„Für Demokratie und Freiheit: Chinas Künstler der 80er Jahre“ (Yang Yang)

In den letzten ruhigen Monaten flimmerte eine bewegende Dokumentation von ARTE über die Bildschirme: „Wo de bashiniandai 我的八十年代“.

Zwei der Interviewten waren in den achtziger Jahren nach Frankreich ausgewandert und leben wohl noch heute dort. 

Wang Keping (*1949) gehörte in den späten siebziger Jahren zu den Mitgliedern der Künstlergruppe Sterne (Xingxing 星星)

Li Shuang (*1957) war die bekannteste Frau in  der Gruppe, die dann noch dadurch berühmter wurde, dass sie mit einem französischen Diplomaten liiert war. Nach einer Haftzeit durfte sie schließlich ausreisen.

Auf einigen Filmausschnitten kann man auch andere Künstler wie Huang Rui (*1952) und Ma Desheng (*1952) erkennen. Ebenso ist A Cheng (*1949) zu sehen, der später als Schriftsteller und Drehbuchschreiber (Schachkönig, Baumkönig, Kinderkönig) für mehrere Filme bekannt wurde. Es sind auch Photos von Dichtern, Künstlern und Musikern im Yuanmingyuan zu sehen. 

Die meisten der damals Beteiligten waren unter dreißig Jahre alt, heute sind sie über sechzig.

 

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Als es den Künstlern im September 1979 nicht gelang offiziell eine Ausstellung in Beijing zu organisieren, hängten sie einfach einige Kunstwerke am Zaun des Meishuguan auf, was zu einer Konfrontation mit der Polizei führte. Da es in den folgenden Tagen keine Klärung gab, organisierten die Künstler eine Demonstration im Stadtzentrum. Die Polizei beschränkte sich darauf, die Demonstranten von der Hauptstraße auf Nebenstraßen umzuleiten, sodaß wieder eine Konfrontation vermieden wurde; inzwischen waren auch ausländische Diplomaten, Journalisten und Studenten aufgetaucht. Bald darauf bekamen die Beteiligten dann doch eine Genehmigung für eine offizielle Ausstellung in der Hauptstadt, die sehr gut besucht wurde.

Viele der Mitglieder der Sterne waren mit Autoren der Gruppe befreundet, die die Zeitschrift Today (Jintian 天 ) veröffentlichte. Auch die Komponistin Liu Suola hatte Kontakt zu den Künstlern und wurde selbst Autorin.

Zu den etwas späteren hier gezeigten Stars gehörte der Musiker Cui Jian. Er wurde anfangs von den Ausländern als „Schlagersänger“ eher ignoriert, trat aber später auch in Berlin auf.

Zu den im Ausland kaum bekannten Organisatoren und Initiatoren gehört Wen Pulin, der EVENTS veranstaltete. Eine große Veranstaltung mit Musik, Theater und Kunst fand an der chinesischen Mauer nördlich der Hauptstadt statt, im Grünen - wie in Woodstock.

In Beijing fand genau zehn Jahre nach den Aktivitäten der späten siebziger Jahre Anfang 1989 eine Ausstellung von Avantgardekunst statt. Bald darauf wurde die „Göttin der Demokratie“ gefertigt, die kurz danach öffentlich präsentiert wurde.

In diesem Jahrzehnt hatte sich die Hauptstadt auch zum Zentrum der modernen chinesischen Kunst, Literatur und Musik entwickelt und die chinesischen Filme wurden in der ganzen Welt gezeigt.

Die TV-Fassung der Dokumentation war weniger als eine Stunde lang, eine ausführlichere Version wäre wünschenswert.

Für Demokratie und Freiheit: Chinas Künstler der 80er Jahre  (Buch und Regie: Yang Yang)

 

 

Dr. Thomas Kampen 

Zuletzt bearbeitet von:
Letzte Änderung: 13.12.2021
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