Prof. Dr. Christoph Schwöbel - Himmelfahrt über Joh 17,17-26

Prof. Dr. Christoph Schwöbel

Predigt am Himmelfahrtstag (1. Juni 2000)
 

Liebe Gemeinde!

Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst. Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, daß du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.
Johannes 17, 20-26

Was feiern wir an Himmelfahrt? Die Frage deckt eine große Verlegenheit auf. Glauben wir wirklich, dass der auferstandene Christus leiblich in den Himmel aufgefahren ist, so wie wir es von Raketenstarts von Cape Canaveral gewohnt sind? Gewiss, es gibt bildliche Darstellungen der Himmelfahrt, die diese Vorstellung nahelegen. Dürers Holzschnitt aus der kleinen Holzschnittpassion von 1510 zeigt eine Erhebung in der Landschaft, die nach oben starrenden Jünger und schließlich am oberen Bildrand die beiden Füße Jesu, die noch zu sehen sind. Aber ist es wirklich das, was wir feiern und das, was wir im Glaubensbekenntnis gemeinsam bekennen: „...aufgefahren in den Himmel, sitzend zur Rechten Gottes“? Wäre dem so, dann hätten die einfallslosesten Kritiker des christlichen Glaubens recht, die meinen, das Christentum sei so hoffnungslos mit einem mythologischen Weltbild verknüpft, dass das Ende dieses Weltbildes auch das Ende des Christentums nach sich ziehen müsse. Wenn es nicht Christus der Raumfahrer ist, den wir feiern, was ist dann der Sinn des Himmelfahrtsfestes? Wahrscheinlich ist unsere Verlegenheit, genaue Auskunft zu geben darüber, was wir an Himmelfahrt feiern, einer der Gründe dafür, dass das Fest als christliches Fest im Verschwinden begriffen ist und durch den Vatertag ersetzt wird - übrigens auch ein Fest mit einem Widerspruch, weil es an diesem Tag Männern mit Bollerwagen und Kreissäge erlaubt zu sein scheint, alles das zu tun, was sie gerade nicht als Väter qualifiziert.

Unsere Verlegenheit hat damit zu tun, dass wir nicht genau sagen können, was wir unter „Himmel“ verstehen.  In unserer Alltagssprache ist Himmel entweder ein Begriff für den astronomischen Sternenhimmel oder eine Metapher für die Fülle des Glücks. „Ich tanze mit dir in den Himmel hinein ...“, so können wir – ziemlich schnulzig  - das Glück der Liebe besingen, oder auch die richtige Eiskrem ist „einfach himmlisch“ finden. Mehr oder weniger schwingt da noch etwas mit von der religiösen Bedeutung des Wortes.  In den biblischen Überlieferungen ist der Himmel die Feste, das Firmament, das die Erde und ihre Geschöpfe begrenzt und umschließt. An dieser Feste bewegen sich die Gestirne. Der Himmel gehört zur Schöpfung, denn am Anfang schuf Gott  „Himmel und Erde“. Zugleich aber ist der Himmel die Wohnstatt Gottes, wo er umgeben ist von den himmlischen Heerscharen und von wo aus er die Geschicke der Menschen lenkt. Für sich selbst brauchte Gott keinen Himmel, denn Himmel und Erde können Gott nicht fassen: Gott ist sein eigener Raum, für sich brauchte er keinen Himmel. Aber für seine Schöpfung, für uns: Der Himmel ist der Ort in der Schöpfung, von dem aus Gott für seine Schöpfung da ist.  Gäbe es keinen Himmel und wäre Gott nicht Himmel, dann wäre Gott entweder ganz abwesend oder er würde alles ausfüllen, so dass es keinen Raum für die Schöpfung gäbe. Da Gott im Himmel ist, kann er sich in der Schöpfung zu seinen Geschöpfen in Beziehung setzen, ja man kann vom „Reich der Himmel“ sprechen, wenn man Gottes Herrschaft meint oder von der himmlischen Herrlichkeit, wenn man die Herrlichkeit meint, die Gott seiner Schöpfung bereitet.

Im Rahmen des ptolemäischen Weltbildes, jener großartigen wissenschaftlichen Leistung, die wir dem von ca. 100 bis 160 n. Chr. in Alexandria wirkenden griechischen Naturforscher Claudius Ptolemäus verdanken, konnte die biblische Rede vom Himmel hervorragend interpretiert werden. Um die Erde als Mittelpunkt herum sind unterschiedliche Sphären wie Schalen gelegt, an den die Himmelkörper rotieren, und je weiter man sich von der Erde entfernt desto näher kommt man dem wahren geistigen Sein. Die äußerste Sphäre ist der Himmel Gottes, der geschaffene Ort seiner Herrlichkeit. Der Himmel ist damit in seinem Seinscharakter deutlich von der Erde unterschieden, zugleich aber kann Gott zu jedem Ort der Erde in einer räumlichen Beziehung stehen. Wo ist also der auferstandene Christus zwischen seinen Erscheinungen bei seinen Jüngern? Nicht in einem Versteck in Jerusalem, sondern im Himmel. Wohin ist Christus aufgefahren, als er seinen Jüngern nicht mehr erschien? In den Himmel. Wo sitzt Christus zur Rechten Gottes? Im Himmel. Die elegante Entsprechung zwischen dem ptolemäischen Weltbild und der christlichen Theologie macht viel von dem Glanz des Mittelalters aus. Der große Thomas von Aquin verstand so den Himmel als einen Ort jenseits der geistigen und körperlichen Schöpfung. Die Himmelfahrt ist für ihn ein motus localis, eine Ortsveränderung und darum kann Christus nur nach seiner menschlichen Natur in den Himmel gefahren sein. Die göttliche Natur ist nicht an einen Ort gebunden. Wie kann aber Christus für uns im Abendmahl gegenwärtig sein, so dass die Worte wahr sein können: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben ist“? Für Thomas von Aquin war klar: ganz sicher nicht durch körperliche Bewegung. Christus reist nicht zum Abendmahl auf die Erde, um dann wieder in den Himmel zurückzukehren. Pendelverkehr zwischen Himmel und Erde das ist der Stoff aus dem die griechischen Mythen sind, aber nicht der christliche Glaube. Aber wie soll es dann geschehen: Ist Christus etwa nur geistlich gegenwärtig? Und kann – so fragte man im Mittelalter - das Amt der Kirche garantieren, dass Christus im Abendmahl wirklich für uns gegenwärtig ist?

An dieser Frage entspann sich der folgenschwerste Streit unter den Reformatoren. Einig waren sie sich darin, dass sich Christus im Hl. Geist nur selbst frei vergegenwärtigen kann. Das kann die Kirche nur bezeugen und erbitten. Aber wie sich Christus vergegenwärtigt darüber herrscht Streit. Zwingli war der Meinung: Der Himmel ist ein Ort im Raum. Wenn der Leib Christi jetzt zur Rechten des Vaters sitzt, dann kann er nicht leiblich im Abendmahl bei uns anwesend sein. Deswegen sind Brot und Wein Zeichen für die Anwesenheit Christi im Abendmahl, die auf seine reale Anwesenheit im Himmel hindeuten. Hier bei uns kann er nur in seiner göttlichen Natur, die natürlich an der Allgegenwart Gottes teilhat, geistlich anwesend sein. Luther war anderer Auffassung. Für ihn war die Einheit zwischen Gottheit und Menschheit in Jesus Christus unverbrüchlich: im Leben Jesu und nach der Auferstehung Jesu. Gott gibt sich uns ganz und gar in Jesus Christus in seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferstehung und nach seiner Auferstehung und Erhöhung im Evangelium in Wort und Sakrament. Darum lehnt Luther jegliche räumliche Vorstellung des Himmels und der Himmelfahrt ab. Der Himmel ist kein Ort im Raum, sondern die Beziehung Gottes in seiner Schöpfung zu seiner Schöpfung. Ist Christus, der ganze Christus Gottheit und Menschheit, im Himmel, dann ist der ganze Christus, Gottheit und Menschheit, hier, hier bei uns, wo er sich zu uns in Beziehung setzt durch sein Evangelium in Wort und Sakrament. Damit kam Luther zu einer ganz anderen Deutung der Himmelfahrt. „Es geht nicht also zu wie du auff steigst auff einer leitern ins haus, sondern das ists, das er über alle creaturn und in allen und ausser allen creaturn ist.“ Ebenso bestreitet Luther, dass „sitzend zur Rechten Gottes“ bedeutet, dass Christus irgendwo dort oben im räumlichen Himmel sitzt und deswegen nicht leiblich gegenwärtig sein kann im Abendmahl: „Die schrift aber leret uns das Gottes rechte hand nicht sey ein sonderlicher ort, da ein leib soll oder möge sein, als auf einem güldenen Stuhl, sondern sei die almechtige gewalt Gotts welche zugleich nirgent sein kann und doch an allen Orten sein mus.“ Darum hat sich Christus durch die Himmelfahrt nicht von uns entfernt, sondern ist uns ganz im Gegenteil nahe gekommen. So sagt Luther in äußerster Zuspitzung: „Do er auff erden war, war er uns tzu ferren, ytzund ist er uns nah.“ Der Himmel ist kein Ort im Raum, sondern Gottes Beziehung zu seiner Schöpfung in seiner Schöpfung.

Diese aus theologischen Gründen gewonnene Einsicht half den Lutheranern mit dem Zerfall des ptolemäischen Weltbildes schnell zu recht zu kommen, nicht weil sie ihre Theologie den neuen naturwissenschaftlichen Einsichten anpassten, sondern weil die neue Naturwissenschaft des Kopernikus ihre theologischen Einsichten zu bestätigen schien. Nach Kopernikus Sicht der Homogenität des Weltalls gibt es dort keine Sphären mehr, keine ausgezeichneten Orte und auch keinen Raum für den Himmel. Luther hielt Kopernikus für einen Spinner, aber er bildete sich auch nie ein, etwas von Naturwissenschaft zu verstehen. Melanchthon hingegen rang sich langsam zu einer positiven Haltung gegenüber der neuen Weltsicht durch.  Der Wittenberger Mathematiker Rhaeticus, 1537 durch Melanchthon an die Universität Wittenberg berufen, macht die Welt 1540 mit dem neuen Weltbild bekannt und überwacht später die Drucklegung von Kopernikus Hauptwerk De revolutionibus orbium caelestium (1543), das ein anderer lutherischer Theologe, Andreas Osiander, mit einer berühmten Vorrede versieht, in der er die Hypothesen des Kopernikus sachkundig empfiehlt. An den Universitäten der lutherischen Gebiete kann sich die neue Theorie schnell durchsetzen. Der Himmel ist kein Ort im Raum, sondern Gottes Beziehung zu seiner Schöpfung in seiner Schöpfung – auch naturwissenschaftlich eine befreiende Einsicht!

Was hat das alles mit unserem Predigtext aus dem Johannesevangelium zu tun? Johannes kennt die Vorstellung der Himmelfahrt aus dem Geschichtswerk des Lukas nicht. Tod und Auferstehung Jesu sind für ihn die Verherrlichung und Erhöhung Jesu zu Gott. Unser Predigttext stammt aus dem großen Redenkomplex, der im Johannesevangelium zwischen den Verrat Jesu und die Gefangennahme eingeschoben ist. Der Text steht in dem sogenannten hohepriesterlichen Gebet Jesu, das sich an die Abschiedsreden anschließt. Gemeinsam ist der Himmelfahrtsvorstellung und unserem Text zunächst der Zusammenhang des Abschieds. Jesus wird nicht mehr körperlich, auch nicht in leibhaften Erscheinungen bei seinen Jüngern sein. Aber seine Jünger werden nicht allein, als Waisen, zurückbleiben, der Geist der Wahrheit wird zu ihnen kommen und sie alles lehren. Auch bei Johannes bringt der Abschied Jesu von seinen Jüngern zwar seine  Abwesenheit als irdische Person, aber dafür eine umso größere Nähe Christi im Geist bei seinen Jüngern. Und so beginnt Jesus seine Bitte an Gott den Vater: So redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: „Vater, die Stunde ist da: Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche“. Die Verherrlichung Jesu, das ist im Johannesevangelium nicht der die Wirklichkeit des Lebens Jesu überstrahlende Glanz, sondern sein Tod, in dem Jesus, der Sohn Gottes ganz in die menschliche Wirklichkeit, die Wirklichkeit des Todes eingeht, und sie gleichsam von innen her mit seiner Herrlichkeit verwandelt. Vor der Todesstunde bittet Jesus für seine Jünger und für die, die durch das Wort der Jünger glauben werden.
„Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien. Wie du, Vater in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“
Jesus bittet für uns, damit wir alle eins seien. Ut omnes unum sint: Hier aus dieser Stelle im Johannesevangelium stammt der große Programmsatz der Ökumene. Der Satz wird oft so mißverstanden als werde uns hier eine große Aufgabe vorgestellt, die wir zu erfüllen hätten. Das ist das große Mißverständnis der Ökumene als einer menschlichen Aufgabe, die wir durch angestrengte Arbeit zu erfüllen hätten. Das Gebet Jesus lautet anders: Er bittet Gott den Vater um die Gabe der Einheit. Die Einheit der Glaubenden: das ist zuerst und zunächst die Gabe Gottes des Vaters durch Jesus Christus den Sohn. Und diese Einheit hat eine ganz spezifische Form: wie du in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein. So wie der Vater in Jesus Christus dem Sohn ist und der Sohn im Vater, so sollen auch wir durch unsere Beziehung zu Gott dem Vater durch Jesus Christus eins sein. Die Einheit der Glaubenden besteht in ihrer Beziehung zu Christus und durch Jesus Christus zu Gott dem Vater. Abgesehen von dieser Beziehung gibt es keine Einheit der Glaubenden, keine Einheit der Kirche. Die Einheit der Kirche hat ihren Grund außerhalb ihrer selbst in der Beziehung Jesu zu Gott und Gottes des Vaters zu Jesus. Darum hat diese Einheit auch ihren Zweck außerhalb ihrer selbst, sich weist über sich hinaus auf Christus. Die Einheit der Glaubenden soll geschenkt werden, „damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“ Die Einheit der Glaubenden bezeugt Christus als den gesandten Gottes des Vaters. Unser Bemühen um Gemeinschaft der Kirchen kann also nie etwas anderes sein als Zeugnis von der Einheit, die uns von Gott in Christus geschenkt ist.

Dieser Gedanke, die Beziehungseinheit zwischen den Glaubenden, Christus und Gott dem Vater wird nun noch einen Schritt vertieft. „Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.“  In der Beziehung zu Jesus und durch Jesus zu Gott dem Vater haben die Glaubenden teil an der Herrlichkeit Gottes. Durch diese Herrlichkeit erkennt die Welt, dass Gott der Vater Jesus gesandt hat und dass Gott sie liebt wie er den Sohn liebt. Wer Jesus als den Gesandten Gottes erkennt, erkennt in ihm die Liebe Gottes zur Welt.

Von der Einheit der Glaubenden in Christus, zur Teilhabe an der Herrlichkeit Gottes in Christus und so zum Hineingenommensein in die Liebe Gottes zu Jesus Christus seinem Sohn. „Vater, ich will, dass wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war.“ Das ist das Abschiedsgebet Jesu, Jesu letzter Wille: Christus will nie mehr ohne die sein, die an ihn glauben. Und die, die an ihn glauben, müssen nie mehr ohne ihn sein, denn die Liebe Gottes zu seinem Sohn Jesus Christus greift über ihn hinaus auf die Seinen. Die Liebe Gottes ist eine Liebe die sich mitteilt, vom Vater zum Sohn und vom Vater durch den Sohn zu denen, die Jesus als den Gesandten Gottes des Vaters glauben. So und nur so: an der Beziehung Gottes des Vaters zu Jesus und durch Jesus zu denen, die an ihn glauben, erkennt die Welt Gott. „Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht: ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen." Das ist die letzte Bitte Jesu: Gott der Vater möge denen, die Jesus als den Gesandten Gottes erkennen, die Einheit schenken, die sie nur in der Beziehung zu Jesus dem Sohn und durch ihn zum Vater haben, er möge sie an der Herrlichkeit teilhaben lassen, mit der der Sohn den Vater und der Vater den Sohn verherrlicht und er soll in den Glaubenden die Liebe wirklich werden lassen, mit der der Vater den Sohn liebt. Jesu Abschied von den Jüngern, das Ende seiner irdischen Gegenwart, ist die Bitte um die Gegenwart der Liebe, der Herrlichkeit und der Einheit, die Gott den Vater und Gott den Sohn verbindet mit seiner Gemeinde, damit die Welt Christus als den Gesandten Gottes glauben kann. Jesu Abschied von der Erde ist der Beginn der himmlischen Herrlichkeit der Liebe Gottes auf der Erde.

Wir merken es: Das Fest der Himmelfahrt Christi und Jesu letztes Gebet aus dem Johannesevangelium, die ganz verschiedenen Vorstellungskreisen angehören, haben dieselbe Pointe. Seit dem Abschied Jesu von der Erde ist Jesus, unser Bruder und Herr, für immer bei Gott und weil er an Gottes himmlischer Gegenwart teilhat, auch für immer bei uns.. Gott will nicht ohne den Menschen Gott sein: Es gibt keine Menschenlosigkeit Gottes mehr. Aber es gilt auch umgekehrt: Der Mensch braucht nicht mehr ohne Gott Mensch sein, wir brauchen nicht mehr ohne Gott Menschen sein: Es gibt keine Gottlosigkeit des Menschen mehr. Jesus Christus, der auferstandene und erhöhte Herr, ist die ewige Menschlichkeit Gottes und die ewige Gottbezogenheit des Menschen. Wo Jesus Christus ist, da werden wir eins in der Herrlichkeit und Liebe Gottes. Wo ist Jesus Christus? Im Himmel. Wo ist der Himmel? Dort droben? Nein, hier: wo Gott in Jesus Christus durch den Geist zu uns kommt in seinem Wort und in Brot und Wein. Hier im Zuspruch des Evangeliums in Wort und Sakrament gibt sich Gott in Christus uns ganz, damit auf Erden Himmel werde, damit die Beziehung Gottes in seiner Schöpfung für seine Schöpfung sich hier bei uns verwirklicht: als die von Gott geschenkte Einheit des Leibes Christi, als die Teilhabe an der Herrlichkeit Gottes und als die Wirklichkeit der Liebe Gottes in Christus unter uns.

Was feiern wir an Himmelfahrt? Geht Gott in Christus auf Distanz zu uns, entrückt in kosmische Ferne? Ganz im Gegenteil: Weil Christus im Himmel ist, weil er an der wirksamen Gegenwart Gottes für seine Schöpfung in seiner Schöpfung teilhat, weil er seine Gegenwart erkennbar macht in seinem leiblichen Wort und in den wirksamen Zeichen der Sakramente, darum feiern wir an Himmelfahrt die heilsame und tröstende Nähe Gottes bei uns. So Gott will, hier und heute.

Amen.

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Letzte Änderung: 22.03.2016
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