Europäische Sinologinnen und Sinologen (1948-2018)
Vor siebzig Jahren (1948) fand die erste sinologische Nachkriegskonferenz in England statt; in diesem Jahr (2018) fand die EACS-Konferenz in Schottland statt.
1948 luden Edwin Pulleyblank (1922-2013) und Piet van der Loon (1920-2002) nach Cambridge, London und Oxford ein, um die Zusammenarbeit jüngerer europäischer Wissenschaftler zu verbessern. Vier Damen und vierzehn Herren nahmen teil, die meisten waren keine Professoren. Danach folgten mehr als zwanzig jährliche Treffen der „Junior Sinologues“ (https://www.zo.uni-heidelberg.de/sinologie/institute/staff/kampen/eacs.html).
1975 wurde dann die European Association of Chinese Studies (EACS) in Paris gegründet, 1976 organisierte die EACS ihre erste große Konferenz. Sie fand im September statt – als Mao Zedong starb (https://www.zo.uni-heidelberg.de/sinologie/shan/nl-archiv/2016_NL88.html#5).
Drei Konferenzen waren in der Geschichte der europäischen Sinologie besonders interessant. Die erste von diesen fand gar nicht statt. 1968 hatte der tschechische Professor Jaroslav Prusek (1906-1980) die Junior Sinologues nach Prag eingeladen, wegen der sowjetischen Invasion konnte diese Tagung aber nicht stattfinden. Der fleißige Wissenschaftler hat aber einen Konferenzband zum Thema „Vierte Mai Bewegung“ zusammengestellt, der auch gedruckt werden konnte (https://www.zo.uni-heidelberg.de/sinologie/shan/nl-archiv/2010_NL44.html#8).
1994 fand dann tatsächlich eine Konferenz in Prag statt bei der der verstorbene Professor gewürdigt wurde. Für Heidelberg war 2004 die Tagung der EACS wichtig, die die bis dahin größte war. (Damals gab es SHAN noch nicht, sodass wir nicht aktuell berichten konnten.)
In diesem Zusammenhang sollten zwei Persönlichkeiten der Sinologie erwähnt werden, die jahrzehntelang bei der EACS eine wichtige Rolle spielten: Glen Dudbridge und Brunhild Staiger. Beide wurden 1938 geboren und starben im Jahr 2017. Beide waren Präsidenten der Organisation, Dudbridge wurde 1998, Staiger 2004 (in Heidelberg) gewählt. Dudbridge war vor allem in Cambridge und Oxford aktiv, die aus dem Berliner Raum stammende Staiger in Hamburg am Institut für Asienkunde; sie war u.a. an der Herausgabe des alten China Handbuchs (1974) und des neuen China Lexikons (2003) beteiligt.
Literatur:
Jaroslav Prusek (ed.), The May Fourth Movement in China, Prague, 1968.
Thomas Kampen, Sinologie im 20. Jahrhundert, Heidelberg, 2011.
Autor: Dr. Thomas Kampen
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