die Nacht hindurch. Das Ergebnis ist ernüchternd. Leer ist das Boot. Er hat keinen einzigen Fisch gefangen. Ob er etwas falsch gemacht hat? Ob er am falschen Ort zur falschen Zeit gewesen ist? Oder ob er einfach nur Pech hatte? Vermutlich ist es einfach das harte Los der landwirtschaftlichen Arbeit. Damals wie heute. Menschen, die in der Landwirtschaft tätig sind, wissen, wie hart es sich in Simons Boot sitzen kann. Man kann alles geben, aber man hat halt nicht alles in der Hand. Oftmals ist es sogar das Entscheidende, was man nicht in der Hand hat. Das Wetter bestimmt dann über den Ertrag der schweren, mühsamen Arbeit. Meist geht es ja gut, aber es kommt eben auch vor, dass man wie Simon im leeren Boot sitzt.
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05.07.2020: Prof. Dr. Helmut Schwier: Kurzpredigt über Röm 12,17-21

Liebe Gemeinde, in den vergangenen Wochen habe ich vermehrt Karten und Briefe geschrieben. Sie vielleicht auch?! Ich habe sogar den von meinem Schwiegervater geerbten Füllfederhalter reaktiviert. Das führte am Anfang zu einigen blauen Tintenflecken an den Fingern, ging dann aber doch ganz gut. Und es macht Freude, damit zu schreiben. Briefe – ob mit Füllfederhalter oder als e-mail – halten Kontakt aufrecht, pflegen Beziehung. Mir ist aufgefallen, dass persönliche Briefe und mails in diesen Wochen anders enden als sonst. Nicht mehr nur „herzliche Grüße“ oder andere konventionelle Formeln, sondern Ermutigungen, Aufforderungen, Segenswünsche: bleibt wohlauf, bleibt zuversichtlich, passt auf euch auf. Ich schreibe und lese sie mit besonderer Sorgfalt. Denn sie sind wichtig.
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28.06.2020: Prof. Dr. Manfred Oeming: Kurzpredigt über Micha 7,18-20

Wer bist du? „Wie ist dein Name?“ so hat Jakob gefragt, als er beim Durchqueren eines Flusses mit Namen Jabok plötzlich angegriffen wurde (Gen 32,30). „Wenn sie mich fragen: Was ist sein Name?, was soll ich dann zu ihnen sagen?“, so fragt Moses, als er einen Dornbusch entdeckt, der nicht verbrennt, aus dem heraus aber eine Stimme zu ihm spricht, die ihn aus seinem Alltag heruaruft. Israel und Mose sind für uns beispielhafte Menschen auf der Suche danach, Gott zu begreifen, einen Gott, der uns so sonderbar überfällt und der uns aus der Bahn wirft. Liebe Gemeinde, so geht es auch mir, seit die Corona-Pandemie begann. „Wer bist du, Gott? Was ist dein Name? Was soll ich sagen, wer du bist, wenn sie mich fragen?“
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21.06.2020: Elisabeth Maikranz - Ansprache zu Mt 11,25-30 im Kurzgottesdienst

Die Sonne steht noch nicht hoch, aber der Himmel kündigt einen schönen Tag an. Die Weststadt schläft noch. Am frühen Morgen gehe ich joggen zwischen Bahnstadt und Weststadt, Schrebergärten und Feldern. Dann, wenn ich keine Schlangenlinien um Fußgänger laufen muss oder Radfahrer dicht an mir vorbeifahren. Ich genieße die Ruhe, die Vögel, die zwitschern und die grünen Papagein, die von den Bäumen rufen. Das Laufen am Morgen ist in den letzten Monaten zu einer Zeit des Kraftschöpfens geworden. Frische Luft in den Lungen, mein Körper, der mit jedem Schritt wacher wird. Ich lasse mich stärken von der Bewegung, die den Kopf frei macht. Nach dem Joggen gibt es für mich immer viel Wasser zu trinken. Das gibt neue Energie und stillt den Durst nach der Anstrengung. Nach diesem Zusammenspiel von äußerer Bewegung und innerer Ruhe, von warm gelaufenem Körper und kühlem Wasser fühle ich mich lebendig und gestärkt für den Tag.
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07.06.2020: Prof. Dr. Christoph Strohm über 4 Mose 6,22-27

Liebe Gemeinde, in den letzten Wochen und Monaten habe ich viel an meine Mutter gedacht. Sie starb Anfang letzten Jahres in hohem Alter. Zum Glück. Sie konnte auf dem Hof meiner Schwester in Mecklenburg-Vorpommern, in der ihr aus der Kindheit vertrauten flachen Landschaft Norddeutschlands, nach langer schwerer Krankheit aus dieser Welt gehen. Wie schlimm wäre es gewesen, wenn das jetzt geschehen wäre, wo alles an Nähe und Begleitung so stark eingeschränkt war.
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31.05.2020: Prof. Dr. Helmut Schwier - Ansprache zu Apg 2,1-21 im Kurzgottesdienst zu Pfingsten

Liebe Schwestern und Brüder, auf das Pfingstwunder und das Halleluja, das Loben der großen Taten Gottes folgt die Pfingstpredigt. Petrus darf sie halten, Lukas hat sie geschrieben, und ich nehme sie in unserer Gegenwart auf. Die Situationen könnten allerdings unterschiedlicher nicht sein: ekstatische Begeisterung damals in Jerusalem – Besonnenheit und nötige Zurückhaltung bei uns; der Prediger Petrus hat es mit lautstarken Spöttern zu tun: die spüren nicht den spiritus sanctus, sondern sehen zu viel Spirituosen im Spiel – wir hören aufmerksam, ohne Spott auf die Heilige Schrift und freuen uns doch auch am Humor der Pfingsterzählung des Lukas.
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21.05.2020: Prof. Dr. Rainer Albertz: Lesepredigt über Joh 17,15-26 zum Himmelfahrtstag

Liebe Universitätsgemeinde, als ich zusammen mit Elisabeth Maikranz am 1. März, dem Sonntag Invokavit, in der Peterskirche – schon mit der nötigen hygienischen Vorsicht beim Abendmahl – Gottesdienst feierte, da habe ich mir noch nicht vorstellen können, dass mein nächster Gottesdienst, den ich zusammen mit Manfred Oeming am Himmelfahrtstag hier feiern sollte, der Corona-Epidemie zum Opfern fallen würde. Ich habe wie viele andere erst lernen müssen, dass diese Pandemie eine weitaus größere Bedrohung und Herausforderung für uns Menschen darstellt, als ich gedacht hatte, eine die zur Eindämmung so weitgehende Schutzmaßnahmen erforderte, dass selbst gottesdienstliche Versammlungen unmöglich wurden. Seit dem 10. Mai sind solche Versammlungen unter strikten Auflagen wieder erlaubt. Mit guten Gründen hat das Kapitel der Peterskirche aber entschieden, dass die Gottesdienste erst am Pfingstsonntag in aller Vorsicht und verkürzt wieder starten sollen. Damit ist meine Predigt zu Himmelfahrt zu einer Lesepredigt geworden, mit dem Vorteil, dass sie länger sein darf als die jetzt noch möglichen 10 Minuten, ja, sogar länger als unter normalen Umständen üblich. Ob sie einige Leser finden wird?
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Letzte Änderung: 16.10.2019
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