„Red Star over China“ von Edgar Snow wird 80

Vor achtzig Jahren erschien die amerikanische Ausgabe von „Red Star over China“; die britische Fassung war schon 1937 erschienen. Beide Ausgaben unterschieden sich inhaltlich, die zweite Ausgabe bekam auch ein amerikanisches Vorwort. Schon vor der Veröffentlichung der US-Fassung waren weite Teile des Buchs ins Chinesische übersetzt worden; wegen der damals strengen Zensur wurde der Titel „verharmlost“: z.B. „Reise in den Westen“ (Xixing manji bzw. Waiguo jizhe xibei yinxiangji). Eine deutsche Ausgabe kam damals nicht zu Stande, erst nach dreißig Jahren sahen westdeutsche Leser(innen) das Buch zum ersten mal, Ostdeutsche gar nicht. In den siebziger Jahren war die Frankfurter Taschenbuchausgabe von „Roter Stern über China“ sehr verbreitet und bei Studierenden besonders beliebt. (Da die Übersetzung auf einer von Snow nochmals überarbeiten amerikanischen Fassung beruhte, gab es leider nie eine Übersetzung des Originals.)

 

Schon vor 1936 hatten Agnes Smedley (1892-1950) und andere ( https://www.zo.uni-heidelberg.de/sinologie/shan/nl-archiv/2010_NL42.html#3 ) Bücher über die chinesischen Kommunisten veröffentlicht. Edgar Snow (1905-1972) war allerdings der erste, der ein kommunistisch beherrschtes Gebiet besuchen und dort führende Politiker interviewen konnte.   

 

Zum fünfzigsten Jahrestag der Publikation wurde 1988 in Beijing eine internationale Gedenkveranstaltung organisiert:

Jinian ‚Xixing manji‘ fabiao 50 zhounian xueshu taolunhui.

 

Zu den Gästen gehörten chinesische und westliche Bekannte des Autors, sowie Übersetzer seiner Bücher, einige Akademiker und KP-Funktionäre. Huang Hua, der 1936 als Dolmetscher fungierte und später Diplomat wurde, war einer der bekanntesten Teilnehmer der Veranstaltung. Dong Huifang, die Tochter von Dong Jianwu, der Snow in Xi’an getroffen hatte, hielt einen Vortrag. ( https://www.zo.uni-heidelberg.de/sinologie/shan/nl-archiv/2018_NL95.html#3 )

 

Veranstalter war die „San S“ bzw. „3 S“ Society, die sich mit Snow, Smedley und Anna Louise Strong beschäftigte. Da alle drei Amerikaner waren, war die Konferenz eine gute Gelegenheit, die Chinesisch-Amerikanische Freundschaft zu feiern. Schon in den neunziger Jahren galten dann Smedley und Strong als zu links und die Society geriet in Vergessenheit.

 

Ursprünglich war wohl eine Veröffentlichung der Konferenzbeiträge geplant; das Chaos im Jahr 1989 hat das jedoch verhindert. Daher sollen hier noch kurz einige andere Beiträge erwähnt werden.

Ein Chinese namens Fullsea Wang (Wang Fushi) gehörte zu den ersten Übersetzern des Buchs. Ein weiterer Chinese (An Wei) berichtete über Snows erste Frau Helen Foster (1907-1997), die 1937 in die gleiche Gegend reiste und damals das Pseudonym „Nym Wales“ benutzte. ( https://www.zo.uni-heidelberg.de/sinologie/shan/nl-archiv/2017_NL90.html#4 )

 

Mehrere Journalisten (James Bertram, David Crook und John Powell), die noch zu Snows Generation gehörten, schrieben Beiträge. Eine eher passive Teilnehmerin war die seit 1933 in China lebende Österreicherin Ruth Weiss. ( https://www.zo.uni-heidelberg.de/sinologie/shan/nl-archiv/2006_NL06.html#3 )

 

Zwei Teilnehmer, Robert Farnsworth und S. Bernard Thomas, veröffentlichten einige Jahre später Biographien von Snow; eine Amerikanerin schrieb ein Buch über Smedley.

 

Im Zusammenhang mit der Konferenz konnte ich auch die oben erwähnte Dong Huifang zu einem Gespräch treffen. Außerdem lernte ich einen damals in Beijing wohnenden Übersetzer des Buchs kennen: Dong Leshan (1924-1999) - ein bemerkenswerter Intellektueller, der auch Orwells „1984“ übersetzt hatte.

 

 

Red Star Over China by Edgar Snow

 

 

Literatur:

 

Red star over China. Snow, Edgar. - Left book club ed.. - London : Gollancz, 1937.

 

Roter Stern über China. Snow, Edgar. - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuchverl., 1974.

 

Season of high adventure : Edgar Snow in China.  Thomas, Samuel Bernard. - Berkeley : Univ. of California Press, 1996.

 

From vagabond to journalist : Edgar Snow in Asia 1928-1941. Farnsworth, Robert M.. - Beijing : Foreign Language Press, 1996.

 

 

Autor: Dr. Thomas Kampen

 

 

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Letzte Änderung: 30.01.2019
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